Physische Ozeanographie etc. zwischen 80°—50° S-Br und 10°—40° O-Lg.
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V. Exceptionelle Stürme.’)
Häufigkeit. Die Stürme dieser Gruppe bilden 16’/* Proceut aller Stürme
iu diesem Gebiete und werden gleich oft auf der Aus- und Heimreise angetroffen,
doch häufiger im Winter, als im Sommer.
Lage. Sie sind häufiger an der Westseite, als au der Ostseite des Gebietes
aiizutreffen, vorzugsweise für die Heimsegler. Im Winter erstrecken sie sich
weiter uach Westen.
Charakteristik (vgl. pag. 199). Diejenigen Stürme dieser Gruppe, welche
schnell von NE nach NW oder SW drehen, sind die gefährlichsten, sie werden
besonders nahe der Südost-Küste von Afrika angetroffen.
Horsburgh scheint in seiner Anmerkung pag. 89 der 8. Ausgabe seines
Segelhandbuchs diese Art Stürme zu meinen, indem er sagt: „Wenn der Wind
von SE und ESE nach NE ändert, so müsseu die holländischen Schiffsführer
nach der von ihrer Gesellschaft ihnen erthcilten Instruktion das Grofssegel
festmacheu. Wenn es im nordwestlichen Quadranten wetterleuchtet, so müssen
kleine Segel gemacht werden, denn im ersteren Fall ist ein starker NW-Sturm
zu erwarten, und wenn es auch in dieser Richtung wetterleuchtet, so ist anzu-
nehmeu, dafs der Sturm mit plötzlichem Wind Wechsel oder einer Böe aus dieser
Richtung einfallen wird und ein Schiff durch das Backkommen der Segel leicht
iu eine schlimme Lage kommen kanu.“
Manövriren der Schiffe hei „exceptimeUen Stürmen“. Es ist unmöglich
so zu manövriren, um ein Zusammentreffen mit den „exceptionellen Stürmen“
zu vermeiden, da diese plötzlich von einem nach dem anderen Quadranten um
springen. Wenn auch Wetterleuchten und andere Wetteranzeichen, oder auch
die Richtung der Dünung, eine Ver änderung anzeigen, so bleibt doch die Haupt
vorsicht, dafs man die oben angeführte Instruktion befolgt und die Segel birgt,
besonders diejenigen des Bes an- und Grofsmastes.
Die Stürme, welche nur von NE nach NW drehen und bei welchen das
Barometer zu steigen beginnt, sobald der Wind nach NW ändert, scheinen mit
denen im östlichen und nordöstlichen Quadranten des Cyklonen-Systems verwandt
zu sein, welche iu südöstlicher Richtung fortschreiten; in solchem Falle würde
sich ein Schiff in der linken Hälfte des Sturmsystems befinden und inufs, wenn
es beidreht, über St. B.-Bug geben.
Bei den Stürmen, welche plötzlich von NE nach SW drehen, geht der
Wind gewöhnlich durch N, NW und W, so dafs in diesem Falle der St. B.-Bug
vorzuziehen ist, wenn ein Schiff gezwungen ist, beizudrehen.
Ueber Besteckrechnung auf niederen Breiten.
Von bient, z. See Rollnianti in tVilhetmiJiaven.
Trägt man den Ort, über welchem ein Gestirn zur Zeit der Beobachtung
im Zenit stand, den Zenitalpunkt, auf einem Globus ein und schlägt um den
selben mit dem Komplement der beobachteten Höhe, der Zenitdigtanz, einen
Kreis, so ist dieser der geometrische Ort des Beobachters, und mau erhält
durch eine zweite Observation und ebensolche Konstruktion iu dem einen Schnitt
punkt beider Kreise ohne Weiteres den ßeobachtuugsort selbst. Da es indefs
nicht möglich ist, eine Kugel oder auch nur einen Theil einer solchen von der
erforderlichen Gröfse an Bord unterzubringen, so ist man genöthigt, zur
Rechnung zu schreiten, wenn man den Schiffsort mit einiger Genauigkeit er
halten will.
Die Breite findet man in der Praxis meist sehr schnell aus einer
Meridianhöhe, die Länge aber nur weitläufiger durch Vergleichung der Stunden
winkel des Gestirns für Greenwich und am Beobachtungsorte, von denen der
erstere durch die Chronometer gegeben wird, der letztere aus einer Aufser-
meridiaDhöhe berechnet werden mufs.
Diese Rechnung geschieht gewöhnlich nach Formeln aus der sphärischen
Astronomie; auch die Thomson’schen Tafeln basiren auf dem sphärischen Dreieck
•) S. pag- 199.