Reise der Daiwiger Brigg „Beto“.
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■war kein Fortschritt mehr zu machen. Wir ankerten für die Nacht in der
Mitte des Kanals auf 22m (12 Fad.) Tiefe in der Peilung: Palomares NW.
Am 19. November Morgens lichteten Anker und segelten mit leichter
SSE-Briese gegen den Ebbestrom, welcher um 67* k a. m. begonnen hatte, weiter,
bis wir durch eintretende Windstille genöthigt worden, in der Nähe des nörd
lichen Ausganges des Kanals zu ankern. Um \2'¡P p, m. wurde es Stillwasser,
und da zu gleicher Zeit der Wind aus SSE etwas auffrischte, gelang es uns
jetzt, ans dem Füzroy-Kanal hinaus in Skyring Water zu kommen.
ln Skyring Water trafen wir leichte WNW-Wiude, gegen die wir auf-
zukreuzon hatten. Abends wurde cs still; aukerteu um 7'* p. m, in den Peilungen:
Am 20. November um I 1 ' 30'" a. m. gingen Anker auf. Anfänglich hatten
wir leichte Briese aus NE bis ESE. Dieselbe flaute mehr und mehr ab, und
gegen 8 h a. m. wurde cs ganz still. Mufsten deshalb die Boote zum Schleppen
gebrauche«. Um IO 1 ' 15“ a. m. erreichte „Betty* im Schlepptau der beiden
Schiffsboote und zweier Boote. die uns von der Niederlassung zugeschickt
worden waren, die Rhede von Mine Martha, woselbst wir das Schiff auf 13,m
(7 Fad.) Wassertiefe, sandigen Grund, vor Anker legten, das erste Raaschiff,
welches die Reise hierher unter Segel glücklich ausgeführt hatte.
Die Behauptung, fl als es unmöglich wäre, mit einem Rauschiff ohne Hülfe
eines Schleppdampfers, unter Segel allein, durch Jerome Channel, Otway Water
und Fitzrag Channel nach Mine Martha zu gelangen, war somit thatsächlich
widerlegt worden. Bisher war diese Meinung allgemein verbreitet gewesen, so
wohl in Buenos Ayres als bei der seemännischen Bevölkerung von Bunta Arenas,
und dies war auch der Grund, weshalb die Eigner von Mine Martha trotz hoher
gebotener Fracht und obgleich die Fracht seit dreiviertel Jahr in den Händen
aller Makler von Buenos Ayres gewesen war, vor der „Betty* kein Schiff ge
chartert erhalten konnten.
„Betty* hatte etwa 1000 Centner Proviant für die Niederlassung in Mine
Martha geladen. Da bereits Mangel eingetreteu war und die Beschaffung von
Proviant von Punta Arenas nur auf dem Landwege zu Pferde uud mit grofsen
Schwierigkeiten und Kosten bewerkstelligt werden konnte, so war das deutsche
Schiff den Kolonisten änlserst willkommen. Der Proviant wurde gelöscht
und dann eine volle Ladung von etwa 450 Tonnen Kohlen, eine Partie
Guanaco-Felle. geschnittene Planken und andere Güter für Buenos Ayres ein
genommen.
Während unseres Aufenthalts in Skyring Water vom 20. November bis
zum 10. Dezember 1881 war der vorherrschende Wind West. Derselbe erreichte
oft die Stärke 10. Starke Winde hielten nur bis gegen Sonnenuntergang an;
während der Nacht war es gewöhnlich still. Nur einmal, am 3. Dezember,
begann es um 9 U a. m. zu wehen und hielt den ganzen Tag und die folgende
Nacht bis weit in den nächsten Tag hinein an, oftmals die Stärke 10 erreichend.
Dabei war die ganze Meeresoberfläche eine Schanmmasse und die See brach in
der Nähe des Ankerplatzes.
Nach Anssage der Kolonisten weht es im Januar am stärksten, und zwar
aus W und fast ausschliefslich aus dieser Richtung. Die anderen Winde sind
schwach und ohne Bedeutung. Während der Nacht ist es gewöhnlich still. In
den dortigen Herbst- und Wintennonaten siDd die Winde schwach und ebenso
oft aus arideren als aus westlichen Richtungen.
Das Wetter während unseres Aufenthalts war veränderlich, bald schön,
bald böig und regnerisch. Jedenfalls mufs das Klima gesund sein, da Krank
heiten in der Kolonie trotz der Mangelhaftigkeit des Proviants und der
Wohnungen nicht vorgekommeu waren. Ein Arzt war nicht vorhanden.
Die Temperatur des Meerwassers schwankte zwischen 8° und 7° C., die
der Luft war während des Tages gewöhnlich 8° C., während der Nacht 7° bis
6° C. Mag auch während des Winters am Lande Eis frieren, Skyring Water
friert selbst an den Ufern nie, ebensowenig Fitzroy Channel, Otway Water und
Jerome Channel. Das specifische Gewicht des Meerwassers wurde in Skyring
Water zu 1,012 (auf 17,5° C. reducirt) gemessen.