Winde und Strömungen in der Kariiuatu-Strafcc.
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entschieden ist. Aber auch zwischen deu Sandbänken, wo mau uoch freie, tiefe
Fahrwasser autrifft, wird man leicht durch den Strom irregeführt, denn wenn
sich der Gezeitenstrom mit dem Triftstrom vereinigt, erreicht das Wasser in
den engeu Passagen nicht selten eine Geschwindigkeit von 2 bis 3 Stn. Aus
der hydrographischen Aufnahme, die unlängst von S. M. Vermessungsschiff
„Hydrograaf “ gemacht worden ist, geht freilich hervor, dafs die Gefahren dieses
Küstentheils in den alten Karten und Segelhandhüchern etwas übertrieben
worden sind, doch dies schliefst nicht aus, dafs der Seemann, der zur Ab
kürzung seiner Reise zwischen den Ränken hindurch und in Sicht des Landes
gehen will, um sieh hier zu orientiren, im Besitze von Specialkarten sein unifs,
besonders wenn die Fahrwasser nicht genauer durch Baken und Secmarkeu an-
gedcutot sind. Ohne diese Hülfsmittel mufs von der SW-Spitzo von Borneo ein
guter Abstand genommen werden, so wie Horsburgh bereits gewarnt hat:
„Give it a good berth.“
Wiewohl im Anfang Oktober noch südöstliche Winde erwartet werden
können, fängt doch gcwöhulich das Wetter um diese Zeit au, seinen Charakter
zu verändern. In der Mitte des Tages wehen meistens flaue südöstliche und
südliche Winde, die gegen Abend still werden, wohingegen Nachts der ab-
kiihlendc Landwind von den feuchten Sümpfen der Westküste Borneo’s her sich
auf einen ansehnlichen Abstand vom Lande fühlbar macht. Unwetter mit
vielem Regen, zuweilen mit heftigen Böen aus Westen, wechselu ab mit mehreren
hinter einander folgenden Tagen der Windstille und schönen Wetters, welches
letztere so allmählich den in unserem ganzen Indischen Archipel bekannten
Charakter des Monsunweehsols annimmt. Der Monat November wird hier
besonders als Regenmonat angesehon. Wenngleich selbst die trockensten
Monate Juli und August hier nur sehr selten ohne häufige Niederschläge
verlaufen, so fällt doch im November fast immer bedeutend mehr Regen,
wie in den übrigen Monaten, und das Wasser in den Flüssen erreicht alsdann
den höchsten Stand des Jahres. Auf dom Flusse vor Pontianak, das kaum
12 Km stromaufwärts liegt, ist dauu der Riuflufs der täglichen Flutli auf das
abströmende Flufswasscr kaum noch bemerkbar; mau sieht nur zur Zeit der
Springftuth, infolge der aufkommeuden Fluth, das Wasser weniger schnell ab-
strömen. Zu dieser Zeit wird auch das meiste Treibholz abgeführt, und los
gerissene Uferstücke werden dann in der Strafse noch häufiger wie gewöhnlich
als treibende Inseln angesehen. Dies ist hauptsächlich der Fall, wenu in deu
vorhergehenden Monaten der Wasserstand im Flusse im Allgemeinen niedrig
gewesen ist, und infolge dessen die Flufsufer unterspült worden sind. Wenn
dann das Wasser rasch über die unterminirteo Ufer steigt, wird es der kräftigen
Strömung leicht, das Werk der Zerstörung zu vollenden.
Oft sind die Regenschauer, die, im Verhältnifs wie sich der Westmonsun
nähert, schneller und schneller aufeinander folgen, von heftigen Windstöfscu
begleitet, und mufs man, besonders wenn die Böe aus NW mit einer dicken
blaugi auen Luft vom Horizont aufgezogen kommt, auf plötzlich eiufallende harte
Wiude gefafst sein, auf welche rasch eine hoch anwachsende Sec folgt. Auf
der Aufsenrhede von Pontianak wird es dann schon sehr unbehaglich. Fast
immer wird, infolge der Strömung des Flusses, das hier zu Anker liegende
Schiff quer zu Wind und See liegen, und es läfst sich leicht ciusehen, dafs
dann von den hoch auflaufenden Wogen, die hier durch eine ausgedehnte flache
Schlammbank in ihrer Fahrt anfgehalten werden, eine unruhige, lästige See
erzeugt wird, die schon auf grofsem Abstande von der Schlammbauk zu brechen
beginnt. Im Westmonsun ist deshalb anzuempfehlen, weit aufserhalb der Rhede
bojen in 6 bis 8 Fad. Tiefe zu ankern, denn mehrmals ist es auf der Rhede
von Pontianak vorgekommen, dafs durch schweres und anhaltendes Schlingern
die in den Davits hängenden Boote verloren gingen und bedeutende Havarien
am Takelwerk gemacht wurden.
Die Äamnäta-Strafse ist der vielen Wasserhosen wegen bekannt, und
hauptsächlich werden dieselben in den Monaten des Westmonsuns uud des
Monsunwechsels gesehen. Nicht selton sind zwei auch drei Wasserhosen gleich
zeitig am Horizont sichtbar, und im März 1882 wurden selbst sechs Wasser
hosen in demselben Augenblick gesehen. Dies war somit zur Zeit des Wechsels
nach dem Westmonsun. Auch dann können die bekannten heftigen Böen aus