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Reisebericht*- S. M. Kht. „Albutrofc“.
gebaut wird, ist zum Th eil schon beendet und erstreckt sich etwa 230 in
über die Brücke in See, so dafs selbst bei niedrigem Wasser 3,7—4,3 tu Tiefe
an der Nock der Mole vorhanden sind. Zwei Krähne sollen zum Entlöschen
angebracht weiden; ferner wird jetzt ein Schienenstrang' von der Mole durch
die Stadt gelegt.
Der Postverkehr wird hauptsächlich durch die Dampfer der englischen
„Pacific Steam Navigation Company“ vermittelt, da diese am schnellsten laufen
und die Post für den Kontinent in Bordeaux landen. Aufserdem halten hier
regelmäfsig die deutschen Dampfer der Kosmos-Linie (Hamburg■ Cattao), eine
französische Linie (Havre-Callao) und eine kürzlich neu eingerichtete spanische
Linie in Punta Arenas an.
Aufser auf diesen regelmäßigen Linien passiren Punta Arenen noch
viele andere Dampfer und Segelschiffe; der Verkehr vom L Januar 1882 bis
1. Oktober 1882 vertheilt sich auf folgende Schiffe: 1) Dampfer: 42 englische,
18 deutsche, 14 französische, 2 nordaiuerikanisehe und 1 italienischem
Segelschiffe liefen hier au in demselben Zeitraum 24, meistentheils Schoner,
welcho an den Küsten Feuerlands die Seehuudsjagd betreiben und hier ihre
Felle verkaufen.
Die Hauptesportartikel sind Seehunds- und Guanacofelle, Straufsenfelle und
Straufsenfedern. Letztere Gegenstände werden durch Tauschhandel von den
Indianern gewonnen, welche hier in Abtheilungen von 100—150 Mann zwei-
und dreimal jährlich die Kolonie besuchen. Aufserdem werden von den greiseren
Häusern am Platze Leute ausgerüstet, welche ins Innere gehen, um mit den
Patagoniern Handel zu treiben. Die Vieh- und Schafzucht nimmt allmählich
einen gröfseren Aufschwung; von den /VtM'/««ds-Inseln sind Schafe hier einge
führt worden.
Der Holzexport beginnt gröfsere Dimensionen anzunehraen, und sind bereits
mehrere Segelschiffe (jedes von 300—400 Ions) nach Buenos Ayres und den
FßfWand-Inseln abgegangen. Drei Dampfsägemühlen verarbeiten das schöne,
kernige Holz zu Brettern.
Punta Arenas ist vollständiger Freihafen; auch erhebt die Regierung
keine Steuern, ferner zahlen Briefe von resp. nach Chile kein Porto.
Die merkantilen Verhältnisse, soweit sie die Ausrüstung S. M. Schiffe
mit Proviant und Materialien etc. betreffen, sind im Wesentlichen folgende:
Frisches Rind- und Hammelfleisch ist am Orte zum Preise von 5 d. pro
Pfund spanisch beinahe täglich in gröfseren Quantitäten, Schweinefleisch zum
Preise von 7 d. pro Pfund spanisch dagegen selbst auf mehrtägige Voraus
bestellung nur ein- bis zweimal wöchentlich zu erlangen. Mehrere Bäckereien
befinden sich in der Stadt; jede Bestellung, selbst für gröfsere Schiffe, kann
in weniger als 24 Stunden effektnirt werden. Das für S. M. Kbt. „Albatroß*
beschaffte Fräsehbrod war guter Qualität und wurde in Broden zu 3*/* Pfund
spanisch geliefert.
Gemüse und Grünzeug (exkl. Zwiebeln zu dem hohen Preise von 12—13 sh.
pro 100 Stück) ist zur Zeit, selbst für die Messen, nicht zu erlangen, soll aber
im Sommer reichlich vorhanden sei» und zum Preise von 3 d. pro Pfund be
schafft werden können.
Gröfsere Quantitäten Dnuerproviant, Bohnen ausgenommen, sowie Ma
terialien werden nicht auf Lager gehalten, aufserdem stellen die Preise hierfür
sieh der nicht unbedeutenden Importkosten wegen ziemlich hoch. Bohnen da
gegen, chilenische, weifse und braune, sind reichlich vorhanden und werden zum
Preise von 14—14Vs sh. pro 100 Pfund verkauft.
Steinkohlen vverdeu nur, wie oben erwähnt, von der Firma Schröder
& Co. und zwar Oory’s Merthyr Steam Coals (Cardiff) vorräthig gehalten,
welche zum Preise von Lstrl. 3 -15 sh. pro 1000 Kilo aus dem Hulk oder aus
Leuchtern, die mit Schiffsbooten vom Hulk abzuholen sind, abgegeben werden.
Früher soll auch die Lota-Kohle zum Angebot gelangt, des geringen Absatzes
wegen jedoch wieder eingegangen sein.
Als Lieferanten für Sehiffsbednrfnisso sind aufser der Firma Schröder
& Co. die Firma F. H. Meidell nennenswerth. Trinkwasser kann aus dem nord
östlich von Punta Arenas gelegenen Minenflusse, sowie au8 dem südwestlich der
Stadt gelegenen Pantern- oder Kirchhofsflusse mittelst Schiffsbooten geholt