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Andries: Resultate aus fünfjährigen meteorologischen Beobachtungen etc.
zuzuschreiben. Der Grund ist jedoch meist ein anderer. Hauptsächlich die
gröfsere Feuchtigkeit der Luft und die gröfsere Windstärke verursachen das
Gefühl der Kälte und verleiden dadurch den Aufenthalt im Freien am Abend.
Solche kühle und feuchte Abende werden meist durch die lokalen See
winde, deren schon früher Erwähnung geschah, hervorgerufen. Sie drücken im
Sommer häufig die Temperatur Nachmittags um 5°—6° C. herunter, so dafs
derselbe viel kühler ist, als der Vormittag. Der Wind steht dann auf Nord,
und die Luft ist Abends so feucht, dafs die Dächer tröpfeln, während der Himmel
ganz klar ist. An solchen heiteren Sommertagen kann man schon um 9 k a. m.,
besonders bei Anwendung einer schwachen Vergröfserung, die Luft in lebhaft
aufsteigender Bewegung sehen. Diese zitternde wallende Bewegung ist zuweilen
so stark, dafs Gegenstände, die bei ruhiger Luft sehr deutlich erkennbar sind,
vollkommen unkenntlich werden. Die aufsteigende Bewegung erstreckt sich
aber nur auf eine geringe Höhe. Heber dieser Höhe hinaus bewegt sich die
Luft sehr rasch in fast horizontaler Richtung nach Süden. Hat dieser Prozefs eine
Zeit lang gedauert, so tritt der eigentliche Seewind auf. Das Temperatur
maximum findet dann häufig zwischen 11 L und 12 h a. m. statt. (Im Hochsommer
zuweilen noch früher.) Bildete sich Nachts auf dem Meere Nebel, oder wurde
derselbe vom Lande dorthin getragen, so wird dieser gegen Mittag mit grofser
Geschwindigkeit in ganz geringer Höhe, also fast dicht am Boden hin, und in
horizontalen streifenartigen Fetzen landeinwärts getrieben.
Obwohl die Windstärke, wie schon früher erwähnt, hier beträchtlich
gröfser ist, als im Binnenlande, so wird man sich dieses Unterschiedes doch
oft nicht so recht bewnfst; dies liegt darin begründet, dafs an der Küste der
Wind, er mag leise oder heftig wehen, in der Regel koutinuirlich dieselbe Stärke
beibehält. Man empfindet einen mehr oder minder starken, aber stetigen Druck,
der schliefslich durch seine Gleichförmigkeit abstumpft. Aber auch selbst bei
heftigen Winden ist der Druck gleichmäßiger, als bei derselben Wiudstärke im
Binnenlande. Bei stürmischem Wetter kann man dort z. B. häufig längere oder
kürzere Zeit hindurch fast vollkommene Windstärke bemerken, worauf daun der
Wind von neuem zu toben beginnt. Hier au der Küste kommen solche Unter
brechungen in der Stärke des Windes seltener vor, was jedoch nicht ausschliefst,
dafs dieselbe innerhalb eines gewissen Zeitraumes böenartig auwächst und ab
nimmt; nur sind diese Schwankungen der Stärke des Windes innerhalb kurzer
Zeiten nicht so grofs, wie sie im Binnenlande zu sein scheinen, d. h. der Wind
weht in letzterem im Allgemeinen nicht mit der konstanten Stärke, wie au
der Küste.
In Betreff der nachstehenden Tabellen ist noch zu bemerken, dafs der
Grad der Bewölkung in Zehnteln der Bedeckuug des Himmels (0 — ganz klar,
10 = ganz bedeckt) ausgedrückt ist. Bei der Zahl der Winde kommen auf
jeden Tag drei Windrichtungen. Als Tage mit Niederschlag sind diejenigen
gerechnet, an denen Regen, Schnee, Hagel und Graupeln fielen, und als Tage
mit starkem Wind nur diejenigen, wo wirklich sturmartiger Wind herrschte,
d. h. wo die Windstärke nach der Beaufort’schen Skala mindestens die Stärke 8
erreichte.
Die Rubrik: Zahl der Tage mit Niederschlag giebt daher die Anzahl der
Tage, an denen überhaupt Niederschlag gefallen ist, nicht aber die Summe der
daneben stehenden Tage, an denen die Arten des Niederschlags getrennt an
geführt sind.