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am 30. März wieder iu See, um nach Bremen zurückzukehren. Die Reise
wurde bei ganz leichter veränderlicher Briese aus NW angetreten; später lief
der Wind nordöstlich, und am 6. April durchsegelte man bei frischem ENE-
Winde den Zehngrad-Kanal. In der Bai von Bengalen, wo Nachts stets ent
ferntes Blitzen am westlichen Horizont beobachtet wurde, flaute der östliche
Wind allmählich ab, und südlich von 6° N-Jßr herrschte nur noch ganz flauer
Zug. Als 4,5° N-Br überschritten worden war, kam die leichte veränderliche
Briese vorherrschend aus südlicher oder westlicher Richtung. Von 0,5° N-Br
ab herrschte frischer SW-Wind, bei welchem auch am 18. April der Aequator
in 91,7° O-Lg überschritten wurde.
In südlicher Breite trat der südwestliche Wind bei böigem regnerischen
Wetter an mehreren Tagen so stürmisch auf, dafs seine volle Ausnutzung
dadurch verhindert wurde. Westwind von geringerer Stärke wurde angetroffen,
nachdem 7° S-Br überschritten worden war, und ging derselbe dann bald in
Mallung und Windstille über. Nachdem später der mäfsige, vorher aus West
wehende Wind mit einer Böe seine Richtung nach NE verändert hatte, entwickelte
sich aus ihm der SE-Passat. Die äquatoriale Grenze desselben schien am
28. April in der Nähe von 10° S-Br in 93,1° O-Lg zu liegen. Nachdem sie
überschritten worden war, nahm die Reise bei dem nun angetroffenen frischen
Passat einen raschen Verlauf, und gelaugte man bis zum 8. Mai nach 22° S-Br
in 68° O-Lg. Hier, wo der kräftige Wind bei einem Barometerstände von
762,2 mm nordöstlich lief, erreichte „Beike Rickmers“ die polare Passatgrenze.
Südlich von derselben veränderte der Wind bald seine Richtung nach Nord
und wehte in Böen stürmisch. Gleichzeitig war das Wetter regnerisch, die
drohend aussehenden Wolken zogen aus verschiedenen Richtungen, und ebenso
unregelmäfsig war auch der Seegang. Nachdem später der Wind wieder
flauer geworden war, drehte derselbe durch West und Süd nach SE zurück,
und nach längerer Zeit erfolgte noch einmal iu unregelmäfsigor Weise ein
Rundlauf nach links. Ungünstige Westwinde wurden am 26. Mai unweit
32,2° S-Br in 33,4° O-Lg angetroffen; bei denselben nahm die Reise dann, da
jene oft stürmisch waren, nur einen langsamen Verlauf. Am 4. Juni überstand
„Deike Rickmers“, in etwa 34,5° S-Br und 27,5° O-Lg, einen aufserordentlich
heftigen Weststurm, bei dem das Barometer bis auf 755,7 mm fiel. Mehrere
heftige Brechseen, die während dieses Sturmes auf das Verdeck des Schiffes
stürzten, richteten dort bedeutende Zerstörungen an. Die Umsegelung des Kap
der guten Hoffnung wurde durch diese so ungünstigen Verhältnisse in solcher
Weise erschwert, dafs erst am 19. Juni die Länge dieses Vorgebirges erreicht
werden konnte. Am 24. Juni gelaugte „Deike Rickmei's“ in 10,6° O-Lg wieder
nördlich von 30° S-Br. Südlich von diesem Parallel waren 33 Tage ver
bracht worden, und auf der Fahrt über den Indischen Ocean hatte man:
10° S-Br in 93,1° O-Lg am 28. April, 20° S-Br in 75,8° O-Lg am 5. Mai und
30° S-Br in 42.3° O-Lg am 22. Mai; wie 90° O-Lg in 12,2° S-Br am 29. April,
60° O-Lg in 24,7° S-Br am 13. Mai und 30° O-Lg in 32,4° S-Br am 31. Mai
geschnitten.
Der fernere Theil der Reise verlief unter nahezu denselben Verhält
nissen, wie sie schon im Reiseauszuge des Mitseglers „Zanzibar“ angegeben
worden sind. Der von 30,5° S-Br ab wehende SSE-Wind, bei welchem „Deike
Rickmers“ wieder nördlich von 30° S-Br gelangte, ging direkt in den Passat
über, und ohne dafs später eine Störung beobachtet wurde, führte dieser
ziemlich frisch wehende Wind das Schiff zur Linie. Man überschritt dieselbe
in 20,3° W-Lg am 12. Juli, dem 18. Tage, welcher nördlich von 30° S-Br zu
gebracht worden war. 20° S-Br hatte das Schiff in 1° W-Lg am 30. Juni und
10° S-Br in 12° W-Lg am 6. Juli geschnitten.
In nördlicher Breite ging der SE-Passat ohne vorgehende Störung iu
den westlichen Monsun über. Unweit 7,8° N-Br wurde die Richtung des flauen
Windes eine westlich von Süd liegende. Derselbe wehte später nur in flauer
unbeständiger Weise. Am 18. Juli stellte sieh unweit 9,7° N-Br in 25,3° W-Lg
der NE-Passat ein, dessen sich bis nach 33,2° N-Br in 41,1° W-Lg aus
dehnendes Gebiet in rascher Fahrt durchsegelt werden konnte. Nachdem
„Deike Rickmers“ am 30. Juli den Passat verloren hatte, mufsten 2 Tage bei
Mallung und Windstille zugebracht werden, bevor es gelang westliche Winde