Winde und Strömungen iu der Karimata-Strafse.
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sorgfältigen hydrographischen Aufnahme der Karimata ■ Strafse zum großen
Theile hinfällig geworden. Bei der nunmehr ermöglichten Benutzung zuver
lässiger Karton vordient die Route durch jene Strafse gewiß für Reisen nach
und von Singaporc, wie auch anderen Häfen der südlichen China-See, in Betracht
gezogen zu werden; umsomehr, als der auf der Route durch die ütenAa-Strafse
und bei der Uinsegelung von Kap AtscMn durch widrige Winde und Strömungen
verursachte Aufenthalt oftmals ein ungemein großer ist, und als der Seewarte
verschiedentlich Berichte von sehr günstigen Reisen gegen den Monsun durch
die A'öW»i«t«-Strafse zugegaugen sind.
Um die Schi Anführer des Näheren mit den Wind- und Strömungs-
Verhältnissen der Strafse bekannt zu machen, ist die nachfolgende üebcrsetzuug
des werthvolleu Berichts aus der Feder des bei den erwähnten Vermessungen
beschäftigten Herrn M. C. van Doorn gegeben worden. —
Auf das beständige Wetter des SE-Monsuns kann iu der Karimata-
Strafse in der Regel erst gegen Ende Mai gerechnet werden. Von Anfang
Juni bis zn den ersten Tagen des Oktober kennzeichnet sieh dieser Monsun
durch kräftig durehstekende SE- und SSE-Winde, trockenes Wetter, böige Luft
und Nebelwolken im Horizont. Die Spitzen der hohen Karimata-lnsoln sind
dann fast fortwährend in dünne weifse Wolken gehüllt, während das niedrige
Land erst auf kurzem Abstande sichtbar wird und grauweifs von Farbe und
nebelartig erscheint. Trotz der niedrig ziehenden dünnen Nebclwolken bleibt
die Luft sehr trocken und die Oberluft ist sowohl des Tages als des Nachts
klar. Gegen Abeud klart es im Horizont nur selten auf, vielmehr bat man
gewöhnlich in der Mitte des Tages die beste Land sicht.
Wenn der Wind an Stärke zunimmt, nimmt auch die Stärke der
Bewölkung zu, doch sobald der Wind flauer wird, ist es erstaunlich auzuseheu,
wie sogleich die ganze Atmosphäre mehr aufhellt. Die Bewohner der Insel
Karimata und die Fischerbevölkerung längs der Westküste von Borneo nennen
diesen Wetterzustand, bei dem auch die See infolge von Reflexion eine hell
blaue Milehfarbe annimmt, sehr bezeichnend den „Tongara poetie“ oder
„Weifsen Südoster“, und berichten, dafs derselbe für manches Segelschiff, das
von Norden gegen den Monsun in der Strafte aufzuarbeiten trachtete, ver-
hängnifsvoll geworden ist. Ein stetiger Triftstrom von 1 bis 2 Sm setzt nämlich
mit dem Monsun nach NW durch die Strafse, und das aufarbeitende Schiff, das,
um etwas zu gewinnen, so lange wie möglich über den günstigen Bug liegen
will, wähnt sieh leicht, infolge der trügerischen Landsicht, noch fern von den
bereits naheliegenden Korallenriffen, die bei frischem Winde und aufgeregter
See dem Schiffe den sicheren Untergang bringen. Für Schiffe, die von Osten
aus dev Jena-See mit raumer Gelegenheit in die Strafse eiulaufen, ist es dann
nicht rathsam, die niedrige Insel Mangkap an der SW-Spitze von Borneo in
Sicht zu laufen, wie es noch viel von Niederländisch-Indischen Küstenfahrern,
die meistens nach Landmarken navigiren, gethan wird.
Am 1. Oktober 1881 wurde dadurch der Niederländisch-Indische Schoner
»Jim Sin Bat“ auf einer der gefährlichen Sandbänke bei Poeloe Mangkap ver
siegelt und innerhalb weniger Stunden total auseinandergeschlagen. Von den
17 sich an Bord befindenden Personen verloren 10 Mann ihr Leben. Der
Kapitän, der mit grofser Lebensgefahr die Insel Koempoel erreichte, sagte aus,
dafs er wegen des Tongara poetie (Weifsen Südoster) das Land nur mit grofser
Schwierigkeit habe ausmachen können. Die SW-Spitzo von Borneo hat unter
den Küstenfahrern schon immer einen schlechten Namen gehabt, und mau
braucht nur einen Blick in die Karte zu werfen, wo iu dieser Gegend, von der
Spitze bis weit in See, eine Menge von Sandbänken und Klippen angegeben sind,
um zu erkennen, dafs diese Furcht nicht unbegründet ist. Vor Allem, wenn
man dabei bedenkt, dafs eine ordentliche Aufnahme von diesem Theile der
Küste erst vor Kurzem stattgefunden hat, und dafs vor dieser Zeit Sn den
vorhandenen Uebersichtskarten von kleinem Mafsstab die gegenseitige Lage der
Inseln und Untiefen sehr unvollkommen und stellenweise unrichtig angegebeu
war. Ganz ungeschützt gegen die kräftig durchstehenden Monsun winde, schlagen
hier die aufgewühlten Wogen der Java-See und aus der geräumigen Karimata-
Strafse mit grofser Gewalt auf die steilen Kanten von harten Sandbänken und
scharfen Korallenriffen, so dafs das Geschick des gestrandeten Schiffes bald