Eingänge von meteorologischen Journalen etc., Dezember 1882.
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L Reise der Hamburger Brigg „Mathilde“, Kapt. W. Bruhns.
Die auf einer ihrer gewöhnlichen Reisen zwischen Hamburg und Lagos
begriffene Brigg „Mathilde“ befand sich am 5. Juli 1882 in der Nähe von Lizard.
Frische, während der nächsten Tage angetroffene Westwinde erlaubten von
dort aus nur ein solch langsames Vorrücken nach Süd westen, dafs man bis
zum 17. Juli nur nach 38° N-Br in 14,5° W-Lg gelangen konnte. In geringer
Entfernung von diesem Punkte nahm der Wind eine nördlich von West liegende
Richtung an, am nächsten Tage drehte derselbe, unweit 36,5° N-Br und 15,5° W-Lg,
durch N nach NNE und wurde Passat. Der in der Nähe des zuletzt erwähnten
Punktes 767,2 mm betragende Luftdruck erreichte in 33° N-Br mit 769,7 mm
seinen höchsten Stand. Nach dieser Veränderung des Windes wurde der Ver
lauf der Reise ein befriedigender; man segelte auf östlich von der Kap Verde-
Inselgruppe gelegener Route südwärts und erreichte am 27. Juli unweit 14,3°
N-Br in 20,7° W-Lg die äquatoriale Passatgrenze. Nachdem der Passat auf
gehört hätte zu wehen, wurde „Mathilde“ für einen Tag durch ganz leichte
Mallung festgehalten; am 28. Juli, als die Brigg in 13,7° N-Br und 19° W-Lg
stand, entwickelte sich aus jener der westliche Monsun, bei dem die Reise
wieder rascher vor sich gehen konnte. Am 9. August passirte die Brigg bei
frischem Südwinde in 3,5° N-Br den Meridian des Kap Palmas, am 13. August
wurde in 4,7° N-Br der erste Meridian überschritten und am 16. August die
Rhede von Lagos erreicht. Die Reisedauer betrug 42 Tage. Während dieser
Zeit war: 40° N-Br in 13,7° W-Lg am 16 Juli, 30° N-Br in 10° W-Lg am
21. Juli, 20° N-Br in 20,6° W-Lg am 24. Juli uud 10° N-Br in 18,3° W-Lg am
30. Juli gekreuzt worden.
Am 18. September ging „Mathilde“ von Lagos aus wieder in See, um
nach Hamburg zurückzukehren. Sie segelte bei leichtem, südwestlichem
Winde über B. B.-Bug, bis man am 21. September nach 1,4° N-Br in 6,8° O-Lg
gekommen war. Hier, in Sicht der Prinzen-Insel, wurde zuerst gewendet;
später segelte man noch wieder für längere Zeit über B. B.-Bug und erst nach
dem „Mathilde“ am 27. September nach 0,9° S-Br in 6,7° O-Lg gelangt war,
wurde beständig nach westlicher Richtung gesteuert. Die Reise nahm dann
einen ganz günstigen Verlauf. Am 2. Oktober kreuzte die Brigg in 0,9° S-Br
den ersten Meridian, am 8. Oktober wurde unweit 13° W-Lg der Aequator
wieder überschritten, und am 11. Oktober war der Schiffsort 1,7° N-Br in
19° W-Lg. Von diesem letzteren Punkt aus schlug Kapt. Bruhns einen hoch
nördlichen Kurs ein, auf welchem man am 14. Oktober zu der iu 4,5° N-Br und
20,8° W-Lg liegenden nördlichen Grenze des SE-Passats gelangte. Im Stillen-
gürtel, in welchem leichte südliche Mallung vorherrschend war, verbrachte
„Mathilde“ sieben Tage. Nach Verlauf derselben wurde in 9,2° N-Br und
23,5° W-Lg wieder das Gebiet des NE-Passats erreicht. Man durchsegelte
dasselbe bei der darin herrschenden frischen Briese und rückte bis zum 4. No
vember nach 35.5° N-Br in 32° W-Lg vor. Erst hier, wo bei einem höchsten
Barometerstände von 770,0 mm der Wind südöstlich lief, schien man die polare
Passatgrenze erreicht zu haben. Der kurze Zeit darauf sich durch S nach W
verändernde Wind hielt sich später nicht lange im westliehen Halbkreise. Es
wurde noch wiederholt Ostwiud beobachtet; auf kurze am 12. November, in der
Nähe von 45,5° N-Br in 16° W-Lg, herrschende Windstille folgte wieder ein
heftiger NE-Wind, durch den die Vollendung des letzten Theils der Reise sehr
verzögert wurde. Am 15. November, als „Mathilde“ in 46,5° N-Br und 10° W-Lg
stand, wurde die Führung des meteorologischen Journals eingestellt. Es waren
bis dahin 58 Tage uach dem Antritt der Reise verflossen; 10° N-Br war in
24° W-Lg am 22. Oktober, 20° N-Br in 31,6° W-Lg am 28. Oktober, 30° N-Br
in 33,6° W-Lg am 2. November und 40° N-Br in 28,8° W-Lg am 6. November
überschritten worden.
2. Reise der eisernen Bremer Bark „Canopus“, Kapt. ß. Sclmatmeyer.
Die von Cardiff nach Singapore bestimmte Bark „Canopus“ überschritt
am 14. Januar 1882 den Parallel von 50° Nord und fand auf ihrem Wege
nach Süden zunächst fast unausgesetzt aus südlicher und südöstlicher Richtung
kommende, in Anbetracht der Jahreszeit sehr mäfsige Winde. Bei denselben