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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

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Hafen Tjilatjap. 
lieber den Hafen Tjilatjap, Südküste von Java. 
Von Kapitän J. II. Stege, Führer der deutschen Bark „Pallas“. 
(Mlttheilong von der Deutschen Seewarte.) 
Obwohl dor Hafen von Tjilatjap schon vielfach von Schiffen besucht 
worden ist, so ist über denselben doch noch wenig bekannt gemacht worden,*) 
und dürften deshalb die folgenden Bemerkungen von Nutzen sein. 
Tjilatjap liegt an der Südküste von Java in 7° 44,5' S-Br und 109° 6,3' 
O-Lg. Der Hafen wird im Nord begrenzt von Tjilatjap, im Süd von der 
ungefähr 170 m hohen, waldreichen Insel Noesa Kambangan, auf deren Südostspitze 
in 7° 46,5'S-Br und 109° 2'O-Lg ein weifser, 26,5 m hoher Leuchtthurm steht. 
Das Feuer, welches von diesem Thurm gezeigt wird, ist eiu Drehfeuer mit einem 
hellen Blink von 8 und einem schwächeren Schein von 52 Sekunden Dauer. Die 
Sichtweite des Feuers ist 20 - 22 Sin; der schwächere Schein zwischen den 
Blinken ist jedoch nur 12 Sm weit sichtbar. Die Höhe dos Feuers über dem 
Meeresspiegel beträgt 200m. 
Der Hafen ist geräumig uud vollständig von Land umschlossen. Man 
aukert in 9—10,8m (5—6 Fad.) Tiefe mit beiden Ankern und je 27m (15 Fad.) 
Kette gegen Fluth und Ebbe vertäut. 
Gewöhnlich läuft der Strom mit einer Geschwindigkeit von */* bis 1 Sm 
die Stunde, aber zur Zeit der Springflutheu nimmt dieselbe bis 2 oder 3 Sm zu. 
Der Ebbestrom ist stärker, als der Flnthstrom. Die Einfahrt zum Hafen ist an 
der schmälsten Stelle nur 300m weit; indefs sind zwei holländische Regierung»- 
lotsen angesteüt, die sehr gut mit einem Schiff zu manövriren wissen. Dieselben 
kommen am Tage, sobald das Signal für ein ausrgoludes Schiff auf dem Signal 
hügel Goenong Tiga, nördlich vom Leuchtthura, aufgeheifst ist, 2 bis 3 Sm weit 
in offenen grofsen Segelbooten heraus. Nach Sonnenuntergang aber geht keiu 
Lotse mehr hinaus nnd das Schiff mufs in einem solchen Falle entweder uacli 
Osten liegen, um mit der 20 bis 25 Sm in 24 Stunden nach Westen setzenden 
Strömung nicht bei dem Hafen vorbei zu treiben, oder es mufs in der Nähe der 
Insel Noesa Kambangan ankern. Ein guter Ankerplatz findet sich auf 10,8 m 
(6 Fad.) Tiefe, Karang Bollong in SSO—-SO, */* bis */* Sm entfernt, oder den 
Leuchtthurm in Süd. Hier liegt man ganz sicher, aufserlmlb des Bereichs der 
hohen südwestlichen Dünung. Ist es aber schon dunkel geworden, bevor der 
Ankerplatz erreicht ist, so timt man wohl, östlich von der obigen Peilung zu 
bleiben. Bekanntlich wird in der Nacht die Entfernung von einer hohen Küste 
f ewölmlich kleiner geschätzt, als sie in Wirklichkeit ist, und wenn in diesem 
alle bei den gegebenen Peilungen ein Schiff über 1 Sm vom Lande stehen 
sollte, so würde es der gefährlichen Bank zu nahe kommen und könnte leicht 
versegelt werden. Nach den gewöhnlichen Seekarten stehen auf dieser Bank 
— im NW von Karang Bollong — 7,2—9,0m (4—5 Fad.) Wasser. 
Mit dem Ostmonsun kann ein Schiff ganz in den Hafen hineinsegeln; aus 
gehend aber mufs es mit diesem Winde treiben oder warpen, bis Karang Bollong 
erreicht ist; von hier aus kann es kreuzen. Während des Westmonsuns liegen 
die Verhältnisse natürlich umgekehrt. Das Einsegeln zur Nachtzeit ist selbst 
mit einem Lotsen an Bord nicht ausführbar. Unkundige sollten es ohne einen 
solchen auch nicht am Tage unternehmen, da dieses namentlich mit einem 
schlecht steuernden Schiffe nicht leicht ist. Innerhalb von Karang Bollong ist 
das Wasser freilich ganz schlicht und würde deshalb das Augnmdgeratheu eines 
Schiffes für dasselbe meistens wohl keine schlimmen Folgen haben. 
Die Schiffe liegen in Tjilatjap, wie schon bemerkt, mit beiden Ankern 
und je 27 m (15 Fad.) Kette vertäut, querab von deu Molen, von welchen der 
Kaffee aus den Backhäusern der Regierung verschifft wird. Der Zucker kommt 
aus dem kleinen Kali Osso, den die Leichter indefs nur bei Hochwasser ver 
lassen können. Steinkohlen und Petroleum werden höher hinauf, am Kali Donan 
gelöscht, woselbst die Schiffe an dazu errichtete» Brücken liegen. Wegen der 
i) In Eindtay’s „Sailing Directory for tlte Indian Archipelago etc.“, 2. Edit. (1878), 
pag. 724—728, findet man verschiedene Angaben über Tjilatjap, Die oben im Texte mitgetheilten 
Angaben sind aber gleichwohl von Interesse, weil sie den gegenwärtig daselbst stattfindenden Ver 
hältnissen entsprechen. A. d. R.
	        
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