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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

Reisebericht S. M. S. „Atbatrofs“. 
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der im Uruguay uud wird auf 2—3 Sm die Stuudo angenommen, was aber nur 
für einzelne Stellen zuverlässig ist, denn wo er hohe, dichter au einander heran 
tretende Ufer hat, fliefst er schneller, langsamer bei Hachen sumpfigen Ufern. 
Der Strom hat bei seiner aufserordentlichen Breite die Eigentümlichkeit, dafs 
das eigentliche Fahrwasser selten in der Mitte, sondern meist au einer der 
beiden Seiten liegt. 
Das Wasser im Paraná ist ungewöhnlich trübe und schmutzig; man trifft 
in ihm sehr häufig schwimmende Inseln und Baumstämme an. 
Die ganze Breite des Flusses ist in der Br. Adm.-Karte No. 1982a, b, c 
(Tit. VIII, No. 85—87) durchweg zu schmal angegeben. Aufserdem fanden sich 
noch folgende besonders auffallende Abweichungen von der Angabe der Karte. 
Im Anfang des Paraná Guazu befindet sich bei dem Vorsprung Barca 
Grunde am südlichen Ufer eine Untiefe, so dafs an dieser Stelle das nördliche 
Ufer augesteuert werden muís; die nordwestlich der Insel Botijas am nördlichen 
Ufer eingetragene Untiefe existirt nicht mehr, dahingegen liegt an derselben 
Stelle mitten im Flusse eine Sandbank, welche an beiden Seiten, nördlich und 
südlich, zu passiren ist. 
Nach Angabe des Lotsen geht der Ibucuy Channel, welcher auf der 
Karte in einer unbestimmten Länge eingetragen ist, in den Paraná und mündet 
bei der Insel San Vicente in den Pabon Channel. Der von Sa« Pedro südlich 
gehende Arm des Paraná de las Palmas (s. unten) ist jetzt nur noch ein schmaler, 
nicht mehr schiffbarer Bach und steht in ca 59° 40'W-Lg mit dem nördlichen 
Arm des Paraná in Verbindung, indem er von da au auch schiffbar wird; dieser 
Kanal ist auf der Karte nicht angegeben. Von dem Ibucuy Channel an zeigt 
sich die Karte noch unzuverlässiger, als im ersten Theil des Flusses, und mufs 
als geradezu unbrauchbar bezeichnet werden. Mehrere in der Karte verzeichnete 
Inseln und Untiefen existiren nicht mehr, dafür sind neue entstanden; Halb 
inseln und Landvorsprünge haben ihre Gestalt verändert und die Breite der 
einzelnen Passagen ist eine andere geworden. 
Ein genaues Konstatiren der Veränderungen etc. war im Vorbeifahren 
nicht angängig, umsomehr, da wegen gänzlichen Mangels bestimmter Peilobjekte 
keine einzige Position bestimmt werden konnte. 
San Nicolas, an einem Seitenarm des Paraná gelegen, woselbst am 
11. Februar S. M. Kbt. „Albatrofs“ in einem sehr engen Fahrwasser dicht 
unter Land, aber guter Grund, zu Anker ging, macht einen freundlichen Eindruck. 
Die Einwohnerzahl wird auf mehr als 10 000 geschätzt, worunter ungefähr die 
Hälfte Italiener, während ein Viertel Einheimische und das andere Viertel 
Einwanderer aller Nationen sind; Deutsche sind nur sehr wenig vorhanden, 
etwa 20, darunter zwei Besitzer gröfserer Kaufmannsgeschäfte. Der Handel ist 
nur unbedeutend; es werden hauptsächlich Wolle, Häute und Kuochen exportirt, 
während der Import sich auf Lebensmittel von Buenos Ayres beschränkt. Post 
verbindungen durch dieFlufsdampfer nach Buenos Ayres uud Rosario sind fast täglich. 
Am 5. März trat S. M. Kbt. „ Albatrofs“ die Rückreise von Rosario aus, den 
Paraná stromabwärts an und ankerte zunächst an einer Stelle, 12 Sm unterhalb San 
Nicolas; der Strom daselbst lief 2,5 bis 2,8 Sm; diese grofse Geschwindigkeit ist auf 
die in letzter Zeit gefallene grofse Regenmenge zurückzuführen; unter gewöhnlichen 
Umständen war diese zu Rosario nur ca 1 bis 1 Sm. Bei der weiteren Fahrt 
stromabwärts passirte das Kanonenboot den Kanal, welcher die Verbindung zwi 
schen dem eigentlichen Paraná und dem südlichen Arme desselben, dem Paraná de 
las Palmas (s. oben), bildet; er ist, streng genommen, nur der sich nach Norden 
abzweigeude Arm dieses letzteren, denn der Paraná de las Pahnas verläuft weiter 
stromaufwärts in einen unbedeutenden, nicht schiffbaren Bach. Dieser Kanal ist 
500 bis 1400m breit mit durchgängig genügenden Wassertiefen, welche überall in 
der Mitte am bedeutendsten sind; nur an einer Stelle, der sogenannten „ Vuelta 
San Antonio“, liegt an dem östlichen Ufer eine Bank mit Steinen, welche ver 
mieden werden mufs. Die obenerwmhnte Br. Adm.-Karte ist für dieses Fahrwasser 
noch weniger den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend, als für die anderen 
Theile des Flusses, da der Lauf des Paraná de las Palmas in dieser Karte ganz 
falsch eiugezeichnet und das Vorhandensein des Kanals nur durch wenige un 
sichere Linien angedeutet ist; eine Karte des Flusses bei Campana, woselbst das 
Kanonenboot am 9. März eintraf, ist überhaupt nicht vorhanden.“
	        
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