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dieser Luft, fast ganz aufgehoben wird, so ist dieselbe immerhin so weit vor
handen, dafs die Luft zwischen den Tropfen vom Sättigungspunkt entfernt wird
und keine Neigung hat zu Kondensationen; in der That liest man während
kräftiger Regenschauer häufig ziemlich weit von 100 pCt. abstehende relative
Feuchtigkeiten ab, und liegt in der Nebelfreihoit der Luft zwischen den Tropfen
der Grund zu der bekannten Thatsache, dafs man durch starken Rogen viel
weiter hindurchsehen kann, als durch mäfsigen Nebel. Iu Letzterem wiederum
ist die Erklärung gegeben für die gröfsere Tageshelle in dem Regen selbst
resp. unter a, als unter dem Wolkenwulst b; dieselbe mufs offenbar darin
liegen, dafs die 3 — 400 m Wolken resp. Nebel, welche in bc enthalten sind,
nebst der darunter liegenden, häufig selbst durch Staub und Nebel getrübten
(nicht durchgewaschenen) Atmosphäre mehr Licht fortnehmen, als die ganzen
800 m grofstropfigen Regen.
Die so herabsinkende Luft übt einen kräftigen Auftrieb aus auf die
umgebenden Luftmassen, namentlich die wärmsten an der Vorderseite des
Regenwetters. Indem diese Luftmassen aufsteigen, kondensiren sie sich in
gewisser Höhe zu mächtigen Wolkeuballen, welche den schwarzen Wolkenwulst
bilden, der dem oberen Theile der Regensäule gewöhnlich vorliegt; auch an
den Seiten findet dieses Aufsteigen, wenngleich in schwächerem Mafse, statt,
wie die punktirten Umrisse dieser Seitenwülste zeigen; bei b‘ ist dabei die
häufige Frangenbildung des Randes, bei b“ eine wahrscheinlich durch inter-
mittirendes Aufsteigen erzeugte Abtrennung des Wulstes von der oberen Wolke
in Form einer besonderen Cumulusbank abgebildet, welche zuweilen auftritt.
Dafs auch in gröfseren Lücken der herabsinkenden Luftmassen kompensirende
aufsteigende Ströme und dadurch Wolkenbildungen in niedrigerem Niveau bedingt
werden möchten, ist bei (b) augedeutet; sind die Bedingungen auch nicht so
günstig, wie an der Vorderfront, so ist dafür die Kondensation durch die
gröfsere Feuchtigkeit der Luft über dem feuchten Boden erleichtert. Doch
können wir kaum hier die Bildung solcher traubiger Cumulus - Köpfe erwarten,
wie sie bei c auftreten und wie sie nur während kräftigen Aufsteigens der
betreffenden Luftmassen existiren. Hinter dem Regenschauer sehen wir manch
mal, namentlich wenn die Erde w r arm und der Regen kurz war, niedrigo nebel
artige Wolkenfetzen (g der Figur) in der Luit schwimmen, welche wohl durch
Uebersättigung der kalton Luft der Rückseite mit Wasserdämpfen seitens des
warmen feuchten Bodens zurückzuführen sind. Ein besonderes Interesse hat
noch das unter dem Wulst b hängende leichte Gebilde /. Es ist dies die von
Hann in der Zeitschr. f. Meteor. 1880 S. 434 beschriebene „Draperie“ von
weifslich grauer oder röthlicher Farbe; sie fehlt in Fig. 2, wie denn dieser
Vorhang überhaupt nur bei besonderen Fällen, und namentlich bei Hagel
stürmen, auftritt; mit demselben ist wahrscheinlich die „tief niederhängende“
gelbe oder braunröthliche Wolke zu identificiren, welche von mehreren Beob
achtern als besonders charakteristisch beim Sturm vom 9. August 1881 angeführt
wird. Ihr zerrissenes, durchaus nicht cumulusartiges Aussehen läfst es nicht
wahrscheinlich erscheinen, dafs dieselbe durch aufsteigende Luft gebildet
werde; es ist vielmehr wahrscheinlich das Resultat einer Kondensation an der
Grenze zweier sehr verschieden warmer Luftmassen und dürfte sich nur beim
Vorhandensein sehr grofser und plötzlicher Temperaturdifferenzen — wie sie
namentlich Hagelwettern eigen sind — zeigen. Die Vertheilung der Temperatur
auf der Vorderseite der Böe habe ich durch zwei mit 20° und 25° bezeichnete
Isothermen angedeutet. Ob die eigenthümliche Färbung von Beleuchtungs-
Verhältnissen oder von elektrischen Ausströmungen abhängt, ist vorläufig
unbekannt.
Die Streifung der Regensäulen in Fig. 3 stellt die Richtung dar, in
welcher die Tropfen fallen und welche dem Auge, durch die Andauer der Netz
hautbilder, in Form von Fäden sich kundgiebt. Die Regensäulen sind nach
unten hin zurückbleibend und von ungefähr parabolischen Kurven begrenzt
gezeichnet; so oft und charakteristisch sich auch diese Erscheinung bei am
Horizonte hinziehenden Regenschauern zeigt, so ist es fraglich, wie weit deren
Verknüpfung mit den hier angenommenen Windverhältnissen richtig resp.
möglich ist, da diese auf der Vorderseite die stärkste Bewegung in der unter
sten Luftschicht zeigt. Wahrscheinlich entspricht einem solchen Falle ein nach