Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

164 
Strömlings- und Schiffahrts-Verhältnisse .111 der Congo-Mfindung etc. 
Bemerkungen über die Strömungs- und Schiffahrts-Verhältnisse an 
der Congo-Mündung und im Banana Creek. 1 ) 
Ans den Reiseberichten des Kapitäns A. Ziemann, Führers des Belgischen 
Dreimast-Schoners „General Brialmont“. 
(Mittheilang von der Deutschen Seewarte.) 
Am 31. Juli 1882 ankerte „General Brialmont“ vor der Congo-Mündung 
in 16,2m (9 Fad.) Tiefe. Padron Point peilte OSO mw. l'/tSm entfernt. Ein 
schwacher Strom von etwa */* Sm die Stunde setzte nach NNE. Das Schiff 
lag auf diesem Ankerplätze sehr gut. Um 10 Uhr Vormittags am folgenden 
Tage lichteten wir unsern Anker wieder und befanden uns um 12 Uhr in der 
Nähe von Turtle Point. Hier fafste der Strom das Schiff derart, dafs es trotz 
seiner Fahrt von 4 Sm nicht zu steuern war. Mit einem SW-Winde lag das Schiff 
beständig NOzN an. Es lief anscheinend eine starke Unterströmung in den 
Congo hinein. Während an der St. B,-Seite des Schiffes das Wasser dunkelbraun 
war, hatto dasselbe an der B. B.-Seite eine hellgrüne Farbe. Die Temperatur 
des braunen Wassers an der St. B.-Seite des Schiffes betrug 23,9°, die des 
grünen an der B. B.-Seite 17,7° C. Das braune Wasser war ziemlich frisch, so 
dafs man es zur Noth hätte trinken können, während das grüne Wasser das 
reine Seewasser war, welches an der Schiffsseite in die Höhe quoll. 2 ) Als wir 
uns der Mona J/oi«t-Bauk näherten, konnten wir in dem dunkelbraunen Wasser 
bei einer 3 Sm starken Strömung das Schiff bei 5 Sm Fahrt gut steuern. Da 
ich einsah, dafs wir Banana nicht mehr vor Dunkelwerden erreichen konnten, 
ankerten wir auf der Mona Masea - Bank in 18 m (5 Fad.) Tiefe, Banana 
mw. OSO 5‘/> Sm entfernt. Der Strom lief hier mit der Geschwindigkeit von 
27:2 Sm die Stunde nach NNW. Bei klarer Luft war der Wind um 8 Uhr 
Abends WSW 3. 
Nachdem am Nachmittage des 2. August der Lotse an Bord gekommen 
war, segelten wir auf einer Tiefe von 7,2 bis 9 m (4 bis 5 Fad.) bei leichtem 
SW-W T ind dicht an der Bank entlang und ankerten um 4 Uhr vor Banana. 
Was die Ansegelung des Cotigo anbelangt, so ist es am besten, bei 
Padron Point Land zu machen und dann an der Südküste nach Sharks Point 
zu steuern, wozu indefs eine frische Seebriese erforderlich ist. Man halte diesen 
Kurs so lange bei, als sieh das Schiff steuern läfst. Wenn dieses nicht mehr 
möglich ist, was gewöhnlich in der Nähe von Turtle Point der Fall sein wird, 
dann halte man quer über den Flufs nach der Nordseite desselben. Sobald 
das Schiff an dieser Seite auf flaches Wasser gelangt ist, wird sich auch seine 
Steuerfähigkeit wieder einstellen. In 7,2—9,0 m (4—5 Fad.) Tiefe läuft man 
keino Gefahr. Bei der Annäherung an die SfelZa-Bank, woselbst der Lotse au 
Bord kommt, halte man Boolambcmba in mw. S< D/A). Bei flauem Winde ist es 
am besten, so bald als möglich zu ankern und die Seebriese abzuwarten. Der 
Versuch, an Sharks Point vorbei zu segeln, ist nicht zu empfehlen. Infolge der 
starken Unterströmung, welche hauptsächlich in der Mitte des Congo herrscht, 
manöverirunfähig gemacht, treiben die tiefer gehenden Schiffe stets nach der 
Nordseite des Flusses hinüber. Es mag ja gelegentlich einem Schiffe gelingen, 
bei Sharks Point vorbei zu kommen, doch ist dies immer als ein Ausnahmefall 
zu betrachten. Diese mir vom Lotsen gemachte Aussage kann ich nach eigener 
Erfahrung bestätigen. Die Einsegelung in den Banana Creek sollte nie ohne Lotsen 
unternommen werden, da die Strömung sehr unregelmäfsig läuft und durch die 
vorliegenden Bänke sehr beeinflufst wird. Im Banana Creek wechseln Fluth 
und Ebbe mit einander ab, doch ist die letztere bedeutend stärker als die 
*) Vgl. „Hydr. Mitth.“ 1874, pag. 300—306; ,Ann. d. Hvdr. et«.*. 1879, pag. 183: „Afriea 
Pilot II“, pag, 88-101. 
*) Die von Kapt. Ziemann beobachtete Erscheinung läfst sich auch, ohne die Annahme des 
Vorhandenseins einer Unterstiömung, auf folgende Weise erklären: Das aus dem Gonyo strömende 
frische Wasser breitet sich in der Mündung desselben über das speciüseh schwerere Meerwasser aus. 
Liegt nun ein Schiff quer vor der Mündung des (hugo an einer Stelle, wo die Schicht des oberen 
frischen Wassers im Verhältnif* zum Tiefgang des Schiffes nur dünn ist, si> wird dieses Wasser vorn 
und hinten am Schiff, welches durch das stillstehende untere Messer festgehalten wird, vorbei 
fliefsen und sich erst in einer gewissen Entfernung vom Schiffe wieder vereinigen, so dafs auf der 
dem Meere zugewandten Seite des Schiffes das Meerwasser bis zur Oberfläche reicht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.