Reise der Danziger Brigg „Betty*.
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Von den meisten Häfen und Buchten, in denen man Zuflucht suchen kann,
sind genaue Karten vorhanden. Bei den jenseits Kap Jsidro gelegenen geschieht
die Einsendung am besten von SW her; auch ist es rathsam, wenn mau einmal
auf Ankergruud ist, sich nicht weiter aufs Kreuzen einzulassen, um vielleicht
noch etwas weiter hinein zu gelangen. Man warte einen starken Windzug aus
SW oder W ab, segle auf nordöstlichem Kurse mit voller Fahrt dicht an die
Luvseite des Eingangs hinan, schiefse mit voller Fahrt in die Bucht hinein,
berge Segel und ankere. Gewöhnlich wird es in der Bucht, in Lee der hohen
Berge still, oder der Wind kommt aus den Thälern in einer schralen Böe.
Die empfohlene Mafsregel ist natürlich nur unter ungünstigen Umständen
erforderlich. Bei günstigen östlichen Winden kann man sich nach Belieben
den Ankerplatz aussuchen. Oestliche Winde sind bis Kap Froward uud noch
weiter hin zu jeder Jahreszeit häufiger, als man gemeiniglich annimmt, doch
sind diese Winde meistens nur von mäfsiger Stärke, und nur selten kommt ein
Sturm aus östlicher Richtung vor.
Die Gefahr, welche beim Ankern unter der Küste oder in einem der
Häfen fast allein zu befürchten ist, besteht darin, dafs das Schiff vom Anker
grunde ab oder aus der Bucht hinaus getrieben wird, wenn es vor zu wenig
Kette liegt und ein Williwaw einfällt. Ist genügend Kette gesteckt, so geht
der stärkste Williwaw über das Schiff hin, bevor dasselbe auf die Richtung des
St.ufses geschwärt ist und die Kette steif geholt hat.
Die Befahrung der Strecke von Kap Froward nach dem Eingänge des
Jerome Channel ist nicht schwieriger als die irgend eines engen Fahrwassers
in europäischen Gewässern. Es läuft hier Ebbe und Flutb, und unter ungünstigen
Verhältnissen kann man mit der westwärts laufenden Gezeit kreuzen, und wenn
der Strom entgegen kommt, in den Buchten der nördlichen Küste ankern. In
der Nähe des Landes lauft eine Oberflächenströmung dem gewöhnlichen Gezeiten
strom entgegen, doch erstreckt sieh dieselbe kaum eine Sehiffslänge vom Ufer.
Nach diesen Bemerkungen über die Fahrt in der Magellan Straße, in
denen ich nicht nur meine eigenen, sondern auch die Ansichten des Hafen
kapitäns von Punta Arena» wiedergegeben habe, gehe ich nunmehr zu einer
Besprechung der Navigation im Jerome Channel, Otway Water, Fitzroy Channel
und Skyring Water über. Für diese findet sich in den Segelhandbüchern nicht
die geringste Anweisung. Die einzige Stelle in den von mir benutzten „Sailing
Directions for Magellan Strait etc. by Capt. Richard G. Mayne, R. N., C. B.*,
wo der in Frage stehenden Gewässer Erwähnung geschieht, lautet (Seite 53):
„Passing by the Jerome Channel, as practieally useless to navigators, we rouud
Cape Crosstiue and enter Crooked Rcaeb, the only good anchorage in which
is ßorja Bay“.
Die Ufer von Jerome Channel bestehen an der Westseite aus hohen
Bergen, die fast steil, au manchen Stellen wohl einige Tausend Fufs hoch,
emporsteigen. Diesen Charakter behält das Ufer bis Kap Fo / rty fwe. Hier, in
der Umgebung des Lago de la Botella beginnen die Berge mehr zurückzutreten
und niedriger, sowie weniger steil zu werden, und je weiter nordwärts man
kommt, desto niedriger werden die Berge und desto mehr flaches Land ist in
den von Nunez Creek, Snllivan Sound u. s. w. gebildeten Oeffnungen der Küste
zu sehen. Zuletzt, von Fanny Bai an, erstrecken sich niedrige, mit Gras und
Busch bewachsene Flächen meilenweit ins Land hinein; erst im Hintergründe
zeigen sieh allmählich ansteigende, nicht sehr hohe Berge. Die Ostseitc ist
ebenfalls gebirgig, doch im Ganzen niedriger und entlang der ganzen Strecke
von York Point bis Cutter Cove zieht sich am Fufse der Berge ein niedriges
Ufer hin, das an einigen Stellen wohl eino halbe Meile, an anderen nur wenige
Schritte breit ist. Von Cutter Cove und Kap Charles bis Point Stokes fällt das
Gebirge schroff gegeu das Meer ab. Hier ist unter der Küste kein Ankergrund
zu finden. Auch weiter östlich, längs des Südufors von Otway Water, zeigen
sich dem Auge nur dunkle, einförmige Gebirgsmasseu.
Das niedrige Land ist überall mit hohem Grase, Buschwerk und stellen
weise mit Wald bedeckt, und überall an der Küste zeigen sich die Mündungen
von Bächen und kleinen Flüssen. Von den hohen Bergen am westlichen Ufer
stürzen auf vielen Steilen Wassorfällc herab. Manchmal hat das herabstürzeudo
Wasser, das Gestein loswaschend uud zerreibend, im Laufe der Zeit Rinnen