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Physische Üceanogiaphie etc. zwischen 30°—50° S-Br umi 10°—40° Ü-Lg.
In dem letzten Abschnitt dieser Abhandlung giebt Toynbee (pag. 105
bis 111) nachstehendes Resumé seiner Untersuchungen, welches zugleich viele
und wichtige praktische Regeln für die Schifffahrt bei diesen Stürmen in der
Umgebung des Kap enthält.
]. Nordwestliche Stürme.
Häufigkeit. Nahezu ein Drittel aller Stürme in dem Gebiet gehört dieser
Gruppe an (42% für die Aussegler und 27% für die Heimscgler). Auf der
Karte für die Aussegler ist die durchschnittliche Häufigkeit der NW-Stiimc in
allen Monaten, mit Ausnahme von September, Oktober und November, ziemlich
glc-ichmäfsig (s. Tabelle 18); auf den Routen für die Hcimsegler zeigt sich ein
grofser Unterschied zwischen dom südhemisphärischen Winter (Juni bis August)
und Sommer (Dezember bis Februar), nämlich bezw. 42% und 12%.
Lage. Die Stürme dieser Gruppe sind für die Ausreisen über die ganze
Längcnausdehuung dieses Gebietes gleichförmig vortheilt, während sie lür die
Heimreise sich hauptsächlich auf die westliche Hälfte des Gebiets beschränken.
Charakteristik. Die nordwestlichen Stürme beginnen mit fallendem Baro
meter; auf den Ausreisen tritt die gröfste Stärke vor dem barometrischen
Minimum ein. — Der Wind dreht öfters südlich von West, sobald das Baro
meter zu steigen beginnt; diese Drehung des Windes von NW nach W bis SW
ist gewöhnlich bogleitot von vorhergehenden oder gleichzeitig stattfindenden
heftigen Regenfällen und zuweilen von Wetterleuchten.
Manöwiren der Schiffe bei NW-Stürmen. Wie schon früher erwähnt,
stehen die NW-Stürme in diesem Gebiete in Beziehung zu den Gebieten niedrigeu
Luftdrucks, welche sich im allgemeinen südlich von 50° S-Br mit einer Ge
schwindigkeit von 20—30 Sm die Stunde ostwärts fortbewegon, mithin so schnell
im Vergleich mit der Geschwindigkeit der Schiffe, dafs diese auf dem mehr
südlich gelegenen Kurse nicht aus den Sturmgebieten herauszukommen vermögen
und auch keine irgendwie bedeutende Aendcrung der Windrichtung zu erwarten
haben, dafs sie vielmehr ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richten müssen, dieso
Winde zum möglichst schnellen Vorwärtskommen zu benutzen.
Ein nach Osten bestimmtes Schiff mnfs vor dom Winde segeln, und je
schneller solches geschieht, jo länger wird dasselbe wahrscheinlich unter dem
Eiufiufs dieses Windes sich befinden. Dieses sind in Wirklichkeit für ein nach
auswärts bestimmtes Schiff die „guten westlichen Winde“, welche bereits Maury
erwähnt. Die Hauptvorsicht hierbei ist, vorbereitet zu sein auf ein plötzliches
Umspringen des Wiudes von NW auf West oder SW, sobald der niedrigste
Barometerstand erreicht ist. Diesem Umspringen des Windes geht häufig ein
heftiger Regen voraus, oder dasselbe ist von einem solchen begleitet. Es ist
deshalb nothwendig, den Klüver uud das Grofssegel zu bergen, sobald ein Um
springen des Wiudes zu erwarten ist, damit der Wind diese Segel nicht aus
Lee füllt.
Das Barometer fällt gewöhnlich zur Zeit des niedrigsten Standes schnell
uud steigt dann wieder schnell und schneller, sobald der Wind sich geändert
hat. Steigt das Barometer schnell, so ist dies ein Zeichen, dafs der Sturm
wahrscheinlich noch an Stärke zunehmen wird; es ist häufig vorgekommen,
dafs die gröfste Stärke des sogenannten NW-Sturmes zuweilen erst cintritt,
nachdem der Wind nach West oder selbst bis SW herumgegangen ist.
Ein Dach Westen bestimmtes Schiff tnufs sucheii, diesen Wind auszunutzen;
am besten wird man thun, über den Bug zu gehen, welcher am wenigsten vom
Kurse abwoicht, dabei aber Imdenken, dafs der Wind, wenn das Sturmsystem
das Schiff passirt, wahrscheinlich nach West und SW umspringen wird. Wenn
es wegen schlechten Wetters oder aus einem anderen Grunde nothwendig ist,
beizudreben, so ist dem St. B.-Bug der Vorzug zu geben, da über diesen Bug
das Schiff am meisten gewinnen wird und gegen die See zu liegen kommt, so
bald der Wind nach West und SW herumgeht.
Hierbei ist zu erwähuen, dafs man, wenn es für nothwendig gehalten
wird, bei einem Sturm auf der südlichen Halbkugel beizudrehen, gauz gleich,
welche Art von Sturm es ist, gut thun wird, nach den Regeln betreffs der
Mauövriraug der Schiffe bei Cykloueu auf der südlichen Halbkugel zu handeln