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Am 15. August wurde wieder auf Land abgehalten; dieses kam auch
bei heftigem Schneegestöber Nachmittags 2 h 15 m in Sicht. Das Barometer stand
auf 718,6mm, das Thermometer auf —7,6° C. Eine Annäherung an das Land
war auch jetzt nicht möglich, und es wurde wiederum beigedreht.
Am 16. August kam 4 h 30 m a. m. Land in Sicht, cs wurde 8 h 45 m a. m.
in eino Bucht eingelaufen, die nach der Klutschak’schen Karte, der Länge
und den beiden darin befindlichen Gletschern nach, ungefähr der i?o^aZ-Bucht
entsprach. Der Wind war südsüdwestlich mit Schneeböen. Nachdem nach
längerem Suchen mit den Kuttern in einer gegen West geschützten Position
Ankergrund gefunden war, wurde in 34m, blauer Schlick, geankert.
In der Nacht wurde durch allerdings nicht sehr gute Observationen an
Land festgestcllt, dafs wir uns nach der Admiialitätskartc in der SO-Ecke der
Cuinberland-V>uc\\l befanden.
Am 17. August mit Tagesanbruch wurden beide Kutter ausgeschickt, um
in den anderen Theilen der Bucht einen sicheren Ankerplatz aufzusuchen, da
der augenblickliche durch abtreibendes Gletschereis sehr gefährdet war. Vor
mittags traten heftige Schneeböen ein, und um IO 55 m trieb in einer orkan
artigen Schneeböe das Schiff mit beiden Ankern und 175 resp. 100m Kette in
tiefes Wasser. Es wurden sofort Sturmsegel gesetzt — bei den fingerdick mit
Eis bedeckten Tauen keine geringe Arbeit —, die Feuer in der Maschine vor
geholt, und während mit enormer Kraftanstrengung beide Ketten eingehievt
wurden, so dafs um l h 45™ p. m. beide Anker gokattet und gefischt waren,
trieb das Schiff aus der Bucht.
Da in der von Klutschak empfohlenen Cumberland-YSvLcht sich hiernach
gleichfalls Gletscher befanden, ebenso noch nördlicher und westlicher, und die
mir von einem früheren Whaler-Kapitän Crocker empfohlene Än/aZ-Bucht in
dieser Beziehung also nicht schlechter situirt war, so lief ich längs der Küste
dieser zu und drehte Abends bei. Zwischen der Cumberland- und Ao_y«M>ucht
wurde eine mäfsig grofse geschützte Bucht von gutem Aussehen mit einigen in
der Einfahrt liegenden flachen Felseninseln entdeckt und angelaufen, die aber
leider nicht benutzt werden konnte, da im Innern ein Eisberg von ca 20m Höhe
über Wasser gestrandet war und so den weiteren Eingang versperrte.
Am nächsten Tage war es sehr dick, so dafs Land nicht angelaufen
werden konnte. Am 19. August und am 20. Vormittags wehte es wieder aus
W und NW T bis Stärke 10 mit schweren Böen und hoher See, so dafs es
erst Nachmittags des letztgenannten Tages möglich war, unter Land zu kommen;
wir dampften in die jRoyaT-Bucht und ankerten dort um 4’ 1 20'" Nachmittags,
nachdem durch die vorangeschickten Kutter guter Ankergrund gefunden war,
in 25m Wasser, blauer Schlick.
Am nächsten Tage wurde ein cinigermafsen guter Landungsplatz und
unter Hinzuziehung des Dr. Schräder, dessen magnetische Beobachtungen ein
günstiges Resultat ergeben hatten, ein geeigneter Platz zum Bau der Häuser ge
funden; dieser wurde auch definitiv als Stationsort dor Expedition gewählt. Nach
mittags wurde der Ankerplatz etwas weiter in die Bucht, auf 18m Wasser, verlegt.
Während der Nacht war das Schiff in starken Böen ca 90m getrieben,
weshalb beide Anker gelichtet und wieder fallen gelassen wurden. An dem
nächsten Morgen wurden Boote ausgesetzt und vermittelst einer vorne und
achtern verankerten Barkasse eine Landungsbriicke nach einer an Land liegen
den flachen Klippe hergestellt und sofort mit dem Landen der Bauhölzer und
dem Wegschaffen des 1—2'/sin hohen Schnees begonnen.
Der nächste Punkt des in der Bucht liegenden Gletschers ist, 2,3 Sm
von der Station entfernt und ein Berg von 465m Höhe, nach der Station hin
nicht zu steil abfallend, ca 0,7 Sm. Gletscher scheinen fast in jeder Bucht
vorhanden zu sein, und ein Plateau, wie es hier so frei von naheliegenden hohen
Bergen vorgefunden wurde, ist jedenfalls sehr selten anzutreffen.
Der Stationsort liegt ungefähr 10m hoch über dem Meeresniveau an
einem sanft abfallenden Südabhang, der nach Norden zu durch ein 1 Sm langes
und 100m hohes Plateau begrenzt wird. 1 ) Auf dem Plateau selbst zu bauen
l) Der hinsichtlich des Standes der Sonne für den Stationsort vielleicht noch günstiger
gelegene Nordabhang des Plateaus ist ganz steil und hat kein Vorland; ein Landen an demselben
ist deshalb unmöglich.
Ann. 8. Hydr. etc., 1882, Heft XH. ft