Reiseherichte S. M. 8. .Carola* - ,
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Aus den Reiseberichten S. M. S. „Carola“, Korv.-Kapt. Kar eher.')
Iu den Monaten November 1882 bis Februar 1883 hat S. M. S. „Carola“
von Apia bezw. Saluafata aus eine Kreuzfahrt nach verschiedenen Inselgruppen
zwischen den Samoa-Inseln, Neu-Britannien, den Hermit-, Admiralitäts- und
Salomo-Inseln und von da bis Sydney unternommen. Der Kommandant, Korv.-
Kapt. Karcher, berichtet hierüber, wie folgt.
„Das Wetter war bei Beginn der Reise von Saluafata aus vom 25. bis
zum 29. November meist schön; nur selten traten kleine Regenschauer ein; das
Barometer schwankte regelmäfsig zwischen 763 und 760mm, mit dem niedrigsten
Stande gegen 3 h p. m.; die Temperatur zwischen 28° und 31,5° 0. Der Strom
setzte 12 bis 25 Sm pro Tag aus den Richtungen zwischen NW und W.
Am 27. November Morgens wurde die Insel Uea fWWh's-Insel) an
gesteuert und um 11* * a. in. die Südeinfahrt auf ca 1,5 Sm passirt. Die Br. Adm.-
Kavte No. 987 (Tit. XII, No. 160) sowie die darauf angegebene Position der
Mission Mua wurde dabei als richtig erkannt, während die Vertonung „Uea or
Wallis-Island North 6—7 Sm“ die Insel Faioa viel zu weit zurückliegend zeigt
und besonders die Halbinsel Mataloa viel zu sehr in den Vordergrund bringt.
Auch hat wahrscheinlich das Schiff, von welchem die Vertonung aus auf
genommen ist, während des Zeichnens von West nach Ost seinen Ort verändert,
da die kleinen Inseln Nukufala und Luanina sonst nicht rechts von Faioa sicht
bar wären.
Auf dem Riff dicht an der westlichen Seite der Einfahrt lag ein Theil
des Wracks (zwei Kessel und grofse Eisentheile) eines Dampfers, wahrscheinlich
der französischen Korvette, welche vor ca 9 Jahren hier gestrandet ist. 8 )
Am 30. November wurde Nachmittags die Insel Rotuma in Nord auf
ca40Sm Abstand gesehen und passirt. Am 2. Dezember Nachmittags um 6 h
wurde nach gutem Besteck die Stelle, auf welcher der Karte nach Pandora-
Riff liegen soll, passirt („Reportcd dangers“ No. 632 geben 12° 12' S-Br,
172° 7' O-Lg). Trotzdem ca 10 Sm auf der Breite des Riffs abgelaufen und
besonders guter Ausguck gehalten wurde, konnte von dem Riff nichts bemerkt
werden, so dafs mindestens seine Position nicht mit der angegebenen überein
stimmt; die einbrechende Dunkelheit machte ein weiteres Suchen unmöglich.
Ebenso erfolglos waren am 3. Dezember die Bemühungen, die in den „Reported
dangers“ unter No. 596 aufgefuhrte Bank Strathmore zu finden (11° 9' S-Br,
170° 42' O-Lg). Nachdem das Mittagsbesteck geuau mit dieser Angabe zusammen
gefallen war, wurde um die angegebene Stelle in einem Quadrat von 10 Sm
Seitenlange herumgedampft und wäre dieselbe bei dem klaren und schönen
Wetter sicher von den auf der Bramraa stationirten Ausgucks bemerkt worden,
wenn die angegebene Position richtig wäre. Mit Dunkelheit wurden die Nach
forschungen abgebrochen und der Kurs auf die gleichfalls mit „Doubtfull“
bezeichnete Insel Motuiti (Kennedy-Island) genommen, um deren Länge zu
bestimmen, welche nach der Angabe der „Reported dangers“ No. 424 um
ca 50 Minuten ungewifs ist. Es wurde bei diesen Nachforschungen stets mit
dem nur westlich koustatirten Strom gerechnet.
Am 5. Dezember Vormittags wurde die Position erreicht und von der
östlichsten Angabe 167° 48' O-Lg anfangend, auf der ungefähren Breite recht
weisend West 48 Sm gedampft, ohne die Insel zu erblicken oder auch nur
Anzeichen von Land oder Riffen, z. ß. Scevögel, wahrzunehmen. Leider war das
Wetter den ganzen Tag über trübe und sehr regnerisch, so dafs während der
meisten Stunden die Sichtigkcit nicht über 5 Sm hinansreichte. Auch konnte
kein Mittagsbesteck erhalten werden und mufstc das Besteck aus sehr ungünstigen
Vormittagsbeobachtungen errechnet werden. Aus dem genauen Besteck am
6. Dezember schlicfse ich aber, dafs ich am 5. die Insel Motuiti hätte auf
weniger als 5Sm passiren müssen, wenn dieselbe wenigstens auf der richtigen
Breite gelegen hätte. Da seit 1801 anscheinend keinerlei Beobachtungen darüber
vorliegen, so ist diese Insel vielleicht nicht vorhanden oder seitdem unter
anderem Namen an anderer Stelle in den Karten festgelegt.
9 S. „Aiin. d. Hydr. etc.“ 1882, pag. 2%, 412, 622.
*) S. „Nachr. f. Seef.*, 1883, No. 578.