■20
Hegeln für Behandlung von Chronometern.
55® (12,8°) 60° (15,6°) 65® (18,3°) 70° (21,1°) 75° (23,9°) 80° (26,7°) 85° (29,4°)
4- 0.4375 Sek. 4-0.75 Sek. 4-0,9375 Sek. 4-1,0 Sek. 4-0.9375 Sek. 4- 0,75 Sek. 4-0,4375 Sek.
es würde so bei einem Temperaturunterschiede von 30° (16,6° C.) eine Maximal
abweichung von 0,5625 Sek. eintreten. Wenn der schnellste Gang bei 85°
stattfände, so würde die Differenz des Ganges bei 55° sein — 0,0025 Sek. X 30*
= — 2,25 Sek., und dieselbe Differenz würde bei 85° auftreteu, wenn der Gang
bei 55° der schnellste ist.
Als Unruhe ist gewöhnlich solche mit einfacher Kompensation in Ge
brauch, um die Chronometer für Temperaturwechsel zu korrigiren und aus dem
Zusammenziehen oder Ausdehnen der Spirale entstehende Fehler zu verhüten.
Ohne Kompensation würde bei einem Wechsel der Temperatur von 60° (33,4° C.)
der Gang sich ungefähr sechs Minuten täglich ändern. Mit nur wenigen Aus
nahmen haben die in der Marine der Vereinigten Staaten gebräuchlichen Chrono
meter die gewöhnliche Unruhe. Viele Unruhen anderer Form sind entworfen
und ausgeführt, um eine gleichmäfsigere Kompensation für gröfsere Temperatur
schwankungen zu erstrebet, aber bis jetzt können sie alle nur als Versuche
angesehen werden und sind von den Verfertigern nicht bei den in den Handel
gebrachten Chronometern angewendet worden. Einige dieser Modifikationen
haben für eine beschränkte Zeitperiode im Observatorium oder bei stationärem
Gebrauch, wo sie den Strapazen und der gelegentlich rauhen Behandlung in
See oder auf dem Transport nicht ausgesetzt waren, mehr oder minder günstige
Resultate ergeben.
Man hat in den letzten dreifsig Jahren wohl nach keiner anderen Richtung
hin so viel Zeit und Nachdenken aufgewendet und so wenig erreicht, als in der
Vervollkommnung der gewöhnlichen Kompensations - Unruhe. Viele Unruhen
sind erfunden, für welche grofse Reklame gemacht wurde, aber die meisten
sind bald in Vergessenheit geratheu, da sie von den Verfertigern nur dazu
benutzt wurden, sich durch dio kurzen und unter günstigen Umständen in Obser
vatorien vorgenommenen Prüfungen einen Ruf zu verschaffen, nicht aber in der
Absicht, diese Unruhen bei Chronometern anzubringen, welche in den Handel
kommen sollten.
Die gewöhnliche Unruhe hat die Probe der Zeit bestanden und ist, wenn
gut hergestellt und adjustirt, viel zweckdienlicher als irgend eine der Hülfs-
kompensationen oder eine der bis jetzt erfundenen vervollkommneten Unruhen.
Die ersteren sind unzuverlässig in ihren Leistungen, unbeständig und aus ver
schiedenen Gründen Unordnungen unterworfen. Die letzteren zeigen in Seo
Gänge, welche von denen am Lande sehr ab weichen; die Fehler entstehen
durch Erschütterungen, hervorgerufen durch den Gang der Maschine oder durch
Seegang oder durch Beides, und variiren mit dem Grade der Erschütterung.
Wenn Chronometer mit richtig konstruirter einfacher Unruhe bei gewöhnlichen
Temperaturschwaukungen keine genügenden Resultate geben, so liegt dies daran,
dafs ihr Gang bei einer zu hohen oder zu niedrigen Temperatur am gröfsten
ist, entweder infolge von Fahrlässigkeit oder Unwissenheit des Verfertigers,
oder weil demselben Einrichtungen fehlen, um die Instrumente bei künstlichen
Temperaturen zu adjustiren. Man findet häufig, dafs sonst gut hergestellte
Chronometer ihren schnellsten Gang bei einer Temperatur von 120° F. (48,9° C.)
und mehr, oder bei 32° (0° C.) und weniger haben. Die Chronometer von
Negus werden so adjustirt, dafs sie ihren schnellsten Gang so nahe wie möglich
bei 70° F. (21,1° C.) haben, von der Theorie ausgehend, dafs sie nicht lange
Zeit hindurch einer durchschnittlich 12° bis 15° (5,6° — 8,3° C.) höheren Tem
peratur ausgesetzt sein werden, und dafs sie andererseits vor einer mehr als
15° niedrigeren Temperatur geschützt werden können und müssen. In besonderen
Fällen, so bei Reisen nach den Polargegenden, sollten die Chronometer entweder
für niedrige Temperaturen besonders kompensirt oder Temperaturkorrektionen
angewendet werden. Bei den gewöhnlichen Fahrten in den gemäfsigten und
heif8cn Zonen können die Temperaturkorrektionen ohne grofse Fehler vernach
lässigt werden, von den seltenen Fällen abgesehen, wo das Chronometer zwischen
den Gangbestimmungen beträchtliche Zeit grofsen Extremen von Wärme und
Kälte ansgosetzt werden rnufs. In allen Fällen sollte bei jeder passenden
Gelegenheit der Stand und Gang der Chronometer ermittelt werden.