Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

Winde und Strömungen in der Kariiuatu-Strafcc. 
465 
entschieden ist. Aber auch zwischen deu Sandbänken, wo mau uoch freie, tiefe 
Fahrwasser autrifft, wird man leicht durch den Strom irregeführt, denn wenn 
sich der Gezeitenstrom mit dem Triftstrom vereinigt, erreicht das Wasser in 
den engeu Passagen nicht selten eine Geschwindigkeit von 2 bis 3 Stn. Aus 
der hydrographischen Aufnahme, die unlängst von S. M. Vermessungsschiff 
„Hydrograaf “ gemacht worden ist, geht freilich hervor, dafs die Gefahren dieses 
Küstentheils in den alten Karten und Segelhandhüchern etwas übertrieben 
worden sind, doch dies schliefst nicht aus, dafs der Seemann, der zur Ab 
kürzung seiner Reise zwischen den Ränken hindurch und in Sicht des Landes 
gehen will, um sieh hier zu orientiren, im Besitze von Specialkarten sein unifs, 
besonders wenn die Fahrwasser nicht genauer durch Baken und Secmarkeu an- 
gedcutot sind. Ohne diese Hülfsmittel mufs von der SW-Spitzo von Borneo ein 
guter Abstand genommen werden, so wie Horsburgh bereits gewarnt hat: 
„Give it a good berth.“ 
Wiewohl im Anfang Oktober noch südöstliche Winde erwartet werden 
können, fängt doch gcwöhulich das Wetter um diese Zeit au, seinen Charakter 
zu verändern. In der Mitte des Tages wehen meistens flaue südöstliche und 
südliche Winde, die gegen Abend still werden, wohingegen Nachts der ab- 
kiihlendc Landwind von den feuchten Sümpfen der Westküste Borneo’s her sich 
auf einen ansehnlichen Abstand vom Lande fühlbar macht. Unwetter mit 
vielem Regen, zuweilen mit heftigen Böen aus Westen, wechselu ab mit mehreren 
hinter einander folgenden Tagen der Windstille und schönen Wetters, welches 
letztere so allmählich den in unserem ganzen Indischen Archipel bekannten 
Charakter des Monsunweehsols annimmt. Der Monat November wird hier 
besonders als Regenmonat angesehon. Wenngleich selbst die trockensten 
Monate Juli und August hier nur sehr selten ohne häufige Niederschläge 
verlaufen, so fällt doch im November fast immer bedeutend mehr Regen, 
wie in den übrigen Monaten, und das Wasser in den Flüssen erreicht alsdann 
den höchsten Stand des Jahres. Auf dom Flusse vor Pontianak, das kaum 
12 Km stromaufwärts liegt, ist dauu der Riuflufs der täglichen Flutli auf das 
abströmende Flufswasscr kaum noch bemerkbar; mau sieht nur zur Zeit der 
Springftuth, infolge der aufkommeuden Fluth, das Wasser weniger schnell ab- 
strömen. Zu dieser Zeit wird auch das meiste Treibholz abgeführt, und los 
gerissene Uferstücke werden dann in der Strafse noch häufiger wie gewöhnlich 
als treibende Inseln angesehen. Dies ist hauptsächlich der Fall, wenu in deu 
vorhergehenden Monaten der Wasserstand im Flusse im Allgemeinen niedrig 
gewesen ist, und infolge dessen die Flufsufer unterspült worden sind. Wenn 
dann das Wasser rasch über die unterminirteo Ufer steigt, wird es der kräftigen 
Strömung leicht, das Werk der Zerstörung zu vollenden. 
Oft sind die Regenschauer, die, im Verhältnifs wie sich der Westmonsun 
nähert, schneller und schneller aufeinander folgen, von heftigen Windstöfscu 
begleitet, und mufs man, besonders wenn die Böe aus NW mit einer dicken 
blaugi auen Luft vom Horizont aufgezogen kommt, auf plötzlich eiufallende harte 
Wiude gefafst sein, auf welche rasch eine hoch anwachsende Sec folgt. Auf 
der Aufsenrhede von Pontianak wird es dann schon sehr unbehaglich. Fast 
immer wird, infolge der Strömung des Flusses, das hier zu Anker liegende 
Schiff quer zu Wind und See liegen, und es läfst sich leicht ciusehen, dafs 
dann von den hoch auflaufenden Wogen, die hier durch eine ausgedehnte flache 
Schlammbank in ihrer Fahrt anfgehalten werden, eine unruhige, lästige See 
erzeugt wird, die schon auf grofsem Abstande von der Schlammbauk zu brechen 
beginnt. Im Westmonsun ist deshalb anzuempfehlen, weit aufserhalb der Rhede 
bojen in 6 bis 8 Fad. Tiefe zu ankern, denn mehrmals ist es auf der Rhede 
von Pontianak vorgekommen, dafs durch schweres und anhaltendes Schlingern 
die in den Davits hängenden Boote verloren gingen und bedeutende Havarien 
am Takelwerk gemacht wurden. 
Die Äamnäta-Strafse ist der vielen Wasserhosen wegen bekannt, und 
hauptsächlich werden dieselben in den Monaten des Westmonsuns uud des 
Monsunwechsels gesehen. Nicht selton sind zwei auch drei Wasserhosen gleich 
zeitig am Horizont sichtbar, und im März 1882 wurden selbst sechs Wasser 
hosen in demselben Augenblick gesehen. Dies war somit zur Zeit des Wechsels 
nach dem Westmonsun. Auch dann können die bekannten heftigen Böen aus
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.