Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

81 
Halse für jeden mit beträchtlicher Geschwindigkeit fort)tickenden Wirbelsturm 
gelten, so würde also ein Schilf, welches sich nicht zu nahe der Bahn, aber in 
der wirbelführenden Strömung befindet, immer den Nachtheil der gröfsten 
Unsicherheit mit Bezug auf die Lage und Bewegung des Centrums haben. 
Die folgenden Beobachtungen des „Pegasus“ sind in dieser Hinsicht 
besonders lehrreich. 
1879 Juli 29 Mittag 30° 43' N-Br 129° 17' 0-I.g ESE 6—8 756,4 
, 29 2 p — — SEzS 6—9 — 
, 29 4 p — — SEzS 9 754,4 
, 29 6p — — SEzE 9 753,6 
Hier scheint der häufig als Beispiel bei den Sturmregeln angeführte Fall 
vorzuliegen: „Wenn sich ein Schilf in einem Wirbelsturm befindet und die 
Windrichtung bei zunehmender Stärke und fallendem Barometer dieselbe bleibt, 
so befindet sich der Beobachter vor dem Centrnm, gerade auf der Bahn“. 
Nach den Beobachtungen mufste man bei gewissenhafter Anwendung der Regeln 
eine nach NE auf das Schilf zu gerichtete Bahn vermuthen und lief deshalb 
auch 45 Sm vor dem Winde; in Wirklichkeit bewegte sich das Centrum (Fig. I) 
langsam nach NWzN; eine Dilferenz von 7 Strich! Die Richtungswinkel waren 
9'/s, 6'/:-, 6’/* und 8 7 2 Strich. 
Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma scheint mir in einer freieren 
Auffassung des ganzen Wesens der Stürme zu liegeu und in einer geuaueu 
Berücksichtigung der Lokalität. Vieles würde auch schon besser werden, wenn 
alle „gemachten“ Beispiele aus den Handbüchern verbannt und durch „wirkliche 
Fälle“ ersetzt würden, in denen man die Lage des Centrums genau kennt, und 
auch in diesen sollten immer Land und Wasser angegeben sein. 
Hat der Wirbel in höheren Breiten Beckenform angenommen, so ver 
mehren sich die Schwierigkeiten einer scharfen Bestimmung der Bahn, Normal 
örter kann man dann ebenfalls nicht bestimmen; wie im vorhergehenden Fall 
mufs man sich darauf beschränken, mit Rücksicht auf die Lokalität, die Lage 
und Richtung der Meerestheile, die höchste Windstärke, den Barometerstand etc. 
die Normale zu schätzen. So beobachtete Kapt. G. C. Oeberg, au Bord der 
Br. Bark „Kolga“, von Shanghai nach Nikolacfsk bestimmt, vom 2. August 1879 
12 p bis 4. August 4 p zwischen etwa 47° und 50° N-Br und in 1417z 0 O-Lg 
fortwährend Südwind. Die höchste Stärke, 5, wurde am 3. August 8 h p. in. 
beobachtet, um 12 h p. m. Schwanken, SE bis SW 4. Der Windstärke und 
Schwankung wegen uehme ich die Passage am 3. August 12 p an, obwohl 
das Barom.-Minimum erst am 4. 12 p in Castries-Bai mit 748.9 mm beobachtet 
wurde. Der Schilfsort war am 3. 12 p etwa 48° 40' N-Br und 141° 38'O-Lg; 
die geschätzte Normale WNW. 
Die hier vorgeschlagene Methode der Normalörter geht also von der 
Voraussetzung aus, dafs ein Wirbelsturm in der Nähe des Centrums am regel- 
mäfsigsten ausgebildet ist; in den seltenen Fällen, wo die Beobachtungen mit 
dieser Annahme im Widerspruch stehen (s. o. „Newchwang“) kann dor „veränder 
liche Richtungswinkel“ als Aushülfe dienen; sie läfst der Willkür in der Be 
handlung einer Beobachtungsreihe sehr wenig Spielraum und giebt im Resultate 
selber die gemachten Voraussetzungen an. Zudem ist sie so einfach, dafs 
gewifs Jeder sie ohne Weiteres anwenden kann. 
Die Bestimmung von Sturmbahnen in allen Meeren würde viel leichter, 
genauer und weniger umständlich werden, wenn jeder Kapitän ohne Ausnahme 
etwaige Normalörter in den Zeitungen des ersten angelaufenen Hafens ver 
öffentlichen und Bearbeitern oder Centralstcllen einsendeu wollte. Iu allen 
Häfen kommen die Zeitungs-Berichterstatter an Bord, so dafs der Kapitän 
keine andere Mühe als die der Mittheilung hat. Als Form würde sich etwa 
die folgende empfehlen: „1879. Am 30. Juli 2 h a. m. passirte das Centrum 
eines Wirbelsturms von SSE nach NNW; bei einer Geschwindigkeit 
des Centrums von oSm p. h. war es am 30. Juli 2 h a. m. in 27° 18' N-Br, 
125° 30' O-Lg, bei einer solchen von 10 Sm p. h. in 27° 18' N-Br, 
126° 0' O-Lg.“ 
Jede weitere Angabe über Luftdruck etc. wäre natürlich sehr erwünscht, 
zur Bahnbestimmung aber nicht absolut nöthig.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.