Eingänge von meteorologischen Journalen etc., September 1882.
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23. Reis« des eisernen Hamburger Dreimastschoners „Margaretha Baiser“.
Kapt. F. H. C. Wienefeld.
Am 20. Mai 1882 verliefs der Guineafahrer „Margaretha Gaiser“ den
Kanal, um nach Lagos zu segeln. Auf den heftigen Ostwind, bei welchem das
selbe geschah, folgte noch an demselben Tage westlicher Wind, und konnte man
dann in nächster Zeit nur in langsamer Weise nach Süden hin fortschreiten.
Am 4. Juni wurde in der Nähe von 32,5° N-Br in 15,3° W-Lg, bei einem
höchsten Barometerstände von 769,5mm, das Passatgebiet erreicht. In dem
selben beobachtete man anfänglich nur flaue Briese, und erst südlich von
29° N-Br etwas frischeren Wind. Das Schiff durchsegelte das Passatgebiet
dann auf östlich von den Kap Pente-Inseln liegender Route und gelangte am
15. Juni zu der in 8° N-Br und 22° W-Lg liegenden äquatorialen Passatgrenze.
Nachdem man dieselbe überschritten hatte, wurde gleich südwestlicher Monsun
angetroffen, welcher in kurzer Zeit vom ganz leiseu Zuge zur frischen Briese
zutahm, von starker Ostströmung begleitet war und das Schiff rasch nach
Südosten hinführte. Am 23. Juni überschritt „Margaretha Gaiser“ die Länge
des Kap Palmas, am 26. Juni in 5° N-Br den ersten Meridian, und am 29. Juni
wurde die Rhede von Lagos erreicht. Die Reise war in 40 Tagen vollendet
worden. Während derselben hatte man: 40° N-Br in 13,2° W-Lg am 30. Mai,
30° N-Br in 18,4° W-Lg am 6. Juni, 20° N-Br in 21,3° W-Lg am 10. Juni
und 10° N-Br in 22,3° W-Lg am 15. Juni geschnitten.
Schon am 13. Juli ging „Margaretha Gaiser“ wieder von Lagos aus in
See, um nach Hamburg zurückzukehren. Sie segelte bei günstigem westlichen
Winde über B. B.-Bug und gelangte, ohne nennenswerthen Oststrom angetroffen
zu haben, bis zum 17. Juli nach 1,8° N-Br in 4° O-Lg. Von diesem Punkte
aus wurde meistens über St. B.-Bug gesegelt, obgleich bei schralerem Winde
auch noch mehrere Schläge nach SO gemacht wurden. Da der angetroffene
Wind nun im Allgemeinen raum und ziemlich frisch auftrat, und die Strömung
schon stark nach Osten versetzte, nahm die Reise einen ganz befriedigenden
Verlauf. Als südlichster Punkt wurde 0,8° N-Br in 9° W-Lg am 24. Juli
berührt; am 20. Juli war in 2° N-Br der erste Meridian gekreuzt worden, und
am 28. Juli befand sich der Schoner in 2,5° N-Br und 14,5° W-Lg. Von
diesem, zu östlich gelegenen Punkte aus liefs Kapt. Wienefeld einen nörd
lichen Kurs verfolgen. Der Wind veränderte sich, so wie man jetzt weiter
nach NW hin vorrückte, von SSE durch Süd nach West, und ohne dafs Störung
angetroffen worden war, gelangte „Margaretha Gaiser“ bis zum 3. August nach
12,4° N-Br in 23° W-Lg. ln diesem ungünstigen, südlich von der Kap Verde-
Gruppe gelegenen Punkte endete der westliche Monsun, und es folgte auf ihn
zunächst Stille und ganz leiser westlicher Zug, der, als man bei ihm weiter
nach Norden hin vorrückte, sich nach NW veränderte. Von 13,3° N-Br in
23,7° W-Lg an, wo man sich am 5. August befand, wurde ein nordöstlicher
Kurs verfolgt, auf dem man bald östlich von der Kap Pmk-Gruppe gelangte.
Margaretha Gaiser“ gerieth dort aber, wo der Wind eine hoch nördliche
Richtung angenommen hatte, in eine sehr ungünstige Lage; es zeigte sich
jetzt, wie wenig vortheilhaft es für den Verlauf der Reise ist, wenn aus dem
Busen von Guinea kommende, nach dem Kanal bestimmte, Schiffe von der Linie
aus zu früh einen nördlichen Kurs einschlagen. Es sollten diese Schiffe das
ganze Jahr hindurch nicht eher nach Norden steuern, als bis sie die Route der
vom Kap der guten Hoffnung heimkehrenden Schiffe erreicht haben. „Margaretha
Gaiser' 1 wurde schliefslich durch die, östlich von der Kap Pmfc-Gruppe an
getroffenen, Verhältnisse noch ausnahmsweise begünstigt, denu nachdem sie am
11. August nach 17,6° N-Br in 20,3° W-Lg gelangt war, konnte von dort in
einem Schlage nördlich von der Inselgruppe weg nach Westen gesegelt werden.
Der anfänglich sehr schrale, später raumere Passat begleitete das Schiff dann
ohne Unterbrechung bis nach 40° N-Br in 33° W-Lg. Erst in der Nähe dieses
Punktes lief der Wind am 25. August südöstlich. Der hier 771,7mm betragende
Luftdruck hatte unweit 36,5° N-Br mit 774,0mm seinen höchsten Stand erreicht
gehabt. Nördlich von 40° N-Br veränderte sich der Wind bald durch Süd
nach West, und konnte der letzte Reiseabschnitt dann bei nur aus westlicher
Richtung wehendem Winde in rascher Weise zurückgelegt werden. Am
Aira. d. Hfär. etc,, 1831, Heft 1. 7