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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

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Bericht der deutsche» Brigg „Atlantic“. 
mehrere aufgegeiheto Segel verloren gingen. Am nächsten Tage wehte ein 
Sturm aus Osten, so dafs wir nur die beiden Untermarssegel und das Vor st enge 
stagsegel führen konnten. Am 21. Oktober hatten wir jedoch wieder herrliches 
Wetter bei leichter östlicher Briese. Am 2. November wurde nach einer Reise 
von 32 Tagen ab Lizard in 29° W-Lg die Linie überschritten. 
Die Strecke von der Linie nach 50° S-Br nahm 36 Tage in Anspruch. 
Wir erreichten 30° S-Br in 41,5° W-Lg am 19. November und 50° S-Br in 
64,1° W-Lg am 8. Dezember. Bei der Umsegelung der Staate»-Insel am 11. De 
zember fanden wir ruhiges Wasser und südwestliche Briese. Hierauf folgten 
zunächst vorherrschend nordwestliche Winde, welche uns am 20. Dezember nach 
59° 20' S-Br und 77° 10' W-Lg führten. Mit einem nun einsetzenden Sturm 
aus SW bis West konnte die Umsegelung des Kap fiom leicht vollendet 
werden. Um von 50° Süd im Atlantischen dieselbe Breite im Stillen Océan zu 
erreichen, waren 17 Tage erforderlich. 
Auch die nächste Strecke, von 50° S-Br bis zur Linie, wurde bei meistens 
frischen südlichen Winden in verhältnifsmäfsig kurzer Zeit zurückgelegt; am 
17. Januar, nach einer Reise von 108 Tagen von Lizard und 23 Tagen von 
50° S-Br, wurde in 86° 40' W-Lg die Linie überschritten. 
Die südliche Briese, welche indessen zuletzt nur sehr leicht wehte, be 
gleitete uns bis zur Cocos-Jnsel, die am 23. Januar gesichtet wurde. Bis hier 
her hatten wir die in der Segelanweisung der Seewarte empfohlene Route 
nahezu eingehalten; jetzt aber wurden wir durch leichte nordwestliche und 
westliche Briese und starke östliche Stromversetzung zu einer Abweichung ge- 
nöthigt, infolge deren wir die Küste am 30. Januar zu weit östlich, auf der 
Höhe des Kap Blanco anliefen. Indem wir in der Nähe des Landes mit Land- 
und Seebriese weiter arbeiteten, gelang es uns indessen schon am 5. Februar, 
nach einer Reise von 127 Tagen ab Lizard, die Rhede von Champerico zu er 
reichen. Wir ankerten hier auf 5 Faden (9 m) Wassertiefe, etwa 8 /* *Sm vom 
Lande entfernt. 
Champerico. Ueber Champerico scheint bisher noch wenig bekannt 
gemacht worden zu sein. Der von Jülfs und Balleer gegebene Bericht 1 ) 
stammt aus dem Jahre 1868, als der Platz erst im Entstehen war; in Find 
lay’s „North Pacific Directory“ ist Champerico nicht einmal aufgeführt, und 
auch in den „Annalen der Hydrographie etc.“ finde ich darüber nichts mit- 
getheilt.*) Dennoch ist Champerico als Einfuhr- und Ausfuhrplatz von ebenso 
grofser Wichtigkeit als San José de Guatemala, und dürfte es deshalb angezeigt 
sein, einige kurze Bemerkungen über die dortigen Verhältnisse hier folgen 
zu lassen. 
Seit 1877 ist in Champerico eine etwa 1000 Fufs (300 m) lange eiserne 
Brücke erbaut, welche länger ist als diejenige in San José und es möglich 
macht, dafs die Schiffe fast bei jedem Wetter löschen und laden können. Die 
Brücke ist bis zu dem Brückenkopf mit einem doppelten Schienengeleise belegt, 
und eine kleine Lokomotive befördert auf derselben die mit Kaffee und anderen 
Kaufmaunsgütern beladenen Wagen hin und her. Der Brückenkopf ist mit 
zwei Dampf- und zwei Handkrähnen versehen, vermittelst welcher man, falls 
genügend Vorrath vorhanden, die Verschiffung von 10 000 Säcken Kaffee täglich 
ermöglichen kann. Vier Lauschen, jede von 200 bis 300 Säcken Kaffee Trag 
fähigkeit, bringen die Ladungen von den Schiffen zur Brücke uod umgekehrt. 
Während unserer Anwesenheit, im Februar und März 1882, wechselten 
Land- und Seebriese regelmäfsig mit einander ab. Strömung wurde nur wenig 
bemerkt. Nur Ende März wurde ein längs der Küste nach Südost setzender 
!) S. Jölfs und Balleer „Die Seehäfen und Seehandelsplätze der Erde“, Baud II, Seite SO 
und Seite 612. 
*) Diese Bemerkung des Kapitäns Stege mufs dahin, berichtigt werden, dafs im Jahrgang 
1877 dieser Zeitschrift auf Seite 12S und Seite 491 Mittheilungen über Champcriea veröffentlicht 
worden sind. 
Die geographische Lage des Platzes ist in den heraogezogenen Berichten sehr verschieden an 
gegeben; nur die Angabe in der „Mapa de la Republiea de Guatemala“ (s. die Fufcnote „A. <L H. etc,“, 
187?, pag. 125) und die des Kapitäns Brock (Seite 491 des Jahrgangs 1877 dieser Annalen) sind in 
guter Uebereinstimmung und scheinen deshalb das meiste Vertrauen zu verdienen. Nach der „Mapa 
de la Republiea de Guatemala“ liegt Champerico auf 14° 19,5' N-Br und 91° 57' W-Lg, während 
Kapitän Brock die Lage seines Ankerplatzes zu 14° 18' N-Br und 91° 58' W-Lg bestimmte.
	        
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