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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

Kleine hydrographische Notizen. 
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Ann. d. Hydr. etc., 1SS3, Heft VII. 
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„Von unserer Besteckpunkt am Mittag des 7. Oktober 1881 aus steuerten 
wir nach der Mitte der Strafse Le Maire. In einer Entfernung von etwa 7 Sm 
NO vom Kap St. Diego gerieth das Schiff in eine wild und unregelmäfsig durch 
einanderlaufende See. Hoffend, dafs sich diese See bald legen würde, setzten 
wir unsern Kurs so, dafs wir das genannte Kap in einem Abstande von 5 Sm 
passiren mufsten. Statt dessen aber wurde die See nach kurzer Zeit so ge 
fährlich, dafs wir befürchten mufsten, falls das Schiff dwars zur See kommen 
sollte, die Masten zu verlieren. Das Schiff war beständig unter Wasser, und 
von beiden Seiten schlug die Brandung über dasselbe hinweg. Wir hätten jetzt 
gerne unsern Kurs so verändert, dafs wir aus dem Strudel herausgekommen 
wären, durften aber der hohen See halber nicht riskiren, östlicher als SOzO zu 
halten, weil wir dadurch immer mehr unsere Breitseite der fürchterlichen 
Brandung dargeboten hätten. So segelten wir volle drei Stunden in dem ent 
setzlichen Wirbel, alle Augenblicke befürchtend, dafs infolge des fürchterlichen 
Schlingerns die Masten brechen würden. Zum Glück wehte ein frischer NW- 
Wind und das Schiff lief mit einer Fahrt von 6 Kn durch das Wasser, so dafs 
wir im Stande waren, dasselbe auf seinem Kurse zu halten. Nach Verlauf von 
drei Stunden hatten wir nach dem Patentlog 18 Sm durch das Wasser gesegelt, 
in Wirklichkeit aber, nach Peilung von Landobjekten, nur 4Sm über den Grund 
zurückgelegt. Wir hatten also einen Strom von etwa 5 Sm die Stunde entgegen 
gehabt. Ein solcher Strom in Verbindung mit dem frischen NW-Winde darf 
wohl als eine genügende Ursache für die Erzeugung der hohen See angesehen 
werden. 
Als das Kap St. Diego SW peilte, in einem Abstande von 4 Sm, wurde 
die See besser, das Schiff begann durchzusegeln und bald war das Kap dwars. 
Hier war das Wasser ganz ruhig und wir machten bedeutenden Fortschritt. 
Weiter nach Good Success Bay hin entstand eine langsame hohe nördliche 
Dünung. Als wir diese Bai etwa 2Sm passirt waren, trat Windstille ein und 
wenige Augenblicke später erhoben sich wieder Brechseen, die umsomehr ge 
fährlich waren, als wir wegen des fast ganz fehlenden Windes befürchten 
mufsten, dwars zu kommen. Wir hielten jedoch glücklich das Schiff im Steuer; 
nach einer kleinen Stunde kam wieder eine frische NW-Briese durch, worauf 
sich die See legte und wir bald aus dem Bereich dieses so unheimlichen Fahr 
wassers gelangten. Um ungefähr 8*/2 Uhr Abends passirten wir das Kap Good 
Success. Aufserhalb der Strafse war, aufser einer langsamen südwestlichen 
Dünung, die See ruhig. 
So waren wir denn glücklich mit dem blofsen Schreck davon gekommen; 
was aber aus dem Schiff oder seiner Takelung geworden wäre, wenn beim Kap 
St. Diego Windstille eingetreten wäre, ist zwar nicht mit Bestimmtheit zu sagen, 
doch waren die Umstände danach, dafs das Allerschlimmste befürchtet werden 
mufste. Auch als in der Nähe von Good Success Bai bei eintretender Wind 
stille in unerklärlicher Weise plötzlich wieder eine so hohe, nur mit einer 
schweren Brandung vergleichbare See entstand, wäre das Schiff schwerlich ohne 
Schaden davongekommen, wenn das Ruder seine Wirkung verloren hätte. 
In den Segelhandbüchern wird für die Umsegelung des Kap Horn von 
Ost nach West die Route durch die Strafse Le Maire sehr empfohlen. Ich 
glaube nun auch, dafs sich so schlechte Verhältnisse, hervorgerufen durch hohe 
nördliche See, steife NW-Briese und Springzeit, als wir sie antrafen, nicht oft 
wiederholen werden; aber es bleibt nach meiner Ansicht die Durchsegelung der 
Strafse immer ein gewagtes Unternehmen. Ich halte für besser, Staaten-Insel 
zu umsegeln. Es wird damit zwar ein Umweg gemacht, doch wird dieser 
Nachtheil durch das Vermeiden der bei der Durchsegelung der Strafse ent 
stehenden Gefahren bei Weitem aufgewogen.“ 
9. Sydney-I. (Phönix-Gruppe). Südlicher Stiller Ocean. 1 ) Ueber 
diese den Seefahrern bisher noch wenig bekannte, der PAöm - #-Gruppe an 
gehörende Guano-Insel hat die Rhederei von Houlder Brothers & Co. zu 
London einen Bericht veröffentlicht, dem wir Nachstehendes entnehmen: 
') Findlay »South Pacif. Dir.“ (1877) pag. 749.
	        
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