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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

Reise der Danziger Brigg „Betty*. 
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Von den meisten Häfen und Buchten, in denen man Zuflucht suchen kann, 
sind genaue Karten vorhanden. Bei den jenseits Kap Jsidro gelegenen geschieht 
die Einsendung am besten von SW her; auch ist es rathsam, wenn mau einmal 
auf Ankergruud ist, sich nicht weiter aufs Kreuzen einzulassen, um vielleicht 
noch etwas weiter hinein zu gelangen. Man warte einen starken Windzug aus 
SW oder W ab, segle auf nordöstlichem Kurse mit voller Fahrt dicht an die 
Luvseite des Eingangs hinan, schiefse mit voller Fahrt in die Bucht hinein, 
berge Segel und ankere. Gewöhnlich wird es in der Bucht, in Lee der hohen 
Berge still, oder der Wind kommt aus den Thälern in einer schralen Böe. 
Die empfohlene Mafsregel ist natürlich nur unter ungünstigen Umständen 
erforderlich. Bei günstigen östlichen Winden kann man sich nach Belieben 
den Ankerplatz aussuchen. Oestliche Winde sind bis Kap Froward uud noch 
weiter hin zu jeder Jahreszeit häufiger, als man gemeiniglich annimmt, doch 
sind diese Winde meistens nur von mäfsiger Stärke, und nur selten kommt ein 
Sturm aus östlicher Richtung vor. 
Die Gefahr, welche beim Ankern unter der Küste oder in einem der 
Häfen fast allein zu befürchten ist, besteht darin, dafs das Schiff vom Anker 
grunde ab oder aus der Bucht hinaus getrieben wird, wenn es vor zu wenig 
Kette liegt und ein Williwaw einfällt. Ist genügend Kette gesteckt, so geht 
der stärkste Williwaw über das Schiff hin, bevor dasselbe auf die Richtung des 
St.ufses geschwärt ist und die Kette steif geholt hat. 
Die Befahrung der Strecke von Kap Froward nach dem Eingänge des 
Jerome Channel ist nicht schwieriger als die irgend eines engen Fahrwassers 
in europäischen Gewässern. Es läuft hier Ebbe und Flutb, und unter ungünstigen 
Verhältnissen kann man mit der westwärts laufenden Gezeit kreuzen, und wenn 
der Strom entgegen kommt, in den Buchten der nördlichen Küste ankern. In 
der Nähe des Landes lauft eine Oberflächenströmung dem gewöhnlichen Gezeiten 
strom entgegen, doch erstreckt sieh dieselbe kaum eine Sehiffslänge vom Ufer. 
Nach diesen Bemerkungen über die Fahrt in der Magellan Straße, in 
denen ich nicht nur meine eigenen, sondern auch die Ansichten des Hafen 
kapitäns von Punta Arena» wiedergegeben habe, gehe ich nunmehr zu einer 
Besprechung der Navigation im Jerome Channel, Otway Water, Fitzroy Channel 
und Skyring Water über. Für diese findet sich in den Segelhandbüchern nicht 
die geringste Anweisung. Die einzige Stelle in den von mir benutzten „Sailing 
Directions for Magellan Strait etc. by Capt. Richard G. Mayne, R. N., C. B.*, 
wo der in Frage stehenden Gewässer Erwähnung geschieht, lautet (Seite 53): 
„Passing by the Jerome Channel, as practieally useless to navigators, we rouud 
Cape Crosstiue and enter Crooked Rcaeb, the only good anchorage in which 
is ßorja Bay“. 
Die Ufer von Jerome Channel bestehen an der Westseite aus hohen 
Bergen, die fast steil, au manchen Stellen wohl einige Tausend Fufs hoch, 
emporsteigen. Diesen Charakter behält das Ufer bis Kap Fo / rty fwe. Hier, in 
der Umgebung des Lago de la Botella beginnen die Berge mehr zurückzutreten 
und niedriger, sowie weniger steil zu werden, und je weiter nordwärts man 
kommt, desto niedriger werden die Berge und desto mehr flaches Land ist in 
den von Nunez Creek, Snllivan Sound u. s. w. gebildeten Oeffnungen der Küste 
zu sehen. Zuletzt, von Fanny Bai an, erstrecken sich niedrige, mit Gras und 
Busch bewachsene Flächen meilenweit ins Land hinein; erst im Hintergründe 
zeigen sieh allmählich ansteigende, nicht sehr hohe Berge. Die Ostseitc ist 
ebenfalls gebirgig, doch im Ganzen niedriger und entlang der ganzen Strecke 
von York Point bis Cutter Cove zieht sich am Fufse der Berge ein niedriges 
Ufer hin, das an einigen Stellen wohl eino halbe Meile, an anderen nur wenige 
Schritte breit ist. Von Cutter Cove und Kap Charles bis Point Stokes fällt das 
Gebirge schroff gegeu das Meer ab. Hier ist unter der Küste kein Ankergrund 
zu finden. Auch weiter östlich, längs des Südufors von Otway Water, zeigen 
sich dem Auge nur dunkle, einförmige Gebirgsmasseu. 
Das niedrige Land ist überall mit hohem Grase, Buschwerk und stellen 
weise mit Wald bedeckt, und überall an der Küste zeigen sich die Mündungen 
von Bächen und kleinen Flüssen. Von den hohen Bergen am westlichen Ufer 
stürzen auf vielen Steilen Wassorfällc herab. Manchmal hat das herabstürzeudo 
Wasser, das Gestein loswaschend uud zerreibend, im Laufe der Zeit Rinnen
	        
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