Reisebericht« >S. M. S. ,Carola*.
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Kur/, nach 12 h Mittags! wurde Kap Werner pussirl und von dort ebenso
in einem Abstand von 400—50Uui vom Ufer längs der Küste westlich gedampft.
Von Кар lUe/mer bis Kap Henk wurde die Karte als gut und richtig befunden;
anscheinend liegen bei Kap Weiner auch noch einige Juselu, wenngleich dies
wegen ihrer Höhe und geringen Entfernung vom Fcstlaudc nicht genau bestimmt
werden konnte. Die Küste von Kap Weiner ab bis Marien Bai scheint nur
stellenweise bewohnt zu sein, da nur bei letzterer eine gröfsere Anzahl von
Eingeborenen und Kauocs bemerkt wurde. Auf der ganzen Strecke zwischen
der Südseite der Mausoleum 1. und Kap Henk wurde unmittelbar bis zu
100 ш Abstand an den meist sehr schmalen lliü’en längsgedampft und bei dem
günstigen Stande der Sonne nirgends aufserlialb derselben eine flache Stelle
bemerkt.
Um 7 h 30" p, tu. wurde, nachdem die LVrfAtwMmselu in Sicht gekommen
waren, Segel gesetzt und bei flauem Winde bei der Westspitze von Neu-
Hannover beigedreht, ln der Nacht war das Wetter böig mit Rogeu und
Gewittern. Nach dem Fassireu der Westpitze Neu-Hannovers batte sich eine
starke, nach Osten laufende Dünung bemerkbar gemacht; im Laufe des Vor
mittags frischte der Westwind bis zu Stärke 4 auf.
Oestlich von Matthias I. wurde eine Insel mit zwei mäfsig hohen Bergen
gesellen und gepeilt, welche auf älteren Karten ТвпЫ I. genannt wird und deren
Positiou nach den „Reported dangers“ No. 103 I o 45' S-Br, 150° 6' O-Lg sein
sull. Ihre Peilung war NzO, während zu gleicher Zeit der Berg auf Matthias 1.
in NNW s /iW bei ca 17 Sm Abstand peilte. Da dicsclbon jedoch zu weit aus
dem Kurse lagen, so steuerte ich dieselben nicht näher an. Syually I. ist nicht
¡n Sieht gekommen. Der Beschreibung in Fiudlay, Seite 788, nach kann die
gesehene Insel nur die 12 Sm Ost von St. Matthias I. liegende sein. Es scheint
jedoch, als ob sowohl Matthias 1. wie Tenet 1. um ca 6 Sm zu östlich in der
Br. Acim.-Karte No. 2759a {Tit. X, No. 171) liegen.
Am 22. Dezember steigerte sich bei trübem Himmel der westliche Wjud
bis zu Stärke 7. Trotz der häufigen schweren Regenböen behielt das Barometer
seinen Stand zwischen 758 und 762mm bei, während die Temperatur sich auf
26—28° ormäftigte. Am 23. Dezember liéis der Westwind nach und am
Abend 5 U kamen die Anachorettn-lme>\n in Sicht. Es wurde ein Strom von
26,5 Sm innerhalb der letzten 48 Stunden nach NOV/N rw. konstalirt. Während
der Nacht wurde unter kleinen Segeln in der Nähe der Inseln und am 24. De
zember um 9 h 30” bei der südlichen Insel unter Dampf beigedreht. Während
des Tages wurden die Umrisse der Korallenbank und die Inseln beim Herum
dampfen aufgenommen. Bei dem ungünstigen Wetter konnte nur mit der
gegebenen Breite eine Länge berechnet werden, welche für die südliche Insel
die Lage derselben zu 0° 55' S-Br und 145° 30' O-Lg ergab, also dieselbe
Länge wie in Findlav’s „South Pacific Directory“ (1877) pag. 802.*)
Die Inseln bestehen aus drei gröfsereD, einer kleineren Insel und einem
mit nur wenig Palmen bewachsenen kleinen Fleck und sind dicht mit Palmen
und anderen Bäumen bedeckt. Das Riff hat bei der südlichen Insel auf der
Ostseite zwei Kanoe-Passagen, und ist es am bequemsten, sich in einem der
grofseu Kauoes von der Riffkante aus an Land setzen zu lassen. Zwischen
der südlichen und der zweiten Insel liegt im Riff eine kleine tiefere Lagune,
ohne Verbindung mit der See. Die Riffplatte bat ca 0,5m Wasser. Die Ein
geborenen sind dunkelbraun, von schwächlichem Körperbau, haben grofso leicht
sohräggestellte Augen und längliche Scbädelbilduug. Im Profil haben sie wenig
Negertypus, sondern gekrümmte Nasen, mittelstarke Lippen und ein spitzes Kinn.
Das Haar ist stark, aber mehr straff als wollig und wird von den Männern auf
dem Hiuterkopf zusammengebunden getragen. Die Männer tragen ein schmales
Lendeutuch, die Weiber einen Schurz von Blättern. Die Weiber trennen den
Anfsenrand des Ohres bis auf zwei Stellen oben und unten von der Ohrmuschel
ab und dehnen diesen Streifen durch Bambusrohr und Schild pattringe so weit
aus, dafs er als Ring von 12—18cm Durchmesser bis auf die Schulter herab
hängt. Besonders die Männer kauen stark Betel und essen den durch Korallen-
brenneu gewonnenen Kalk, theils zum Betel, theils allein, wodurch bei Einzelnen
*} Die Breite ist «. a. O, ¿n 0° 54' Süd angegeben.