Reise der Danzigev Brigg „Betty“. 173
und Baracken der Niederlassung sind ebenfalls aus 8—9 Sm Entfernung
zu sehen.
Man ankert quer ab von den mittelsten Baracken, 1 Vs Sm vom Ufer, auf
13 tu (7 Fad.) Wassertiefe, sandigem Boden. Das Wasser ist durchsichtig wie
Oystall. Vom Ankerplätze aus hat man in WSW die am westlichen Ufer von
Skyring Water liegenden hohen schneebedeckten Kettengebirge in Sicht, die
stellenweise wie Inseln aussehen. Von hier stürmt es im Sommer, wenn auch
nur für wenige Stunden, doch fast jeden Tag. Während der Nacht ist es ge
wöhnlich still, oder es weht ein leiser Zug vom nördlichen, südlichen oder öst
lichen Ufer. Der Wind am? WSW kommt oft ganz plötzlich. Das Wasser,
vorher so glatt wie ein Spiegel, geräth plötzlich in leise Schwingungen, und in
der Nacht hört mau ein Rauschen, ungefähr wie bei einem Wasserfalle, aus der
Ferne herübertöneu. Am Tage sieht man einen Streifen Brandung, der der
Böe voranschreitet. Es ist aber nicht gesagt, dafs die Böe wirklich das Schiff
erreichen wird. Oft zerthcilt sie sich, und man empfängt nur einen leisen
FTaueh davon.
Wenn es aber auch noch so heftig aus WSW stürmt, die See kann nicht
so erregt werden, dafs ein Schiff es nicht vor zwei Ankorn mit je 110—128 in
Kette ansreiten könnte, und da die Entfernung des in WSW liegenden Ufers
nur 15 Sm beträgt, so wird die See auch gleich wieder glatt, sobald der Sturm
nachläfst. Kap Graves hat man in W in 8 Sin Abstand; näher dem Ankerplätze
hat man am nördlichen Ufer noch mehrere Landvorsprünge, doch treten diese
bereits gegen ein im Meeresspiegel liegendes Riff zurück, welches der Rhede
bis in die Peilimg WzN Schutz gewährt. Das Riff erstreckt sich in S-Riehtung
mehr als 2 Kblg vom Ufer. Unter dem Schutze desselben hat mau in paralleler
Richtung die Brücke gebaut.
Die Rhede hat unmittelbaren Schutz von WzN bis ONO. Aus östlicher
Richtung braucht mau einen Sturm nicht zu befürchten, und ebensowenig haben
Wiude aus einer südlich von WSW liegenden Richtung Kraft. Skyring Water ist
überhaupt mit Ausnahme der Sommermonate Dezember, Januar, Februar und
März ein ruhiger Binnensee; für Segelschiffe leider oft nur zu ruhig.
Die Bucht ist bis auf einen Stein, der mitten darin 1,8 m uDter Wasser,
etwa l'/ä Kblg NNW vom Ankerplätze liegt, frei von Untiefen.
Zum Schlüsse lasse ich noch auf Grund der Mittheilungen, welche mir in
Buenos Ayres, Punta Arenas und Mine Martha gemacht worden sind, einen
Kurzen Bericht über die Entstehung der Niederlassung folgen.
Das Bedürfnifs nach billigeren Kohlen, wie die von England für Argen
tinien bezogenen, führte zuerst die Firma Sarnosa & Miro in Buenos Ayres dar
auf, die seiner Zeit von Fitzroy in der Nähe von Skyring Watei' entdeckten
Kohlenlager nutzbar zu machen." Zu diesem Zwecke pachtete die Firma den
die Kohlenlager enthaltenden Landstrich von der chilenischen Regierung auf
eine Reihe von Jahi’en und rüstete eine Expedition aus, bestehend aus
dem Dreimastschoner „Sarnosa“ und einem starken Seeschleppdampfer. Der
Dampfer sollte später zum Schleppen der nach der Kolonie bestimmten Segel
schiffe in der Magellan Straße dienen. Der Schoner wurde mit Maschinen und
allen zum Minen- und Häuserbau und zum Bau einer Sagemühle erforderlichen
Geräthschaften, mit Proviant und anderen nützlichen Sachen beladen; auch
wurden auf ihm mehrere Familien, Ingenieure, Bergleute, Handwerker und
andere Arbeiter, die in den Dienst der Kompagnie getreten waren, eingeschifft.
Während diese Expedition unterwegs war, hatte man von Punta Arenas, von
wo aus das gepachtete Terrain zu Pferde durch die Pampas und längs den
Ufern von Otway Water, Fitzroy Channel lind Skyring Water zu erreichen ist,
eine zweite Expedition abgeschickt, deren Aufgabe es war, provisorische
Baracken zu bauen, Wege auszuhauen und überhaupt Alles zum Empfang der
grofsen Expedition von Buenos Ayres vorzubereiten. Dieser war es jedoch nicht
beschieden, ohne Unfall ihren Bestimmungsort zu erreichen. Infolge schlechter
Führung mufste der Schoner mehrere Wochen in Montevideo zubringen, um
einen erhaltenen Schaden auszubessern, und auf der Weiterreise segelte er auf
die Bänke von Tujü, wobei der Patentkiel in Unordnung gerieth, der sich auch
später nicht wieder in einen gangbaren Zustand bringen liefs. Der „Sarnosa“
war nämlich ein ganz flaches, mit Patentkiel zum Aufholen und Niederlassen
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