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Full text: 10, 1882

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Rande auf. Da dieselbe charakteristisch und lehrreich ist und dennoch ihre 
wesentlichen Züge bis jetzt, meines Wissens, noch nie hervorgehoben worden 
sind, so will ich etwas näher auf dieselbe eingehen. Es ist in der warmen 
Jahreszeit eine ganz gewöhnliche Erscheinung, dafs wir, im Zimmer sitzend, 
das Tageslicht, während die Sonne noch hoch am Himmel stehen mufs, mehr 
und mehr abnehmen sehen, dann die ersten Tropfen an die Fenster schlagen 
hören und hierauf mit dem losbrechenden kräftigen Regen eine rasche Zunahme 
der Helligkeit bemerken, welche uns gestattet, die für einige Minuten durch die 
Dunkelheit schwierig gewordene Arbeit wieder ungestört fortzusetzen, obgleich 
der Regen nun vielleicht in Strömen giefst. Beobachten wir rechtzeitig den 
Vorgang, statt nur seine Wirkungen im Zimmer wahrzunehmen, in günstiger 
Position draufsen, so sehen wir mehr oder weniger ausgeprägt das Bild, welches 
in Figur 2 nach einem besonders typischen Falle dargestellt ist, welchen ich 
am 14. August 1881 während meiner Untersucbungsfnhrt westlich von Mölln i. L. 
um 2 h 51“ p. m. beobachtete und an Ort und Stelle skizzirte. 
Unter einem Cirrostratus-Schirm, dessen vorderer, aus verschiedenen 
Formen von Cirrus und Cirrocumulus bestehender Rand eben den Zenith passirte, 
kam ein, im dargestellten Augenblicke etwa vom KW- bis zum SSW-Punkte des 
Horizonts reichender dunkler Wolkenwulst rasch heraufgezogen, unter resp. 
hinter welchem ein gleichmäfsig lichtgraues Segment sich zeigte. Etwa 10 Minuten 
später, als die Mitte des Wolkenwulstes den Zenith passirt hatte, kamen die 
ersten Tropfen, welche bald in einen kräftigen Regen von 7® Stunde Dauer, 
ohne erheblichen Wind, übergingen. Das lichtgraue Segment, welches einen 
Unerfahrenen, namentlich wenn der Wolkenwulst selbst breit ist, verleiten kann 
an ein rasches Ende des Regens und Aufklaren zu denken, ist eben die Regen 
masse selbst; es ist dabei nicht selten, dafs die so sich ankündigenden Regen 
darauf mehrere Stunden anhalten. 
Wie entsteht dieser Wolkenwulst oder dieser den Regen umsehliefsende 
Wolkenkragen? und wodurch ist die gröfsere Lichtmenge in dem Regen selbst 
(im Vergleich zum Wolkenwulst) bedingt, welche sich sowohl durch das hellgraue 
Aussehen der Regenmasse als durch die Zunahme der Tageshelle mit beginnendem 
Regen ausspricht? 
Als Antwort auf diese Fragen habe ich die folgende Figur 3 entworfen, 
welche einen idealen Längsschnitt einer regnenden Wolke darstellt, die von 
links nach rechts zieht. Dieses Schema ist aus sehr zahlreichen Einzelbeob- 
aehtungen zusammengesetzt, und kann ich daher nicht in demselben Mafse die 
Gewähr für die Richtigkeit übernehmen, wie bei Figur 2. Dasselbe (Figur 3) stellt 
ein isolirtes Regengewölk dar, welches in der Richtung nach der rechten Seite 
der Figur zieht. Die drei Regenstreifeu, welche davon herabhängen, sind an 
ihren oberen Enden mehr oder weniger — besonders der vorderste — umfafst 
von Wolkenwülsten, welche bei b und (b) vom Längsschnitt getroffen werden, 
bei b' und b“ aber aus der Ebene eines der seitlichen Ränder auf den Median 
schnitt projicirt und in gestrichelten Umrissen angegeben sind. Steht man 
unter so kann man unter günstigen Umständen in den Theil der Wolke, aus
	        
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