Pensacola. Mexico.
417
Bei der Ansegelung dieses Hafens, wie überhaupt bei der Annäherung
an die Küste ist Rücksicht darauf zu nehmen, dafs der mitunter gauz bedeutende
Strom im Golf von Mexico, besonders längs der Küste, sehr vom Winde
beeinflufst wird und zwar so, dafs derselbe gewöhnlich der Windrichtung ent
spricht. Da hier aber der Ostwind der vorherrschende ist, so wird es in den
meisten Fällen rathsam sein, von Süd kommend, etwas östlicher zu steuern, als
den geraden Kurs auf den Hafen; dahingegen hat man sich bei einem west
lichen Winde gegen eine starke östliche Versetzung zu schützen. Vor Allem
ist Letzteres zu beachten, wenn man von Nord kommend die Strafse von Florida
ansegeln will.
Vor einigen Jahren strandete ein norwegisches Schiff, welches von
Pensacola kam, infolge dieser östlichen Strömung auf der Nordseite des Florida-
Riffs, weit östlich von den Tortugas-Inseln. Der Kapitän hatte zwar seinen
Kurs gut westlich von den Toriw^as-Bänken gesetzt, aber nicht darauf gerechnet,
dafs der Westwind, mit dem er segelte, einen starken Strom nach Osten
verursachte. Dickes Wetter hatte ihn daran verhindert, seinen Schiffsort
astronomisch festzulegen. Gelothet ist wohl aus dem Grunde nicht, weil man
sich noch nördlich von den Gründen wähnte. Sonst geben die Lothucgen, wie
ein Blick auf die Karte lehrt, eine ausreichende Warnung, sobald man sich
der Länge der nördlichen Tortugas-Bänke nähert oder östlich über dieselbe
hinausgekommen ist.
Die Seelotsen von Pensacola konkurriren mit einander und gehen mit
ihren schnellsegelnden Schonern weit in See, um die Schiffe aufzusuchen. Wir
erhielten schon einen Lotsen, als wir uns noch 50 Sm von der Küste entfernt
befanden. Die Lotsenfahrzeuge haben ihre Nummer mit schwarzen Zahlen im
Grofssegel. Eine Verwechselung derselben mit den nach dom nahen Mobile
gehörenden ist nicht leicht möglich, da die Letzteren nur in unmittelbarer Nähe
der Barre von Mobile anzutreffen sind.
Der Wasserstand auf der Barre von Pensacola hat in den letzten Jahren
bedeutend abgenommen, und Schiffe, die über 5,7 m (19 Fufs) tief gehen, müssen
eine sehr günstige Gelegenheit vorfinden, um ohne zu stofsen über die Barre
zu kommen, da die südwestlichen Winde, welche den höchsten Wasserstand
verursachen, anderseits auch eine mehr oder weniger hohe Dünung erzeugen.
Die Gezeiten sind grofsen Unregelmäfsigkeiten unterworfen und werden in
hohem Grade durch Wind und Wetter beeinflufst. Unter normalen Ver
hältnissen läuft die Fluth 12 Stunden ein und die Ebbe 12 Stunden aus. In
einem Etmal tritt daher einmal Hochwasser und einmal Niedrigwasser ein.
Der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser beträgt selten über 0,4 m
(1,5 Fufs) und man kann deshalb annehmen, dafs in den meisten Fällen auf der
Barre nicht weniger als 5,7 m (19 Fufs) und nicht mehr als 6,6 m (22 Fufs)
Wasser stehen.
Der Hauptausfuhrartikcl in Pensacola ist Holz.
Die Schiffe, welche in Ballast ankommen, löschen ersteren an einer
Werfte und nehmen auch daselbst gewöhnlich so viel von ihrer Holzladung
ein, dafs sie gut ballastbeladen sind. Den Rest der Ladung empfangen die
Schiffe in der Bai, woselbst sie mit dem Heck gegen den Wind vertäut werden.
Das Laden geht schnell und können Schiffe von 1000 Reg.-Tonnen, wenn keine
Verzögerung eintritt, in 12 bis 14 Tagen beladen werden.
Die Hafenunkosten sind, wie in den meisten amerikanischen Häfen, hoch,
und der Stauerlohn nimmt in dieser Beziehung den ersten Rang ein, besonders
wenn der Kapitän laut Charterpartie verpflichtet ist, den Stauer des Abladers
zu nehmen. In diesem Falle wird er 10 bis 20 Cts. per load mehr zu bezahlen
haben, als wenn er sich seinen Stauer selbst wählen kann. Der Stauerlohn
schwankt in dieser Weise zwischen 1,10 und 1,35 Doll, per load. Der Schlepp
lohn war früher unverhältnifsmäfsig hoch; seitdem aber eine Konkurrenz im
Bugsirgeschäft eingetreten ist, schleppen die Dampfer nach freier Uebereinkunft
und zu mäfsigeren Preisen und gehen weiter als vorher in See hinaus, um die
Schiffe aufzusuchen. Es war früher feststehender Gebrauch, dafs jeder Kapitän
laut Charterpartie verpflichtet war, den Schleppdampfer des Abladers zu nehmen,
falls dieser im Besitz eines solchen war. Diese Klausel ist indefs jetzt fast
ganz aus den Charterpartien verschwunden, und wenn sie ausnahmsweise noch