Reiseberichte SAM. S. „Carola“.
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.steuert und um IO’ 1 30 lu geankert. Der Hafen liegt geschützt, hat zwei für
grofse Schiffe gute Passagen, inäfsige Wassertiefen, vorzüglichen Ankergrund,
aber kein Trinkwasser.')
Die Eingeborenen erschienen schon aufscrhalb des Riffs sehr zahlreich
in meist sehr schön gebauten schlanken Kanoes ohne Auslieger. Die gröfseren
Kauoes fafsten bis 30 Mann und waren sehr schnell. So wie aber beide Kutter
zu Wasser geführt wurden, flohen dieselben und kamen erst später vorsichtig
wieder läugsscit. Bald aber war das Vertrauen hergestellt und ein grofsartiger
Tauschhandel, besonders von Waffen gegen Perlen, Tabak, Messer, Tücher etc.
etablirt. Gewehre schicncu sie weder zu besitzen, noch besonderen Werth darauf
zu legen. Sie gingen gänzlich unbekleidet, waren im Allgemeinen gut aus
sehend, sehr dunkel gefärbt und tbeilweise durch eingeschnittene Arabesken im
Gesicht tätowirt. Die Tätowiruug war farblos. Ihre Waffen waren starke
Bogen mit mehr oder weniger gezahnten Pfeilen und Speere. Wahrscheinlich
sind ihre Kriegspfeile und Speere vergiftet, wenigstens läfst die Umwickelung
der Spitze darauf schliefsen. Da ihnen von unserer Seite keine Unbill wider
fuhr, so waren sie stets friedfertig und zutraulich, während sie sonst den
Arbeiterschiffen wohl mit Recht feindlich begegnen sollen. Das Eindringen in
ihr Hauptdorf auf einer Insel wurde zuerst gar nicht, später nur erlaubt, nach
dem die Weiber in die Häuser gejagt waren; dieselben wurden sorgfältig vor
unseren Blicken verborgen gehalten, und ist nie eins im Kanoe längsseit
gewesen.
Von Säugethieren kommt noch der nacktsehwänzige Cnscus vor. Aufser
grofsen Raubvögeln, Papageien und Wasser vögeln sind besonders die kleinen
Inseln sehr reich an Tauben und Schnepfen, und sind erstere besonders
leicht auf den kleinen Inseln zu schiefsen. Kokospalmen sind nur auf kleine
Plätze beschränkt. Aufser ciuigeu Schweinen, Hühnern und Papageien sind
keine Hausthiore hei den Eingeborenen bemerkt. Fisch. Kokosnufs, Brotfrucht
und Momea-Aepfel, sowie eino Art sauerschmeckender Maugov und Taro sind
die Lebensmittel der Eingeborenen. Betel und Kalk wird gleichfalls gekaut.
Das Wetter war bis auf einige Regenschauer am 21. Januar schön, der
Wind leicht und westlich während des Tags, ganz flau und östlich des Nachts
(also leichte Scc und Landbriese). Das Barometer hatte seit dem Verlassen
von Greet Harbour dio Grenzen 759 und 762,5mm nicht überschritten. Das
Thermometer hatte bei Tage 31,7° erreicht und war Nachts bis auf 26,2®
heran tergegangen.
Am 24. Januar wurde Königin Carola-Hafen verlassen und zunächst süd
lich längs des Riffs gesteuert, welches ziemlich gleichmäfsig 2 Sm von der Küste
abbleibt, und auf dem einzelne Inseln liegen. Südlich vom Hafen wurden jedes
mal bei einer gröfseren Riffinsel im ganzen noch drei Passagen gesehen, und
schien sich das klare Fahrwasser hinter dem Riff längs der Westküste von
ßouka ca 15 Sm weit nach Süd zu ziehen. Südlich von den Bergen von Brnka,
auf ca 5° 30' S-Br, hatte das Riff eine ca ß Sm lange Unterbrechung, und
zwischen mehreren vorliegenden Inseln hindurch schieu eine Passage zu sein; jedoch
konnte nicht festgestellt werden, ob dies nicht nur eine Einfahrt in eine selu-
tiefe Bucht sei, die auf der Ostseite von einem niedrigen Landstreifen geschlossen
wird. Die Dunkelheit verhinderte mich, weiter nach der Durchfahrt zu suchen.
Es wurde nun zunächst SW gesteuert, um frei von den südlich von Bouka
gelegenen Untiefen zu gehen, dann bei Stille ziemlich rw. Süd gesteuert, um
nach Passiren der Rossel 1. noch den NW-Monsun zur Gewinnung von Ost
länge zu benutzen, welcher der Karte und den Segelanweisungen zufolge hier
noch bis ca 16° S-Br herunter wehen soll. Ich beabsichtigte dann, mit dem
Passat südwärts zwischen Kenn- und Fredcnk-Riff hindurchzusegeln. Von dem
NW-Monsun wurde jedoch nichts gespürt, der W’ind blieb vielmehr bis zum
27. Januar ganz leicht, meist südöstlich 1—2. Am 27. entwickelte sich daraus
der Passat, welcher am 28. Januar auf 13° S-Br so weit auffrischte, dafs ich
die Reise unter Segel fortsetzen konnte. Durch dieses frühe Einsetzen des
*) In der Zeit vom 20. bis 24. Januar wurde dieser „Köntytn Oirolci- Hafen * benannte Hafen
vermessen. Kine als Observatinnspnnkt benutzte kleine Insel liejft In 5° 10' K-lir und 1.04° 251' O-I.g.