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Strömlings- und Schiffahrts-Verhältnisse .111 der Congo-Mfindung etc.
Bemerkungen über die Strömungs- und Schiffahrts-Verhältnisse an
der Congo-Mündung und im Banana Creek. 1 )
Ans den Reiseberichten des Kapitäns A. Ziemann, Führers des Belgischen
Dreimast-Schoners „General Brialmont“.
(Mittheilang von der Deutschen Seewarte.)
Am 31. Juli 1882 ankerte „General Brialmont“ vor der Congo-Mündung
in 16,2m (9 Fad.) Tiefe. Padron Point peilte OSO mw. l'/tSm entfernt. Ein
schwacher Strom von etwa */* Sm die Stunde setzte nach NNE. Das Schiff
lag auf diesem Ankerplätze sehr gut. Um 10 Uhr Vormittags am folgenden
Tage lichteten wir unsern Anker wieder und befanden uns um 12 Uhr in der
Nähe von Turtle Point. Hier fafste der Strom das Schiff derart, dafs es trotz
seiner Fahrt von 4 Sm nicht zu steuern war. Mit einem SW-Winde lag das Schiff
beständig NOzN an. Es lief anscheinend eine starke Unterströmung in den
Congo hinein. Während an der St. B,-Seite des Schiffes das Wasser dunkelbraun
war, hatto dasselbe an der B. B.-Seite eine hellgrüne Farbe. Die Temperatur
des braunen Wassers an der St. B.-Seite des Schiffes betrug 23,9°, die des
grünen an der B. B.-Seite 17,7° C. Das braune Wasser war ziemlich frisch, so
dafs man es zur Noth hätte trinken können, während das grüne Wasser das
reine Seewasser war, welches an der Schiffsseite in die Höhe quoll. 2 ) Als wir
uns der Mona J/oi«t-Bauk näherten, konnten wir in dem dunkelbraunen Wasser
bei einer 3 Sm starken Strömung das Schiff bei 5 Sm Fahrt gut steuern. Da
ich einsah, dafs wir Banana nicht mehr vor Dunkelwerden erreichen konnten,
ankerten wir auf der Mona Masea - Bank in 18 m (5 Fad.) Tiefe, Banana
mw. OSO 5‘/> Sm entfernt. Der Strom lief hier mit der Geschwindigkeit von
27:2 Sm die Stunde nach NNW. Bei klarer Luft war der Wind um 8 Uhr
Abends WSW 3.
Nachdem am Nachmittage des 2. August der Lotse an Bord gekommen
war, segelten wir auf einer Tiefe von 7,2 bis 9 m (4 bis 5 Fad.) bei leichtem
SW-W T ind dicht an der Bank entlang und ankerten um 4 Uhr vor Banana.
Was die Ansegelung des Cotigo anbelangt, so ist es am besten, bei
Padron Point Land zu machen und dann an der Südküste nach Sharks Point
zu steuern, wozu indefs eine frische Seebriese erforderlich ist. Man halte diesen
Kurs so lange bei, als sieh das Schiff steuern läfst. Wenn dieses nicht mehr
möglich ist, was gewöhnlich in der Nähe von Turtle Point der Fall sein wird,
dann halte man quer über den Flufs nach der Nordseite desselben. Sobald
das Schiff an dieser Seite auf flaches Wasser gelangt ist, wird sich auch seine
Steuerfähigkeit wieder einstellen. In 7,2—9,0 m (4—5 Fad.) Tiefe läuft man
keino Gefahr. Bei der Annäherung an die SfelZa-Bank, woselbst der Lotse au
Bord kommt, halte man Boolambcmba in mw. S< D/A). Bei flauem Winde ist es
am besten, so bald als möglich zu ankern und die Seebriese abzuwarten. Der
Versuch, an Sharks Point vorbei zu segeln, ist nicht zu empfehlen. Infolge der
starken Unterströmung, welche hauptsächlich in der Mitte des Congo herrscht,
manöverirunfähig gemacht, treiben die tiefer gehenden Schiffe stets nach der
Nordseite des Flusses hinüber. Es mag ja gelegentlich einem Schiffe gelingen,
bei Sharks Point vorbei zu kommen, doch ist dies immer als ein Ausnahmefall
zu betrachten. Diese mir vom Lotsen gemachte Aussage kann ich nach eigener
Erfahrung bestätigen. Die Einsegelung in den Banana Creek sollte nie ohne Lotsen
unternommen werden, da die Strömung sehr unregelmäfsig läuft und durch die
vorliegenden Bänke sehr beeinflufst wird. Im Banana Creek wechseln Fluth
und Ebbe mit einander ab, doch ist die letztere bedeutend stärker als die
*) Vgl. „Hydr. Mitth.“ 1874, pag. 300—306; ,Ann. d. Hvdr. et«.*. 1879, pag. 183: „Afriea
Pilot II“, pag, 88-101.
*) Die von Kapt. Ziemann beobachtete Erscheinung läfst sich auch, ohne die Annahme des
Vorhandenseins einer Unterstiömung, auf folgende Weise erklären: Das aus dem Gonyo strömende
frische Wasser breitet sich in der Mündung desselben über das speciüseh schwerere Meerwasser aus.
Liegt nun ein Schiff quer vor der Mündung des (hugo an einer Stelle, wo die Schicht des oberen
frischen Wassers im Verhältnif* zum Tiefgang des Schiffes nur dünn ist, si> wird dieses Wasser vorn
und hinten am Schiff, welches durch das stillstehende untere Messer festgehalten wird, vorbei
fliefsen und sich erst in einer gewissen Entfernung vom Schiffe wieder vereinigen, so dafs auf der
dem Meere zugewandten Seite des Schiffes das Meerwasser bis zur Oberfläche reicht.