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Dafs die mit den vertikalen Bewegungen der Luft, soweit sie ohne Kon 
densation und ohne Mischung mit flüssigem Wasser vor sioh gehen, nothwendig 
verbundene rasche Abnahme der Temperatur von etwa 1° pro 100 m in diesem 
Palle vorhanden war, ist schon auf S. 597 erwähnt. 
Da durch die Wirkung des Regens Gegenden, über welchen vorher auf- 
steigender Luftstrom geherrscht hatte, unfähig wurden, einen solchen zu unter 
halten, so konnte die Böe nur von dem kalten nach dem warmen Gebiete fort 
schreiten und nicht umgekehrt; die Hauptursache für das Fortschreiten selbst 
war dabei freilich die allgemeine Luftströmung. Jene Wirkung zeigte sich 
aber deutlich in dem Ueberspriugen oder Meiden solcher Landstrecken seitens 
der Böe, welche kurz vorher ein anderes Gewitter gehabt hatten, wie überhaupt 
solche Fälle des gegenseitigen Ausschliefsens auf Taf. 22 mehrfach zu finden 
sind. Die Gewitter weiden so gewissermafsen die aufgespeieherten Kraft- 
vorräthe während ihrer Fortpflanzung ab, wie die Sonne nach einer ui'alten 
Vorstellung den Brennstoff am Himmel in ihrer täglichen Wanderung abweidet, 
um nach dessen Verbrauch abzusterben.*) 
E. Wirbelerschoinungen, Zerstörungsstreifen und Hagelbildung. 
Wir haben im Verlaufe der Untersuchung gesehen, dafs die Böe ein verstärkter 
kurzer, aber breiter Abschnitt eines Luftsti'oms war, welcher einem ausgedehnten 
Wirbel — in der gewohnten W T eise — angehörte; und zwar hatte die Böo eine 
Stelle in diesem grofsen Wirbel inne, an welcher die Richtung der Strömung 
bis zu grofsen Höhen ungefähr dieselbe sein mufste, wie am Erdboden, in den 
untersten Schichten aber ein durch Temperaturdifforenzen gebildeter Ausläufer 
der Depression sich als Rinne diesem Luftstrom quer vorlegte. Die Krümmung 
der Wiudbahnen in diesem verstärkten Theile war, nach der Windänderung in 
der Böe, eine cyklonale und betrug in dem ungefähr 12 km langen Abschnitte 
im nördlichen Theile etwa 45°; dies entspricht einem Krümmungsradius von etwa 
16 km. Es versteht sich also nach dem Bisherigen, da die Windänderung an 
allen Orten, von denen wir Genaueres darüber wissen, ungefähr dieselbe wmr, 
von selbst, dafs das Krümmungseentrum nicht für alle Theile der Böe gemein 
sam sein konnte, sondern es sich um Nebeneinanderlagerung einer langen Reihe 
gleich gekrümmter Stromfäden handelt, soweit nicht etwa lokale Wirbelbildun 
gen vorkamen. Ob dieses Letztere der Fall war, wollen wir nun prüfen. 
Es liegt nahe anzunehmen, dafs sich in dem starken aufsteigenden Luft 
strom, welchen wir auf Fig. 3 unter und in bc angedeutet finden, bei lokaler 
Verstärkung desselben und daraus folgendem allseitigen Zuströmen zu gewissen 
Punkten, Wirbel um vertikale Axen mit beschränkter seitlicher Ausdehnung, 
also Windhosen oder Tromben, bilden können, welche in allen Beziehungen den 
Charakter dieser Erscheinungen zeigen werden. Es spricht Alles dafür, dafs 
die amerikanischen Tornados in den Fällen, wo wir es mit Tromben und nicht 
mit einfachen Böen zu thun haben, gerade in solcher Weise gewöhnlich ihre 
Ausbildung finden, wie denn auch in der Tliat recht häufig mehrere, zu einer 
Böo gehörige Tornados gleichzeitig Vorkommen und parallel mit einander fort 
schreiten. Auch in den Berichten über den Sturm vom 9. August 1881 wird, 
wie schon erwähnt, von vielen Orten über Windhosen oder Wasserhosen ge 
sprochen, und ich kann nur bedauern, dafs keine einzige der darauf bezüglichen 
Angaben zuverlässig und detaillirt genug ist, um die Umstände des Auftretens, 
ja auch nur das Vorhandensein solcher Erscheinungen bei dem von uns unter 
suchten Phänomen aufser Zweifel zu setzen. 
Indem ich so die Möglichkeit des Auftretens von Wettersäulen in Ver 
bindung mit der Böe durchaus zugebe, mufs ich andererseits den gröfsten Nach 
druck darauf legen, dafs das Phänomen im Ganzen einen durchaus abweichenden 
Charakter hatte. Als einer der deutlichsten Beweise der Tromben-Natur eines 
kurzen Sturmes wird gegenwärtig gewöhnlich die Zurücklassung einer schmalen 
und langen Zerstörungsspur durch denselben angesehen. Wenn auch bei Weitem 
nicht so ausgesprochen, wie bei nordamerikanischen Tornados, finden wir doch 
auch bei dem Sturme vom 9. August die Mehrzahl der Zerstörungen auf ge 
wissen Streifen von wenigen Kilometern Breite und bedeutender Länge ver 
einigt. Zwei dieser Streifen habe ich nun aber selbst besucht und die Lage 
>) Vgl. Ed. Brückner: Das Pflanzenschaf (Russ. Revue 1882. S. 145).