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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

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Kleine hydrographische Notizen. 
versiegelt werden. Wenn Dampfer anwesend sind, so erhalten die Segelschiffe 
keine Leichter, denn es herrscht hier der Brauch, dafs die Dampfer den Segel 
schiffen vorgezogen werden. Aufserdem wird das Löschen der Ladung durch 
die häufigen Nordwinde unterbrochen. Am besten ist es, sich bei einem Fracht- 
abschlufs feste Liegetage zu bedingen und sich nicht mit dem in Progreso 
herrschenden Gebrauch hinsichtlich des Löschens und Ladens der Ladung zufrieden 
zu geben. 
Der Ballast ist hier sehr theuer und kaum zu bekommen. DieTonneSandballast 
kostet hier 1 ‘/2 Doll. In Wirklichkeit kostet derselbe aber das Doppelte, denn 
es wird so schlecht gemessen, dafs man nur die Hälfte der Anzahl Tonnen, die 
man zu bezahlen hat, wirklich erhält; man mufs aber nur froh sein, überhaupt 
Ballast zu erhalten. Bin Arbeiter verdient täglich U/s Doll., frisches Fleisch ist 
stets vorräthig und kostet 1 Real das halbe Kilogramm. Kartoffeln, Mehl und 
Bohnen sind zu haben, aber sehr theuer; ebenfalls auch Trinkwasser, wenn man 
solches bedai’f. Auf andere Schiffsartikel darf man wenig oder garnicht rechnen, 
und es sollte von allen ein genügender Vorrath an Bord sein. 
Eine Eisenbahn vermittelt täglich zweimal den Verkehr mit Merida, wo 
gewöhnlich die Kaufleute wohnen, die sich in Progreso durch Agenten vertreten 
lassen. Das deutsche Konsulat ist ebenfalls in Merida. 
4. (D. S.J Ueber die vonSingapore nach Europa während des 
SW-Monsuns zu verfolgende Route bemerkt Kapt. 0. Gottheil, Führer 
der deutschen Bark „Mozart“, Nachstehendes: 
„In den „Ann. d. Hydr.“ etc. 1882 (VIII), pag. 502—510 wurden von Kapt. 
W. Gutkose in Bremerhaven zwei Wege beschrieben, welche Segelschiffe während 
des SW-Monsuns auf der Reise von Singapore nach dem indischen Ocean ein- 
schlagen können. Ich möchte mir erlauben, im Nachstehenden noch einen dritten 
Weg in Erwähnung zu bringen. 
Von Singapore steuere man zunächst durch die Singapore Strafse und dann 
so schnell als möglich ostwärts, um später zwischen der Tambelan-Gruppe und 
der Küste von Borneo nach Süden zu arbeiten. Alsdann wähle man je nach den 
Umständen die Gaspar- oder Carimata Strafse, um durch die Javasee und die 
Sundastrafse den Indischen Ocean zu gewinnen. 
Das Schiff hat auf dieser Route allerdings in der Chinasee einen ziemlich 
starken, nach Norden versetzenden Strom zu kreuzen, dafür aber auf seinem 
weitern Wege, bis zu den Strafsen, eine unerhebliche, wechselnde Strömung, die 
bald mit, bald gegen läuft. 
Im Ansehlufs hieran bringe ich eine kurze Beschreibung der auf der an 
gegebenen Route mit gutem Erfolg gemachten Reise des deutschen Schiffes 
„Kaiser“, Kapt. F. Ruhase, auf welchem ich seiner Zeit Steuermann war: 
Am 22. August 1880 um 11 Uhr Vm. verliessen wir mit leichter, süd 
licher Briese die Rhede von Singapore und steuerten dann bei etwas auffrischenden, 
abwechselnd leichten und mäfsigen Winden ostwärts durch die Singapore-Str afse. 
Um 8 Uhr Abends passirten Pedra Branca. Nachdem wir die ganze Zeit nach 
Osten gelegen hatten, war der Schiffsort am Mittage des 23. August: 1° 40' N-Br 
und 105° 18' O-Lg. Da der Wind ziemlich frisch aus SSE war, so versuchten 
wir direkt südwärts aufzukreuzen; aber obwohl der Wind während des ganzen 
Etmals sehr beständig wehte, so konnten wir doch nichts gewinnen und standen 
am Mittage des 24. August noch in 1° 41' N-Br und 105° 26' O-Lg. Wir hatten 
einen Strom von 30 Sm nach NNW gegen uns gehabt. Wir zogen es daher 
vor mit vollen Segeln ostwärts weg zu liegen. Der Wind räumte während einiger 
Stunden bei leichten Böen mit Regen bis SW auf, ging dann aber auf S bis 
SSE zurück. 
Am Mittage des 25. August war der Schiffsort nach Peilung von Sadde 
Island und Camel’s Hump: 1° 25' N-Br und 107° 1' O-Lg. Der Wind blieb 
bis zum folgenden Morgen um 7 Uhr unverändert zwischen S und SSE; dann 
traten leichte umlaufende Winde und Gewitterböen auf, mit denen wir südwärts 
steuern konnten. 
Am Mittage des 26. August standen wir in 0° 55' N-Br und 107° 53' O-Lg. 
Bis 2 Uhr Nachmittags war es bei fortwährendem Regen windstill; dann kam 
westlicher Wind durch, welcher bald nach SW und in der folgenden Nacht nach 
SB herum holte und auffrischte, Um 8 Uhr 45 Min. Morgens passirten wir
	        
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