Oie «Irei norwegischen Nordmeer-Kxpcditionen 1876—78.
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Die aus den stündlichen Beobachtungen der drei Sommerfahrten 1876 bis
1878 hergeleiteten drei Kurven der täglichen Periode des Luftdruckes zeigen
zunächst, dafs diese Periode in den verschiedenen Jahren und in den ver
schiedenen Breiten im Ganzen und Grofsen sich gleich geblieben ist. Das
Minimum traf in allen drei Sommern stets auf die Morgenstunden zwischen
3 h und 6 h und das Maximum auf die Nachmittagsstunden zwischen l h und 5N
Iu den Sommern 1876 und 1878 hatte die Periode 2 Wellen mit einem
schwachen sekundären Minimum des Nachmittags und einem sekundären Maximum
iu den späten Abendstunden; auch für 1877 fand Mohn ein solches, aber sehr
schwaches gegen 5 h p. in.
Da diese drei Kurven einander sehr ähnlich sind, berechnete Mohn aus
ihnen eine Durchschnittskurve und erhielt so:
1. Maximum um 2 b 15'” p. m.; Abweichung vom Mittel -|- 0,24 mm.
1. Minimum um 4 h 15 m a. m.; „ „ „ —0,29 mm.
Amplitude: 0,53 mm.
2. Maximum um 10** 15“ p. m.; Abweichung vom Mittel -f- 0,06 mm.
2. Minimum um 9 h 0 m p. m.; „ „ „ -j- 0,05 mm.
Diese von der anderweitig für niedrigere Breiten bekannten täglichen
Periode (Hauptmaximum am Vormittag und Hauptminimum am Nachmittag)
abweichenden Zeitangaben für das Maximum und Minimum des Luftdruckes in
dem europäischen Nordmeere (Maximum des Nachmittags und Minimum des
Vormittags) werden bestätigt durch den Gang des Luftdruckes an 8 norwe
gischen Küstenstationen, auf Island und den Färöern, wo das Maximum und
Minimum in derselben Tageszeit eintritt, wie auf See.
A. Buchau bemerkt in seiner Besprechung dieser Mohn’schen Abhand
lung in der „Nature*, Vol. 28, No. 721, pag. 398, dafs diese selbe Periode (mit
einem Maximum des Nachmittags und einem Minimum des Morgens) von der
67i«/A«</er-Expedition in dem Antarktischen Ocean ebenfalls konstatirt worden
ist. Hiernach scheint auf offener See in den höheren Breiten des Atlantischen
und des Antarktischen Oceans der tägliche Gang des Luftdrucks, abweichend
von dem in niederen Breiten bekaunten, sich zu verhalten, indem er nur ein
Maximum und ein Minimum aufweist und beide Phasen zu entgegengesetzten
Tageszeiten, als in dieser, eintreten.
Dagegen will Mohn (a. a. O. pag. 109) auch für die antarktischen
Gegenden zwischen 60° und 78° S-Br in den Sommermonaten (Januar und
Februar) ein Vormittags-Maximum (um 3 h a. m.) und ein Nachmittags-Minimum
(um 6 h p. m.) aus den „Contributions to our Knowledge of the meteorology of
the antarctic regions (1873)“ herleiten, mit einem schwachen sekundären Maximum
(um Mittag) bezw. Minimum (um 9 h a. m.).
Auch die Untersuchungen Koldewey’s über den täglichen Gang des
Luftdruckes an den eisumgürteten Küsten Ostgrönlands in den Sommermonaten
(1870) und von Wijkauder in der Mossel-Bai an der Westküste von Spitz
bergen (1873) zeigen ein doppeltes Maximum und Minimum des Luftdruckes,
das Hauptmaximum um ll h a. m. und das Hauptminimum um 6 h bezw. 7 h p. m.
(also beide Phasen sehr verspätet gegen die in niederen Breiten beobachteten);
die schwächeren Maxima und Minima um ll h bis 12 h p. m. und 4 h bis 6 h a. m.
Die Amplitude der Barometerschwankungen ist bei Grönland 0,25 mm, bei
Spitzbergen 0,19 mm, also in beiden Fällen klein. Ebenso haben die stündlichen
Beobachtungen zu Pitlekai 1878/79 ein Vormittags-Maximum (10 11 30“ a. m)
und ein Nachmittags-Minimum (5 b 12“ p. m.) mit einer Amplituae von 0,42mm
ergeben (s. diese Annalen pag. 513).
Ob der oben erwähnte Gang der täglichen Variation des Luftdrucks
eine charakteristische Eigenthümlichkeit des norwegischen Nordmeeres in den
Sommermonaten ist, müssen erst spätere Untersuchungen entscheiden (a. a. 0.
pag. 110).
2. Temperatur, a) 1876. Die Anzahl der Beobachtungstage war 31;
ihre räumliche Vertheilung war dieselbe, wie bei den Beobachtungen des
Luftdrucks (s. sub 1).
Die nach der Bessel’schen Formel für diesen Zeitraum und Meeresstrich
berechnete Kurve ergiebt für das tägliche