Kleine hydrographische Notizen.
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Kleine hydrographische Notizen. 1 * )
1. Beschreibung von Port Victoria an der Themse. England.
(„Nuutical Magazine“ pag. 767, London 1882.) An den Ufern des Medway,
etwas unterhalb und querüber von Queenborough, ist an dem tiefen Wasserkanal
des Flusses ein neuer Hafen eröffnet worden, welcher den Namen Port Victoria
erhalten hat. Derselbe liegt sehr günstig für den kontinentalen und trans
atlantischen Verkehr, sowohl für Passagiere als auch für Handelsgüter. Es
können daselbst zu jeder Zeit mit Leichtigkeit die gröfsten Schiffe laden und
löschen; dieser Hafen, welcher mittels Eisenbahn in 50 Minuten von London zu
erreichen ist, gestattet den Schiffen, nach Wunsch den vielfach gekrümmten und
oft überfüllten Wasserweg der Themse zwischen Gravesend und den Docks
zu vermeiden. Man beabsichtigt daselbst eine Mole zu baueu, an welcher
die Schiffe bei 8,3m Niedrigwasser Springzeit aulegen können. Diese Mole soll
eine Länge von 137m und eine Breite von 15m erhalten; sie wird einen Raum
mit 6,7m Tiefe bei Niedrigwasser einschliefsen. Die Hauptmole, mit deren
Erbauung sofort begonnen wird, wird ungefähr 91m in den Flufs hineinragen
und im Ganzen eine Länge von 183m und eine Breite von 18m erhalten. Die
Eisenbahn wird auf der Mole bis zu den betreffenden Schiffen führen, so dafs
sowohl die Passagiere, als auch die Frachtgüter direkt von der Bahu in die
Schiffe befördert werden können. Dio Gesellschaft, welche diesen nafen an
gelegt hat, hat 500 Acres Land in der Nähe des Hafens erworben, um daselbst
Docks auzulegen.
2. Ankerplatz in der Bucht von Palmas. 8 ) Südküste von Sar
dinien. Nach einem Bericht des Kommandanten S. M. Aviso „ZietenKorv.-
Kapt. Bar andón, hat derselbe auf der Reise von Malta nach Gibraltar
vorübergehend in der Bucht von Palmas, an der Südküste von Sardinien,
geankert. Diese Bucht gewährt einen vorzüglichen Schutz gegen alle Winde,
mit Ausnahme der SW- und SE-Winde. Das Ansteuern der Bucht bietet keine
Schwierigkeiten; mau fiudet in derselben eine gleichmäfsig abnehmende Wasser-
tiefe. Es wurde auf lim Wasser, auf mit Taug bewachsenem Sandgrund, in
folgenden Peilungen geankert: Canai - Thurm in SW und San Antonio-Fort
in NzWVsW.
3. (D. S.) Bemerkungen über Mayo (Kap Verde’sche Inseln) 3 * )
von Kapitän F. Niejahr von der Deutschen Bark „J. F. Pust“. Am 20. De
zember 1881 wurde St. Vincent verlassen und am 21. Mayo erreicht. Die
Rhede von Mayo gewährt zu der Jahreszeit unserer Anwesenheit einen an
genehmen Ankerplatz, frei von jeder Dünung. Der Ballast kann, wenn er aus
Sand besteht, auf derselben Stelle, wo man ladet, über Bord geworfen werden.
Besteht derselbe aber aus Steinen, so rnufs man entweder mit dem Schiffe nach
dom sogenannten Porto pequeño, westlich der Sandspitze an der SW-Seite der
Insel, versegelu, um die Steine dort über Bord zu werfen, oder man rnufs für
diesen Zweck Leichter engagiren. In beiden Fällen ist ein Erlaubnisschein
von dem Hafenmeister erforderlich. Brauchbares Trinkwasser wird aus der
Sauddüne, die den Hafen nördlich begrenzt, gewonnen, und kostet das Fafs von
100 Gallonen 1 Doll. Fleisch, Hühner und Kürbisse sind stets billig zu haben
und wenn Boote von St. Jago einkommen, ebenfalls Mais, Kokusniisse und
andere Früchte.
4. Ansegelung von Colonia. Rio de la Plata. Nach einem Be
richt S. M. Kbt. „Albatroß“, Korv.-Kapt. von Pawelsz, liegt die Stadt Colonia
del San Sacramento am nördlichen Ufer des Rio de la Plata; die Rhede ist
durch die Inseln Farallón, San Gabriel und die beiden Inseln Lopez gegen
westliche und südliche Winde gut geschützt, doch ist das Fahrwasser durch die
mangelhafte Betonnung sehr schwierig, so dafs man einen Lotsen gebrauchen
mufs. Die Stadt selbst macht einen sehr traurigen Eindruck und hat nur
wenig Handel. Deutsche Kaufleute sind nicht vorhanden, doch ist ca 4 deutsche
Meilen von der Stadt eine der besten Estancias der Republik Uruguay im
Besitz ciues Deutschen.
l) Die mit (i>. S.) bezeichneten Notizen sind von der Deutschen Seewarte eingesendet.
-) Vgl. ,Mediterranean Pilot“, Vol. I, pag. 420.
3) S. Kindlay: „North Atl. Mem.“, 13. ed. (1873), pag. 704.
A toi. d. Hydr. etc.. 1SS3, Heft I.
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