Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

396 
Meteorologische etc. Beobachtungen im amerikanisch-arktischen Archipel. 
1. Wolstenholm Sund. An der Ostseite der Melville Bai (Westküste von 
Grönland) wurde I. Br. M. S. „North Star“, Kapt. James Saunders, auf der 
Route nach dem Lancaster Sund am 29. Juli 1849 vom Bise besetzt und mit 
diosem bis zum 26. September bis querab der Wolstenholm-1. getrieben; in dem 
flacheren Theile des Wolsterholm Sundes ankerte der „North Star“ am 
1. Oktober 1849 in der nach ihm benannten Bucht in 76° 34' N-Br und 
68° 45' W-Lg und blieb daselbst bis zum Juli 1850. Die aus dem sorgfältig 
geführten Schiffsjournale mitgetheilten und diskutirten Beobachtungen (sechs Mal 
des Tages) und Aufzeichnungen führen zu folgenden Ergebnissen: 
a) Temperatur. 
1849 I 1850 I 
Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli I Jahr 
1,0 —2,8 —10,8 —26,8 —31,2 | —30,1 -34,5 —26,2 —19,4 —3,6 4,1 '4,3 | -14,7 
Das absolute Maximum war 12,8° am 25. Juli 1849 und das absolute 
Minimum —48,0° am 23. Februar 1850. Die mittlere (periodische) Jahres 
schwankung, also der Unterschied zwischen den mittleren Temperaturen des 
wärmsten und des kältesten Monats im Jahre, beträgt demnach 38,8°, die 
unperiodische Jahresschwankung, d. h. der Unterschied zwischen dem in 
dem betreffenden Jahre beobachteten absoluten Maximum und Minimum der 
Temperatur war 60,8°. 
b) Luftdruck. An die Ablesungen des Luftdruckes von einem Aneroid 
sind keine Korrektionen angebracht worden; sie haben deshalb nur einen 
relativen Werth; man ersieht aber doch aus ihnen, dafs der Luftdruck am 
gröfsten im März (762mm) und am kleinsten im Februar (746mm) war, ferner 
dafs das Tagesmaximum ungefähr um S h p. m. und das Minimum um 8 h a. m. 
eintrat. Das Jahresmittel betrug ca 755 mm; die barometrischen Extreme waren 
785,4 mm im März und 726,4 mm im Februar, der Unterschied also 59 mm im 
Laufe eines Jahres. 
c) Die Winde waren leicht oder fast still; die Windkomponenten 
(gerechnet nach Richtung und Stärke) bewegten sich zwischen den Grenzen 
von S 29° E des Morgens bis S 6° W des Abends; die Jahresresultante ergab 
sich zu S 9° E, also fast rein südlich mit einer Durchschnittsstärke von 0,7. 
2. Winterhafen. Die beiden Schiffe „Hecla“ und „Geiser“, unter dem 
Kommando von Kapt. (später Admiral) Sir W. E. Parry, überwinterten vom 
26. September 1819 bis zum 1. August 1820 in dem Winterhafen, an der Siid- 
küste der Insel Melville, in 74° 47'N-Br und 110° 48'W-Lg. Der kürzlich iu 
dem hohen Alter von 95 Jahren verstorbene General Sir E. Sabine begleitete 
dieso Expedition als Astronom. Der Bericht über diese Reise ist enthalten im 
„Journal of a voyage for the discovery of a Northwest-Passage from the 
Atlantic to the Pacific, by Sir Edw. Parry.“ 
Die meteorologischen und physisch-oceanischen Ergebnisse dieser Expe 
dition sind in folgender Uebersicht kurz zusammengestellt. 
a) Temperatur. Nach der sorgfältigen Diskussion der den Zeitraum vom 
1. September 1819 bis 31. August 1820 (also noch vor und nach der Ueber- 
winterung) umfassenden, an Bord des „Geiser“ angestellten zweistündlichen 
Beobachtungen durch Dr. Sir John Richardson in dem „Journ. of the R. Geogr. 
Soc.“ für 1839 ergaben sich nachstehende Monatsmittel für die Temperatur. 
1819 1820 | 
Sept. Okt. Nov. Dez. 1 Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. | Jahr 
—5,3 —19,3 -29,4 —29,8 | —35,2 —35,8 -27,9 —22,3 —8,4 2,3 5,8 0,3 | —17,1 
Der wärmste Monat ist hiernach der Juli mit einer mittleren Temperatur 
von 5,8 und der kälteste Monat der Februar mit einer solchen von —35,8. 
Aus den zweistündigen Aufzeichnungen der Temperatur ergiebt sich ferner, 
dafs der tägliche Gang derselben im Januar kaum bemerkbar (noch nicht 
V2°C.), dagegen im April am gröfsten ist und bis 7°C. erreicht. 
Das Jahresmaximum der Temperatur fiel auf den 17. Juli 1820 mit 
15,6°, das absolute Minimum auf den 15. Februar 1819 mit —46°, hiernach 
beträgt die jährliche Schwankung ca 62°.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.