Eingänge von meteorologischen Journalen etc., Januar 1883.
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G. Reise der Hamburger Bark „Neptun“, Kapt. J. Röttscke.
Die von Hamburg nach Valparaiso bestimmte Bark „Neptun“ befand sich
am 19. Februar 1882 iu der Nähe von Lizard. Dieselbe fand auf ihrem Wege
nach Süden zunächst vorherrschende SE-Windo, von denen das Schiff bis zum
24. Februar nach 42,5° N-Br in 16° W-Lg geführt wurde. Südlich von diesem
Punkte traten Westwinde auf, die auch ziemlich günstig waren, und schliefslich
stellte sich, indem der schon seit längerer Zeit aus nördlicher Richtung wehende
Wind durch N nach NNE drehte, der Passat ein. Man überschritt dessen,
unweit 30,6° N-Br in 20° W-Lg liegende, nördliche Grenze am 4. März. Das
Barometer, welches unweit 34,5 Ö N-Br einen höchsten Stand von 777,8 mm
gezeigt hatte, stand beim Einsetzen des Passats auf 768,5 mm. Im, sich bis
nach 4° N-Br in 24,7° W-Lg ausdehnenden, Passatgebieto wurde frischer
beständiger Wind angetroffen. Am 15. März erreichte „Neptun“ den Stillen
gürtel, zu dessen Ueberschreituug 2'/* Tage erforderlich waren. Der SE-Passat,
welchen die Bark unweit 2,8° N-Br in 25,8° W-Lg antraf, der während der
nächsten Tage aber nur noch sehr geringe Stärke besafs, führte den „Neptun“
bis zum 20. März zu der in 27,3° W-Lg überschrittenen Linie. Es waren
damals 29 Tage nach der Abreise vom Kanal verflossen; 40° N-Br war in
14,2° W-Lg am 27. Februar, 30° N-Br in 20,3° W-Lg am 4. März, 20° N-Br
in 25° W-Lg am 8. März und 10° N-Br in 25,6° W-Lg am 12. März gekreuzt
worden.
Im Südatlautischeu Oceau wurde der Passat erst kräftiger, nachdem man
südlich von 1° S-Br gelangt war. Die südliche Grenze des, im Ganzen nur in
geringer Stärke beobachteten, Passats lag am 2. April in der Nähe von 24,5°
S-Br und 38,5° W-Lg. Als hier der Wind nordöstlich lief, zeigte das Barometer
auf 760,4 mm. Dagegen betrug der Luftdruck unweit 28° S-Br, nachdem der
Wind vorher eine Drehung nach links ausgeführt und wieder für einige Zeit
aus südöstlicher Richtung geweht hatte, 768,2 mm. Der Wind vollendete später
noch einmal eine ähnliche Drehung, bei welcher er sich jedoch schon am
längsten im westlichen Halbkreise hielt. Fast nur aus westlicher Richtung
wehende Winde wurden augetroffec, nachdem „Neptun“ südlich von 35,5® S-Br
gekommen war. Am 20. April wurde unweit 42° S-Br in 54° W-Lg ein heftiger
SW-Sturm überstanden, bei dom der Luftdruck bis auf 758,0 mm abnahm. Nach
dem 22. April, von 42,5° S-Br in 55,5° W-Lg ab, konnte bei raumerem West
winde ein rascher Fortgang erzielt werden, so dafs am 26. April der Schiffs
ort 50° S-Br in 64,7° W-Lg war. Der 26. April war der 37. bis dahin in
südlicher Breite zugebrachto Tag. Während dieser Zeit war: 10° S-Br in
31,2° W-Lg am 25. März, 20° S-ßr in 34,5° W-Lg am 30. März, 30° S-Br in
44° W-Lg am 5. April und 40° S-Br in 52° W-Lg am 17. April überschritten
worden.
Südlich von 50° S-Br traf „Neptun“ anhaltende, theilweise stürmische
Gegenwinde an, welche verursachten, dafs die Bark nicht eher als am 3. Mai
in Sicht der Ostspitze der Staufen-Insel gelangte. Südlich von dersclbeu stellte
sich am nächsten Tage ein östlicher Wind ein, mit dessen Hülfe und bei den
auf ihn folgenden umlaufenden Westwiuden „Neptun“ bis zum 8. Mai nach
57,4° S-Br in 71,8° W-Lg segelte. Der spätere Fortgang nach Westen hin
geschah nur in langsamer Weise. Bei dom sich stets niedrig haltenden, nur in
geringen Schwankungen bewegenden, Luftdrucke herrschten unbeständige, oft
stürmische Westwinde, die häufig Hagel und Schnee herbeiführten, und bei
denen nur ein geringer Fortschritt erzielt werden konnte. Hinderlich war
besonders, dafs sieh kein längere Zeit anhaltender Südwind einstelleu wollte,
wie solcher zur Winterszeit heim Kap Horn dem bei niedrigem Barometer
stände wehenden nördlichen Winde sonst der Regel nach zu folgen pflegt. Der
Luftdruck, welcher am 11. Mai auf 726,7 mm zeigte, stieg bis zum 14. Mai auf
753,2 mm, nahm während der nächsten zwei Tage bis auf 723,9 mm ab, um bis
zum 18. Mai wieder bis 740,5 mm zuzunehmen. Am 20. Mai erreichte unweit
56° S-Br in 82° W-Lg während eines Sturmes, der aus NE begann und später
aus W am heftigsten wehte, das Barometer mit 712,6 mm seinen niedrigsten
Stand. Der auf diesen Sturm folgende, bei in zwei Tagen bis auf 758,5 mm
zuuebmendem Luftdrucke, Westwind führte den „Neptun“ rasch nach Norden.
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