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der Windstärke spielt sieh an diesen Orten allgemein ab, während die Sonne
am Himmel steht; in der Nacht hält sich die Windstärke gleiehinäfsig niedrig,
und selbst in den ersten Stunden nach Sonnenaufgang weicht sie nur wenig
von diesem nächtlichen Werthe ab. Der Wind erwacht, namentlich an heiteren
Tagen, einige Stunden nach Tagesanbruch und schläft nur Nacht wieder ein.
Dazwischen aber steigert er sieh gegen Mittag, auf Ebenen im Innern tropischer
und subtropischer Festländer, alltäglich fast zur Stärke eines Sturmes; nament
lich ist dieses in den Hegenden regelmäfsiger Herrschaft des Passats nud in
der Trockenzeit der Fall, wie das Hann durch eiue Reihe interessanter Aus
züge aus deü Reiseberichten von' Schweinfurt h, Nachtigal, Sachs und
Jonas nachweist; dasselbe habe ich an heiteren Frühlingstagen zu Simferopol
in der Krim häufig beobachtet, wo mehrere Tage nach der Reihe Tags Ost-
sturm, des Nachts fast Windstille herrschte, in der Tropenzone beträgt die
gröfste Geschwindigkeit am Tage meist mehr als das Doppelte, der kleinsten in
der Nacht; in unseren Breiten ist dieses nur bei heiterem Wetter der Fall,
während im Durchschnitt aller Tage hier die gröfsto Geschwindigkeit selten mehr
als das Anderthalbfache der kleinsten beträgt. Am stärksten ausgesprochen unter
den bekannten Stationen ist diese Periode in Batavia, wo von l' 1 bis 6 h a. m.
85 % aller Beobachtungen Windstille geben, zwischen Mittag und 2 h p. tu. da
gegen nur 1 %• Dargestellt findet man diesen Typus der täglichen Aenderuugen
der Windgeschwindigkeit durch die Kurven d, h, k, 1 und m der nebenstehen
den Tafel.
Ganz anders liegen die Verhältnisse auf dem offenen Meere, in sehr
klarer Weise tritt dieser Gegensatz hervor in den Resultaten der „Chalienyer“-
Expedilion, wie sie von Buchau bearbeitet und in der englischen Zeitschrift
„Nature“ (Nummer vom 1. März 1883) auszugsweise veröffentlicht sind. Die
Beobachtungen sind an 1202 Tagen angestellt (täglich mindestens 12 Mal), wo
von 650 Tage auf die offene See und 552 Tage auf die Nähe des Landes ent
fallen; die Windstärke wurde nach Beaufort’s Skala geschätzt. Die Kurven b
und c unseres Diagramms zeigen den täglichen Gang der Windstärke für die
hohe See und die Küstcuge Wässer getrennt. Die mittlere Wiudstärke stellte
sich für die erster© auf 2,9, für die letztere nur auf 1,9; der Unterschied ist
am gröfsten um 4 h a. m., wo er sich auf etwa 5 Sm in der Stunde beläuft, am
kleinsten um 2 h p. m., wo er nur etwa 2‘/s Sm ist. Die Küstengewässer zeigen
nämlich, wenn auch etwas abgeschwächt, deutlich diejenige tägliche Periode
der Windstärke, welche wir soeben vom Laude körnten gelernt haben, auf dem
offenen Ocean dagegen zeigt sich nach diesen Wertheu so gut wie gar keine
tägliche Schwankung in der Windstärke, sondern behält dieselbe auch für die
ganze Nacht den gleichen relativ hohen Werth, welchen sie am Tage hatte.
Es ist zu vermuthen, dals in der Zahlenreihe, welche Coupvent des Bois
für die tägliche Windstärke auf dem Meere giebt, und welche auf 7969 Beob
achtungen im Atlantischen, Indischen und Grofsen Ocean aus den Jahren 1837
bis 1840 beruht, die Unterscheidung zwischen hoher See und Küstengewässern
nicht gemacht ist: dieselbe ist durch die Kurve f in unserer Tafel wieder-
gogeben; die Form der Periode ist diejenige wie auf dein Festlande, allein das
Minimum verhält sich zum Maximum nur wie 1 : 1,06.
Wesentlich anders ergiebt sich die tägliche Periode in der Stärke des
Passats auf hohem Meere aus zwei Bestimmungen von Toynbee resp. Hann
und von Sprung, welche unter sieh, trotzdem sic auf relativ sehr spärlichem
Materiale beruhen, vortrefflich übereiustimme«. Die erstere, von Dr. Hann
(a. a. 0. Seite 49) mitgethcilte Zahlenreihe ist aus Beobachtungen zweier eng
lischer Schiffe abgeleitet und ist das Mittel aus nur 17 Tagen; die zweite, von
Dr. Sprung im Archiv der Seewarte, 1879, No. 2, Seite 15, mitgetheilte Reihe
ist aus sieben deutschen Wetterbiicheru abgeleitet und ist das Mittel aus
92 Tagen; dieselbe ist der Kontrolle halber in doppelter Weise abgeleitet,
einerseits aus den geschätzten Windstärken des Journals, andererseits aus den
gesegelten Disiauzen, uud für die vier Jahreszeiten gesondert; die Ueberein-
sliinmuug dieser acht Binzeireihen ist im Wesentlichen eine so gute, dafs das
Hauptresultat, welches wir durch die Kurve a unserer Tafel anführen, schon
jetzt gesichert erscheint, so wünschenswerth weitere Zusammenstellungen über
diesen Punkt immerhin sind. Die eigenthümliche, allerdings nur schwache