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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

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Meeresströmungen und Temperaturen des Südatlantischen Oceans. 
herrsche und auf diese Weise eine Verbindung herstelle zwischen dem Süd- 
pacifischen, Südatlantischen und Indischen Ocean. Es ist das also ein Bild, das 
im Wesentlichen noch heute auf den neuesten deutschen Weltkarten (von Her 
mann Berghaus z. B.) boibehalten ist. 
Der Verf. berührt alsdann einige spätere Versuche, dieses Rennell’sche 
Bild zu tnodificiren. Heinrich Bergbaus (der ältere) hat in seinem physika 
lischen Handatlas die firastKen-Strömung nur bis 30° S-Br geführt und von 
dort aus eine „südliche Verbindungsströmung“ nach Osten ausgehen lassen. 
Der Kap Born-Strom tritt mit dieser Strömung in keine Beziehungen, wie über 
haupt Heinrich Bergbaus die Kenutnifs von den Stromvorgängen in jenen 
hohen südlichen Breiten zu seiner Zeit eine unvollkommene nennt. — Maury 
dagegen hat auf seiner Stromkarte den Brasilien-Strom so weit nach Süden 
geführt, wie einst Rcnnell, während er des letzteren „Verbiudungsstrom“, aber 
auch den Kap Horn-Strom, gänzlich verwirft. Der Grund dieses Verfahrens 
beruht, nach des Verfassers Vermuthung, auf Maury’s Kenntnifs von der 
höheren Temperatur des Wassers über der patagonischen Küstenbank im Ver 
gleich zu den niedrigen Temperaturen aufserhalb derselben. — Petermann 
wiederum hat Rennell’s ursprüngliches Bild wieder hergestellt, das sich seitdem 
auf den deutschen Karten fast unverändert erhalten hat. Modifikationen sind 
nämlich nur zweimal, und zwar ganz gleichzeitig (1872), von I)r. G. Neumayer 
in seinem bekannten Aufsatze über die „Erforschung des Südpolargebiets“ und 
von Dr. A. Mühry vorgeschlagen worden. Beide verwerfen es, dafs Peter 
mann den warmen Brasilien-Strom bei der Sia«f e«-Insei plötzlich endigen lasse: 
Dr. Neumayer spricht die Ansicht aus, dafs der Strom eine submarine Fort 
setzung nach Süden unter dem Kap Ham-Strom her habe und sich an der 
Nordspitze von Graham-Land spalte, worauf der eine Ast nach Südosten weiter 
ströme bis in das „Meer Georg’s IV.“, in welchem einst Ende Februar 1823 
Weddell bis 74° 15' S-Br in 33° 20' W-Lg vorzudringen vermochte. Der 
audere Ast geht südwestlich fort. — Nach der letzteren Richtung allein läfst 
Dr. A. Mühry den submarin gewesenen warmen Strom sich an der Oberfläche 
wieder fortsetzen; dagegen nimmt er noch an, dafs bei der Staaiew-Insel sich 
ein kleiner Zweig des Brasilien-Stroms nach Westen wendet und um Kap Horn 
herum in die Südsee einträte, wofür er in dem abnorm warmen Winterklima 
des Feuerlands einen Beweis erblickt. Diese Modifikationen dos Rennell’schen 
Bildes durch Dr. G. Neumayer und Dr. A. Mühry hat alsdann Hermann 
Bergbaus auf seinen bekannten Weltkarten aufgenommen. 
Im Gegensatz zu dieser Auffassung kennen englische Karten der Meeres 
strömungen keinen auf die Patagonia-Bank tretenden Zweig des Brasilien-Strom?, 
vielmehr ist bei ihnen der „Verbindungsstrom“ die einzige Fortsetzung desselben. 
Auch jene von Renneil so grofsartig gedachte Ueberführung pacifiseher Ge 
wässer quer über den Südatlantischen Raum bis in den Indischen Ocean hinein 
fehlt auf den englischen Kai'ten; diese lassen vielmehr den Kap f/om-Strom 
sich in dem Räume westlich von Süd-Georgien fächerartig auflösen und dabei 
auch einen Zweig desselben vom Kap Horn her zwischen den Fattfand-Inseln 
und Patagonien über der Küstenbauk nordwärts Vordringen bis etwa 43° S-Br 
zur Fa/des-Halbinsel: also gerade die umgekehrte Wasserbewegung wie Rcnnell 
sie wollte. (Pilot charts for Atlantic Ocean, Wind- and Current charts for 
Pacific, Atlantic and Indian Oceans.) 
Mit keiner dieser Auffassungen vereinbar bezeichnet der Verfasser die 
von den Kap Ilorn-Fahrern berichteten merkwürdigen Tempcraturverhältnisse 
des Meeres zwischen der La Piate-Mündung und dqn FaKdand-Inseln. „Schiffs- 
führern, welche häufig die Route um Kap Horn befahren und gewohnt sind, 
auf die Wassertemperaturen zu achten, ist es eine wohlbekannte Thatsache, 
dafs sie auf der Ausreise südlich von 35° S-Br plötzlichen Veränderungen der 
Meereswärme (um 8° bis 10° C. in wenigen Stunden) begegnen, die meist von 
Unterschieden in der Farbe des Wassers, sowie von anderen auffälligen Er- 
scheiuungen begleitet sind. Ebeuso ist den Kap Horn-Fahrern bekannt, dafs 
sie auf der Heimreise (im Südatlantischen Ocean) in der Nähe des 50. Breiten 
grades bei ihrem nördlichen oder nordöstlichen Kurse innerhalb weniger Stunden 
aus dem kalten Wasser des Kap Horn-Stromes in erheblich, oft bis über 3°, 
bisweilen 5° wärmeres Wasser hineinkommen.“ Der Verf. weist nach, dafs in
	        
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