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Full text: 10, 1882

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niedriger und an der Ostküste von Amager ein hoher Wasserstand ist; zugleich 
veranlassen diese Winde im Sunde und im Hafen von Kopenhagen einen südlich 
selzenden Strom. 
Auf Grund dieser Beobachtungen stellt Prof. Colding für die Beziehungen 
zwischen den Winden, den Strömungen und dem Wasserstande in der Ostsee 
folgende zwei Sätze auf (s. a. a. 0. pag. 295; Resumé pag. 53): 
1. „Die Westwinde treiben das Wasser der Ostsee nach den Küsten 
von Russland hin und erhöhen dort das Wasserniveau, während dasselbe an 
den schwedischen Küsten, südlich von diesen, sowie an den südlichen Küsten 
der Ostsee und längs der dänischen Inseln niedriger ist. Dieser niedrige Wasser 
stand südlich von Falsterbo veranlafst seinerseits eine vom Sunde in die Ostsee 
fliefsende Strömung. Diese selben Westwinde treiben ferner das Wasser der 
Nordsee in das Kattegat, zu gleicher Zeit, als das Wasser des Kattegat von 
der Küste Jütlands nach den schwedischen Küsten hingedrängt wird, so dafs 
bei Helsingör ein hoher Wasserstand ist. Diese verschiedenen Wirkungen der 
Westwinde liefern vereint die Bedingungen für einen starken nach Süden durch 
den Sund setzenden Strom.“ 
2. „Die Ostwinde üben eine entgegengesetzte Wirkung aus; sie treiben 
das Wasser des Kattegat in die Nordsee und weit weg von der schwedischen 
Küste; hierdurch wird ein niedriger Wasserstand bei Helsingör hervorgebracht 
und die Bedingung für einen durch den Sund gehenden, von Süd nach Nord 
gerichteten Strom erfüllt. Andererseits häuft der Ostwind das Wasser der 
Ostsee an den dänischen Küsten südlich von Schweden an, und dieser hohe 
Wasserstand südlich von Falsterbo, verbunden mit dem niedrigen bei Helsingör, 
bringt folglich im Sunde einen verhältnifsmäfsig starken, nach Norden setzenden 
Strom hervor.“ 
Die grofse Sturmfluth vom 13. November 1872 gab Herrn Prof. Colding 
Veranlassung, seine oben erwähnten Beobachtungen und Ansichten über die 
Einwirkungen des Windes auf die Strömungen und den Wasserstand hinsicht 
lich ihrer Richtigkeit auch für andere Stellen an den Küsten der Ostsee zu 
prüfen. Dio furchtbaren und ungemein schnell sich fortpflauzenden Ueber- 
schwommungen an der dänischen und deutschen Küste standen in keinem Verhält- 
nifs zu der Stärke des Sturmes, welche nicht gröfser war, als in anderen 
Fällen, und dies führte Prof. Colding zu der Ansicht, dafs die Sturmfluth des 
November 1872 eine — wenn auch viel grofsartiger und in viel weiterer Ver 
breitung aufgetretene — Wirkung derselben Ursache sei, welche er im 
Oktober 1858 in der Umgebung von Kopenhagen nachgewiesen habe. 
Auf die von Prof. Colding au verschiedene Zeitungen und Behörden 
Dänemarks und Deutschlands gelichtete Bitte, ihm, diese Sturmfluth betreffende 
Beobachtungen und Untersuchungen einzusenden, erhielt er ca 400 Mittheilungen, 
unter diesen als die bedeutendste die Abhandlung von Herrn Geh. Baurath 
Baensch: „Die Sturmfluth an den Ostseeküsten des Preufsischen Staates vom 
12/13. November 1872. 33 S. Folio mit 10 Kupfertafeln. Im Aufträge dos 
Minist, f. Handel, Gewerbe u. öffentl. Arbeiten. Berlin, 1875.“') 
Aus den hieraus gewonnenen Angaben und aus den, ihm von dem 
dänischen Meteorologischen Institut zu Kopenhagen zur Verfügung gestellten 
synoptischen Karten über die in den Tagen vom 12.—14. November 1872 
stattgehabte Vertheilung des Luftdrucks, die Richtung und Stärke des Windes 
in dem Gebiete von Süd-Europa bis Spitzbergen und von Amerika bis in das 
Innere von Russland hat Prof. Colding auf 6 Tafeln die Wasserhöhen, den 
Luftdruck, die Geschwindigkeit und Richtung des Windes für 274 Orte inner 
halb der oben erwähnteu Gebiete in den Tagen vom 12.—14. November 
graphisch dargcstellt. Ferner hat Prof. Colding auf 8 Tafeln für diese drei 
Tage von 6 zu 6 Stunden synoptische Karten für Nord- und Mittel-Europa 
konstruirt und eine Kaite für den 13. November 2 h p. m., zu welcher Zeit die 
Ueberschwemmungen an den dänischen Küsten ihr Maximum erreichten. 
Prof. Colding fafst die sich aus diesen Karten ergebenden Schlüsse 
folgcDderaiafseu zusammen (s. a. a. 0. pag. 298—304 bezw. 56—62): 
' ) Diese auf ein reiches amtliches Material gestützte Abhandlung giebt eine sehr detaillirte 
Darstellung (in Text, Tabellen und Tafeln) des Gesammtverlaufes dieser Erscheinung nnd ihrer 
Folgen für die Stranddistrikte der deutschen Küste der Ostsee und der innerhalb derselben 
gelegenen Bauten.
	        
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