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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

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Andries: Resultate aus fünfjährigen meteorologischen Beobachtungen ete. 
III. Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsmenge, Hydromcteore. 
Trotz der Nähe des Meeres ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft in den 
einzelnen Monaten und natürlich noch weit mehr an einzelnen Tagen oft sehr 
verschieden. Es hängt dies, wie bekannt, von der vorherrschenden Windrichtung 
ab. Es tritt daher der Fall gar nicht selten ein, dafs bei anhaltenden Ost- und 
Nordostwinden während eines ganzen Monats dauernd grofse Trockenheit der 
Luft herrscht. In dieser Beziehung zeichnen sich besonders die Monate April 
und Mai aus. Im Mai 1876 z. B. betrug die relative Feuchtigkeit nur 69 Proc., 
ioi April und Mai 1877 nur 74 resp. 72 Proc., ebenso 1880 im April und Mai 
75 resp. 72 Proc. An einzelnen Tagen ist die relative Feuchtigkeit oft noch 
viel geringer. So betrug dieselbe z. B. am 30. Mai 1880 nur 25 Proc. Im 
Mittel der fünf Jahre erhält man für die jährliche relative Feuchtigkeit 82 Proc., 
für die Dunstspaunung 7,4mm. Um einen Vergleich mit einem Orte im Bmnen- 
lande zu ermöglichen, sei Trier mit 76 Proc. relativer Feuchtigkeit, und 7,0mm 
Dunstdruck angeführt. Entsprechend diesem geringen Feuchtigkeitsgehalte der 
Luft war auch die Regenmenge in den angeführten Monaten sehr klein. Im 
Mai 1876 fielen nur 15mm Regen, im April 1877 22mm, im April und Mai 1880 
nur 26 resp. 17mm. Dagegen fielen im Juli 1880 165mm und im Oktober des 
selben Jahres 155mm. 
Die Vertheilung der Regenmenge in den einzelnen Monaten zeigt ein 
entschiedenes Vorwalten der Sommerregen; Juni, Juli und August sind die regen 
reichsten Monate des Jahres. Die mittlere jährliche Regenhöhe (aus sechs 
Jahren abgeleitet) beträgt 715mm. Die gröfste Regenmenge während eines 
Tages, 53mm, fiel bei einem Gewitter am 29. Jnni 1875 in der Zeit von 3 h p. in. 
bis 8 h p. m.; auch am 16. Juni 1878 fielen von Mittag bis Abend 48mm. 
Ziemlich grofs ist die Zahl der Tage mit Niederschlag; sie beträgt im 
fünfjährigen Mittel 201 Tage. Gröfste Anzahl der Tage mit Niederschlag 222 
im Jahre 1878, kleinste Zahl 180 im Jahre 1876. Wenn auch die absolute 
jährliche Regenmenge nicht gröfser ist als im nordwestlichen Deutschland über 
haupt, so regnet es doch häufiger. Aber selten tritt der Fall ein, dafs es ganze 
Tage lang ununterbrochen regnet. Die meisten Regen sind von mäßiger 
Dauer. Regnet es Vormittags, so wird häufig der Nachmittag noch recht schön, 
und umgekehrt, nach einem schönen Vormittag folgt öfter ein regnerischer Nach 
mittag. Am Abend tritt nicht selten ganz unerwartet Aufklaren ein. Die Zahl 
der zu astronomischen Beobachtungen geeigneten Abende ist daher hier kaum 
geringer als im übrigen Deutschland. Desgleichen ist auch die mittlere Be 
deckung des Himmels nicht viel gröfser als im Binnenlande. Dasselbe gilt in 
Betreff der Zahl der Tage mit Nebel. Sie ist verhältnifsmäfsig goring. Dabei 
sind diese Nebel selten von langer Dauer; sie treten theilweise plötzlich auf, 
besonders infolge der Seewinde, verschwinden aber meist nach kurzer Zeit ebenso 
schnell. Die Luft ist nicht ruhig genug, um den Nebeln lange Bestand zu 
lassen. Sie sind auch in der Regel nicht sonderlich dicht, wenigstens nicht so 
dicht, wie man sie oft in Flnfsthälern trifft. 
Die Zahl der Tage mit Schnee ist rnäfsig; sie beträgt im fünfjährigen 
Mittel 27. Noch geringer ist die Schneemenge im Vergleich zum Binnenlaude; 
was dort als Schnee sich niederschlägt, kommt hier meist als Regen herunter. 
Die Zahl der Gewitter scheint hier etwas gröfser zu sein, als im übrigen 
nordwestlichen Deutschland. Während in Bremen z. ß. in den Jahren 1876—1880 
16 Gewitter auf das Jahr kommen, treten hier (in derselben Periode) 23 auf. 
Sie sind in der Regel von ziemlich kurzer Dauer, desgleichen der sie begleitende 
Regen. Thau kommt hier entschieden seltener vor als weiter im Innern Deutsch 
lands; die fast immer stark bewegte Luft läßt keine Tkaubildung zu. 
IV. Windrichtung, Windstärke. 
Die aus der westlichen Hälfte des Horizonts kommenden Winde herrschen 
zu allen Jahreszeiten bei weitem vor. Sie bedingen unser relativ mildes Klima. 
Dies schliefst jedoch nicht den besonders im Frühjahre oft cintretenden Fall 
aus, dafs auch östliche und nordöstliche Winde längere Zeit die Witterung be 
herrschen. Es sind vorzugsweise die Monate April und Mai, die unter dieser
	        
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