1
Ann. d. Hydr. ctc., XI. Jalirg. (1883), Heft IV.
199
Die Physische Geographie und Meteorologie der das Kap der guten
Hoffnung umgebenden Meerestheile im Südatlantischen und Indischen
Ocean, zwischen 30° bis 50° S-Br und KT bis 40° Q-Lg.')
III. Stürme.
Im Anschlufs an die Veröffentlichungen der Untersuchungen von Kapitän
Toynbee Über die Winde und Strömungen etc. der rund um das Kap (kr
guten Hoffnung gelegenen Meerestheile durch das „Meteor ol, Council* zu London
(Ofßcial No- 43), über welche wir in diesen Annalen, 1883, Heft I und II ausführlich
berichtet haben, enthält die No. 44 derselben Publikationen, ebenfalls von Kapt.
Toynbee bearbeitet, einen sehr werthvollen Beitrag sowohl zur theoretischen
Sturmlehre, als auch, und zwar vorzugsweise, zur praktischen Anwendung der
selben für die möglichst sichere und bequeme Durchfahrung dieser Meerestheile
(s. Diagramme pag. 3 und 63), indem sie viele praktische Winke giebt, wie
ausgehende und heimreisende Schiffe beim Umsegeln des Kaps am besten zu
manövriren haben, um die von allen Seefahrern mit Recht gefürchteten Gefahren
vor den hier herrschenden Stürmen möglichst vermeiden zu könnou.
Wir geben nachstehend einen Auszug aus dieser neuesten trefflichen
Arbeit des Vorstehers der Maritimen Abtheiluug des „Meteorologien! Office“ zu
London, Kapt. Toynbee.*)
Alle hier diskutirten Stürme sind nach ihrer Richtung sowohl für die
östliche Route der ausreisenden Schiffe als für die westliche der heim-
reisenden in fünf Gruppen angeordnet:
I. Die nordwestlichen Stürme, d. s. diejenigen, welche aus N oder NW
beginnen und von denen einige nach W oder SW drehen. Diese Stürme sind
die gewöhnlichen dor südlichen gemäfsigten Zone und entsprechen den nach
W oder NW dreheuden südwestlichen Stürmen der nördlichen Halbkugel. —
II. Die südwestlichen Stürme, d. s. diejenigen, welche meist von Anfang
an fortdauernd aus SW wehen; einige von ilmen beginnen aus West und drehen
dann bis SW. —
III. Die nordöstlichen Stürme, d. s. diejenigen, welche von ihrem Beginn
an fortdauernd aus nordöstlicher Richtung wehen; häufig folgt ihnen mit plötz
lichem Umspringen des Windes ein südwestlicher Sturm. —
IV. Die südöstlichen Stürme, d. s. diejenigen, welche von ihrem Beginn
an fortdauernd aus südöstlicher Richtung wehen. Diese Stürmo können in
zwei Klassen getlieilt werden: a) diejenigen Stürme, welchen nördliche oder
nordwestliche Winde und fallendes Barometer vorangeben, wobei der Wind im
allgemeinen zur Zeit des niedrigsten Barometerstandes nach SE dreht, —
b) diejenigen, welchen südöstliche Winde vorangchen; sie heifsen entweder
„Schönwetter“- oder „Schlechtwetter“-Stürme. * 3 ) —
V. Die von Toynbee „Exceptional gälte* genannten Stürme, welche
aus keinem bestimmten Quadranten wehen und sich in keine der vier ersten
Gruppen einreihen lassen,
Für die Diskussion dieser fünf Gruppen von Stürmen hat Toynboc einen
charakteristischen Sommer- uud einen Wintermonat der südlichen Halbkugel
*) S. diese Annalen etc., pag. 1—5 und 63—6t) und Diagramme der betreffenden Meeres
theile pag. 3 und 63.
s ) Der vollständige Titel dieser Schrift ist: „Report on the Gales cxpcrienced in the Ocean
District adjacent to the Cape of Good Hoope (between Lat. 80° and 50° S. and Long. 10° and 40° R.).
By Capt. H. Toynbee, F. R. A. S. London, 1882.“ (Offlcial No. 44.) 111 S. und 20 Tafeln.
Preis 7 sh. 6 d.
3) Im Knplandc nennt man einen heiligen südöstlichen Sturm, bei welchem der Tafelberg mit
einer dichten, schwarzen Wolke bedeckt ist, einen „Black south easter“; bei einem sogenannten
„Schönwelter-Sturm“ ist der Tafelberg ganz klar oder nur mit einer weifaen Wolkenschiciit bedeckt
zu sehen.