42
Eingänge von meteorologischen Journalen etc., September 1882.
nach NW, und es schien, als ob endlich die Reise einen günstigeren Verlauf
nehmen wolle. Nach einigen Tagen lief der Wind aber wieder um nach Osten,
wehte von daher nun sogar stürmisch und machte jeden Fortschritt, aufser
nach Süden hin, unmöglich. In fünf Tagen konnte nur 2° Grad Länge gut
gemacht werden. Es schien, als ob von „Triton“ hier keine Westwinde anzu-
treffen wären. Als endlich am 6. Mai, in der Nähe von 52° S-Br in 114° W-Lg,
westlicher Wind einsetzte, war derselbe noch nicht von langer Dauer. Am
15. Mai nahm der Wind abermals nordöstliche Richtung an, und am 16. Mai
überstand die Bark in der Nähe von 58,5° S-Br und 71° W-Lg einen, zwar
nur kurzen, aber sehr heftigen NE-Sturm, bei dem der Luftdruck bis auf
737,5 mm sank. Als sich dieser Sturm gemäfsigt hatte, folgten höchst unbe
ständige, flaue Ostwinde, und bei solchen erreichte man auch am 20. Mai den
Meridian des Kap Horn. Es waren bis dahin nicht weniger als 66 Tage nach
dem Vcrlasseu der Küste Australiens verflossen. Während dieser Zeit hatte
man: 150° O-Lg in 48,5° S-Br am 24. März, 180° Länge in 50,8° S-Br am
I. April, 150° W-Lg in 46° S-Br am 9. April, 120° W-Lg in 50,6° S-Br am
28. April und 90° W-Lg in 56,5° S-Br am 12. Mai überschritten.
Unter den 66 Tagen, welche „Triton“ auf der zwischen Australien und
Kap Horn liegenden Strecke zugebracht hatte, befinden sich nicht weniger
als 31, an denen östlicher Wind von längerer oder kürzerer Dauer beobachtet
wurde. Dieses Vorkommen zeigt von Neuem die scIiod früher wiederholt ge
machte Erfahrung, dafs im südlichen Winter in höherer Breite des Grofson
Oceans die Herrschaft des Westwindes keineswegs eine solch ununterbrochene
ist, wie dieses früher wohl oft behauptet und angenommen worden ist. Die
Verhältnisse, welche „Triton* fand, waren zweifellos selten ungünstige. Unter
sucht man jedoch die Fahrt der Bark über dieses Meer mit Bezug auf die dort
verfolgte Route, so zeigt es sich, dafs es jedenfalls besser gewesen wäre, wenn
Kapt. Reinicke sich mehr bemüht hätte, die eiumal erreichte Breite fest
zuhalten, sich nicht zu weit aus seinem Kurse nach Norden hin hätte abdrängen
lassen. Als der Gegenwind zuerst aus SE einsetzte, konnte nicht anders ge
handelt werden, als nach NO zu steuern. Denn bei dem damals tnäfsig hohen
Stande des Luftdrucks konnte mit vollem Recht ebenso gut vermuthet werden,
dafs man sich an der Südseite einer Depression befände, dafs, wenn man weiter
nach Norden segelte, dort fallendes Barometer und Westwinde sich einstellen
würden, als dafs das Gegentheil der Fall sei. Nachdem Kapt. Reinicke aber
eine bedeutende Strecke wieder nach Norden gekommen war, dort der Luft
druck langsam und stetig stieg und der Ostwind schwächer und schraler wurde,
die Bark also augenscheinlich anstatt zur Mitte einer Depression inmitten eines
Gebietes des Maximums gerathen war, und es sich nun zeigte, dafs eine gäuz-
liche Verschiebung der Wetterlage erfolgt sei, deren Auftreten freilich in keiner
Weise hätte vorausgesehen werden können, würde es unbedingt vortheilhafter
gewesen sein, zu wenden und nach Süden zu segeln. Dafs damals diejenigen
Schiffe, welche sich in höherer Breite hielten, raschere Reisen als „Triton“
machten, zeigt die Fahrt des eisernen Hamburger Vollschiffes „Undine“, Kapt.
J. F. List, welches am 21. März von Melbourne abgegangen war. Dieses
Schiff befand sich am 8. April Mittags in 48° S-Br und 159,5° W-Lg, während
gleichzeitig „Tritons“ Standpunkt in 47° S-Br und 154,5° W-Lg war. Der
frische Südwind, bei dem beide Schiffe an diesem Tage segelten, veränderte
sich am nächsten Tage nach SE und hielt sich so mehrere Tage. Beide Schiffe
wurden durch denselben nach Norden hin abgedrängt. „ Triton“ verlor aber
bedeutend mehr Breite als ,,Undinedenn als am Mittage des 12. April
„Undine“ nach 47,4° S-Br in 147,7° W-Lg gelangt war, stand gleichzeitig
„Triton“ in 44,5° S-Br und 141,5° W-Lg. Als dann bei dem Vollsehiffe
der, während der letzten 24 Stunden aus NW wehende, Wind wieder nach
Ost umlief, liefs Kapt. List nach SSO steuern, während „Triton“ bei dem, freilich
nur für kurze Zeit herrschenden, SW-Winde einen Ostknrs einsehlug. Auch
„Undine“ wurde auf dem ferneren Wege zum Kap Horn durch Ostwinde noch
lange aufgehalten, erreichte aber dennoch die Länge dieses Vorgebirges am 11. Mai,
neun Tage vor dem „Triton 1 *. Sehr viel günstigere Winde als diese beiden
Schiffe hatte das Vollschiff „Border Chief* auf seiner Fahrt über den Grofsen
Ocean angetroffen. Dasselbe, welches von Port Pirie nach London bestimmt,