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Full text: 10, 1882

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1. Fall: aus s = 26000 ks = l,56,n = 1,8, v # = 18,0 folgt v = 36,1 m p. s. 
2. Fall: aus s = 15000 ks = 0,90,n = 2,0, v 0 = 18,0 folgt v = 38,3 m p. s. 
3. Fall: aus s = 45000ks — 2,70,n = 3,4, v 0 = 18,0 folgt v = 42,8mp. s. 
Der erste Fall entspricht den Magdeburger, der dritte den Swinemünder 
Aufzeichnungen, der zweite der für Wustrow gemachten Annahme; Hamburg 
und Leipzig ergeben fast 35 m p. s. Die erhaltenen Geschwindigkeiten zwischen 
33 und 45 m p. s. stimmen, als Ganzes genommen, gut mit den nach den Wir 
kungen und nach Analogie anzunehmeuden wirklichen Geschwindigkeiten überein, 
die spezielle Vertheilung derselben im Raume jedoch zeigt Widersprüche mit 
den Thatsachen, da der durch den grofseu Gesaramtbetrag der Druckzunahme 
bedingte hohe Werth bei Swinemünde der anscheinenden Unschädlichkeit der 
Böe in Pommern nicht entspricht und andererseits die Verheerungen in Mecklen 
burg auf eine noch höhere Windgeschwindigkeit hinweisen, als die hier für 
Wustrow gewonnene. Die Ursache dieser Nichtübereinstimmung dürfte in dem 
verschiedenen Verhalten der in die Böe hineingezogenen Luftmassen an diesen 
Punkten liegen; eine genauere Feststellung derselben dürfte indessen jetzt kaum 
möglich sein. 
Wiewohl ferner bei Berücksichtigung der tbatsächlichen raschen Orts 
veränderung der Böe die Verfolgung des mechanischen Vorgangs eine sehr 
schwierige wird, steht doch unter allen Umständen aufser Zweifel, dafs die 
Existenz des starken, stufenartigen Gradienten die wesentlichste Vorbedingung 
für die Orkauböe war. Die nächste Frage ist dann: was bewirkte den frag 
lichen Druck-Unterschied und dessen besondere Gestaltung? 
B) Verhältnis der Druck-Unterschiede zu den Temperatur 
unterschieden. Dafs der Ausläufer der nordwestlich gelegenen Depression, 
auf dessen Rückseite die grosse Böe stattfand, mit einem Gebiet relativ hoher 
Wärme zusammenfiel, habe ich schon auf S. 596 hervorgehoben. Diese Temperatur- 
Verthoilung, welche schon um 8 b a. m. bestand, verschärfte sich im Laufe der 
folgenden Stunden noch sehr bedeutend, so dafs um 2 h p. m. die Gegensätze 
den auf Taf. 21 dargestellteu Grad erreichten. Vergleichen wir die Auf 
zeichnungen der Thermographen zu Brüssel und Leipzig — auf gleicher 
geographischer Breite — miteinander, so sehen wir, dafs schon an den vor 
hergehenden Tagen Leipzig, entsprechend seiner kontinentaleren Lage, erheblich 
gröfsere Temperatur-Unterschiede zwischoti Tag und Nacht zeigte, als Brüssel; 
auch die Nacht vom 8. zum 9. war in Leipzig kälter, als in Brüssel; trotzdem 
am letzteren Orte die Temperatur i /t Stunde vor Sonnenaufgang plötzlich bei 
vorübergehendem Umspringen des Windes bis WNW um 2° sank, war sie, als 
die Sonne einige Minuten vor 5 h a. in. aufging, hier 16,2°, in Leipzig 15,2°. 
Während dieselbe jedoch in Brüssel bis zum Nachmittage bei wiederholten 
Windstöfsen, und um ll h a. m. starkem Regen, nur zwischen 13° und 18° hin 
und her schwaukte, stieg sie iu Leipzig bei einer durch theilweise Bedeckung 
mit dünnem Cirro-stratus nur wenig behinderten Sonnenstrahlung und schwachem 
Südwind rasch und erreichte schon um Mittag 29,7 °. Es ist leicht nachzuweisen, 
dafs bei dieser schnellen Zunahme der Temperatur der Wärmetransport durch 
den Südwind nur eine sehr geringe Rolle spielte, 1 ) und dieselbe also fast ganz 
der Wirkung der Insolation znzuschreiben ist. Schwerer ist es, eine sichere 
Antwort auf die weitere Frage zu geben, wie diese bedeutende Verstärkung 
der Strahlung zu Stande kommen konnte. Denn abgesehen davon, dafs die 
normale Temperatur-Zunahme von 5 h bis 12 h , die für Leipzig im August nach dem 
Durchschnitt aller Tage 7,5° beträgt, auch bei ganz heiterem Himmel sich (nach 
Prag) auf nur 11,7° berechnen läfst, und nicht auf 14,5®, so besteht ferner 
noch die Schwierigkeit, die Wolkenlosigkeit des warmen Gebiets bei den 
gegebenen Druckverhältnissen zu erklären; denn nach den bestehenden An 
schauungen hätte man eine vorwiegend aufsleigende Bewegung in der vorderen 
Hälfte der fortschreitenden barometrischen Rinne erwartet, und diese mufste 
in einer gewissen Höhe Wolkenbildung zur Folge haben. Da die Dampf 
spannung, wegen Abwesenheit erheblicher Dampfzufuhr durch Luftströmung 
t) Die Luft in dieser schwachen südlichen Strömung brauchte nämlich, selbst iu einiger Höhe 
über dem Boden, vier und mehr Stunden, um einen Breitengrad zurückzulegen, die Temperatur- 
Zunahme nach Süden betrug aber nur 1° bis l 1 /* 0 pro Breitengrad.
	        
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