Reise der deutschen Bark „Jupiter“, Iquique.
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Es sind drei Landungsbrücken vorhanden, welche alle mit Erahnen ver
sehen sind, um das Beladen und Entlöschen der Lanschen zu ermöglichen. Die
nördlichste der Brücken, die der Eisenbahngesellschaft gehört, hat sogar einen
beweglichen (versetzbaren) Dampfkrahn. Auch liegen die Eisenbahnschienen
die ganze Brücko entlang, so dafs die Waaren per Bahn direkt von und nach
den Lauschen befördert werden können. Die meisten Waaren — ausgenommen
die Massengüter — werden beim Zollhause gelandet. Nach 8 Uhr Abends darf
Niemand mehr landen oder das Land verlassen. Die Pforte bei der Zollhaus
brücke wird um diese Zeit geschlossen.
Der meiste Salpeter wird direkt vom Strande, in der Nähe der Lager
häuser, verladen, woselbst auch die Steinkohlen gelandet werden. Die Lanschen
liegen in der Nähe des Strandes, mit dem Hintertheil dem Lande zu, vertäut
und bekommen ihre Ladung vermittelst kleiner plattbodener Boote, die jedes
Mal 4 bis 6 Säcke Salpeter bringen. Bei einigem Seegang ist diese Art der
Verschiffung unmöglich und es kann nur von der Brücke aus Ladung befördert
werden. Beim Einnehmen des Salpeters darf man keine volle Lansche die
Nacht über liegen lassen, sondern mufs mindestens einen Theil des Salpeters,
etwa ein Drittel desselben, aus der Lansche herausnehmen, sonst haftet das
Schiff für etwaigen in der Nacht entstandenen Schaden. Jedes Schiff erhält
zum Löschen und Laden der Waaren, wie in Valparaiso, eine sogenannte
Cuadrilla, eine Anzahl vom Zollhause angestellter Arbeiter, welche die Güter
aus den Lanschen an das Land oder umgekehrt vom Lande in die Lanschen
bringen. Will ein Schiff gleichzeitig löschen und laden, so erhält es zwei
Cuadrillen. Dies ist indessen bei einem Segelschiffe selten der Fall.
Der Hafen von Iquique könnte bedeutend verbessert werden, wenn zu
nächst die schmale Oeffnung zwischen der Insel und dem Festlande zugeschüttet
würde, was leicht zu bewerkstelligen wäre, indem dazu der Ballast der Schiffe
verwendet werden könnte. Die einzelnen vorhandenen Klippen liefsen sich
leicht beseitigen und mit einigen Mitteln Brücken zum Anlegen der Schiffe
errichten. Auch ist genügend Platz für ein Trocken- bezw. Schwimmdock vor
handen.
Die Stadt Iquique hat sich in neuester Zeit bedeutend vergröfsert, es
sind eine Anzahl neuer Strafsen angelegt und alte weiter ausgebaut. Dieselben
werden jetzt sogar macadamisirt. Auf der Plaza sieht man jetzt auch einige
Zierpflanzen und andere Gewächse. Es sind mehrere Hotels und ein Theater
vorhanden. An Fabriken sind zu nennen: zwei Mühlen am Ufer, welche auch
Wasser kondensiren, die Gasanstalt und das Silber-Amalgamirwerk. Mit den
von der Küste entfernt liegenden Salpeterdistrikten ist eine tägliche Eisenbahn
verbindung vorhanden, für den Personenverkehr jedoch nur drei Mal in der
Woche und zwar Montags, Mittwochs und Sonnabends, hin und zurück. In
Iquique erscheinen drei Zeitungen.
Die Hauptausfuhr von Iquique besteht in Salpeter, der hauptsächlich nach
Europa geht, aufserdem in kleinen Quantitäten von Fellen, Hörnern, Silber und
Jod. Letzteres wird in einigen Salitreras als Nebenprodukt gewonnen. Die
Haupteinfuhr besteht in Steinkohlen und Holz. Frisches Fleisch und Gemüse
(in der entsprechenden Jahreszeit auch Früchte) sind stets zu haben. Das
Fleisch ist wenig theuerer als in Valparaiso, das Gegentheil aber gilt für alle
anderen Artikel. Dauerproviant ist, aufser Mehl und Bohnen, wohl kaum zu
bekommen. Steinkohlen sind gewöhnlich in gröfseren Quantitäten vorhanden,
namentlich chilenische, englische und deutsche. Auch werden in neuester Zeit
Kohlen aus Australien eingeführt.
Leider haben sich in den letzten Jahren einige Ueb eistände eingebürgert,
welche das Interesse der Schiffahrt schädigen, nämlich die hohen Forderungen
des jetzigen Hafenlotsen und die schon erwähnte Verthouerung des Trinkwassers.
Zur Zeit ist hier nur ein nafenlotse (ein geborener Italiener) angestellt, ob
gleich täglich ebensoviele Schiffe ein- und ausgehen als in Valparaiso, woselbst
4 bis 5 Hafenlotsen Beschäftigung und Brod finden. Wenn mehrere Schiffe
gleichzeitig in Iquique anlangen, so dauert es oft zwei oder drei Tage, ehe
dieselben alle vertäut sind. Mit dem Ausgeheu würde ebensoviel Zeit verloren
gehen, wollte man auf die Hülfe des Hafenlotsen dabei warten. Die Bezahlung
Ann. d. Hydr. etc., 1883, Heft VII.