Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

140 
Andries: Resultate aus fünfjährigen meteorologischen Beobachtungen etc. 
zuzuschreiben. Der Grund ist jedoch meist ein anderer. Hauptsächlich die 
gröfsere Feuchtigkeit der Luft und die gröfsere Windstärke verursachen das 
Gefühl der Kälte und verleiden dadurch den Aufenthalt im Freien am Abend. 
Solche kühle und feuchte Abende werden meist durch die lokalen See 
winde, deren schon früher Erwähnung geschah, hervorgerufen. Sie drücken im 
Sommer häufig die Temperatur Nachmittags um 5°—6° C. herunter, so dafs 
derselbe viel kühler ist, als der Vormittag. Der Wind steht dann auf Nord, 
und die Luft ist Abends so feucht, dafs die Dächer tröpfeln, während der Himmel 
ganz klar ist. An solchen heiteren Sommertagen kann man schon um 9 k a. m., 
besonders bei Anwendung einer schwachen Vergröfserung, die Luft in lebhaft 
aufsteigender Bewegung sehen. Diese zitternde wallende Bewegung ist zuweilen 
so stark, dafs Gegenstände, die bei ruhiger Luft sehr deutlich erkennbar sind, 
vollkommen unkenntlich werden. Die aufsteigende Bewegung erstreckt sich 
aber nur auf eine geringe Höhe. Heber dieser Höhe hinaus bewegt sich die 
Luft sehr rasch in fast horizontaler Richtung nach Süden. Hat dieser Prozefs eine 
Zeit lang gedauert, so tritt der eigentliche Seewind auf. Das Temperatur 
maximum findet dann häufig zwischen 11 L und 12 h a. m. statt. (Im Hochsommer 
zuweilen noch früher.) Bildete sich Nachts auf dem Meere Nebel, oder wurde 
derselbe vom Lande dorthin getragen, so wird dieser gegen Mittag mit grofser 
Geschwindigkeit in ganz geringer Höhe, also fast dicht am Boden hin, und in 
horizontalen streifenartigen Fetzen landeinwärts getrieben. 
Obwohl die Windstärke, wie schon früher erwähnt, hier beträchtlich 
gröfser ist, als im Binnenlande, so wird man sich dieses Unterschiedes doch 
oft nicht so recht bewnfst; dies liegt darin begründet, dafs an der Küste der 
Wind, er mag leise oder heftig wehen, in der Regel koutinuirlich dieselbe Stärke 
beibehält. Man empfindet einen mehr oder minder starken, aber stetigen Druck, 
der schliefslich durch seine Gleichförmigkeit abstumpft. Aber auch selbst bei 
heftigen Winden ist der Druck gleichmäßiger, als bei derselben Wiudstärke im 
Binnenlande. Bei stürmischem Wetter kann man dort z. B. häufig längere oder 
kürzere Zeit hindurch fast vollkommene Windstärke bemerken, worauf daun der 
Wind von neuem zu toben beginnt. Hier au der Küste kommen solche Unter 
brechungen in der Stärke des Windes seltener vor, was jedoch nicht ausschliefst, 
dafs dieselbe innerhalb eines gewissen Zeitraumes böenartig auwächst und ab 
nimmt; nur sind diese Schwankungen der Stärke des Windes innerhalb kurzer 
Zeiten nicht so grofs, wie sie im Binnenlande zu sein scheinen, d. h. der Wind 
weht in letzterem im Allgemeinen nicht mit der konstanten Stärke, wie au 
der Küste. 
In Betreff der nachstehenden Tabellen ist noch zu bemerken, dafs der 
Grad der Bewölkung in Zehnteln der Bedeckuug des Himmels (0 — ganz klar, 
10 = ganz bedeckt) ausgedrückt ist. Bei der Zahl der Winde kommen auf 
jeden Tag drei Windrichtungen. Als Tage mit Niederschlag sind diejenigen 
gerechnet, an denen Regen, Schnee, Hagel und Graupeln fielen, und als Tage 
mit starkem Wind nur diejenigen, wo wirklich sturmartiger Wind herrschte, 
d. h. wo die Windstärke nach der Beaufort’schen Skala mindestens die Stärke 8 
erreichte. 
Die Rubrik: Zahl der Tage mit Niederschlag giebt daher die Anzahl der 
Tage, an denen überhaupt Niederschlag gefallen ist, nicht aber die Summe der 
daneben stehenden Tage, an denen die Arten des Niederschlags getrennt an 
geführt sind.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.