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3*
! Ort.
Fortpflanzung j
in der Minute.
Erster Theil der Steigung.
Fernere Steigung.
Zeit.
Dauer
Minuten.
Betrag.
Strecke, km
Gradient
mindestens ,
Zeit.
Dauer
Minuten.
1
0
CQ
Strecke, km
Gradient 1
mindestens )
Hamburg . .
1.30
l h 10>"— l h 20 m
10
1,4
13
12,0
Ih20'»_lh40«i
60
0,6
78
0,9
¡1 Magdeburg .
1,12
2 b 15' n —2 h :i8" 1
23
1,8
26
7,7
2h 3810 — 4h 40m
122
1,1
135
0,9
1 I.eipzig . . .
MO
2 b 45 m —3 h 0 111
15
1,4
16
0,4
3h Ql» 5h 15m
135
1-8
148
1,2
¡1 Wustrow . .
1.40
(4h o»>— 4 h 30 m )
30
1,6
42
4,2
(4h 30m _ 5h 45m)
45
1,1
63
2,0
i Swinemfinde
1,50
4h30m — 5h Qm
30
3,4
45
8.4
5h Qm _ 5h 15m
15
_
0,5
22
JfJ
Vergleicht man hiermit die früher mitgetheilten Zeitbestimmungen des
Anfangs und Endes der Böe, so fallen dieselben in Swinemünde völlig, in Hamburg
und Magdeburg nahezu mit der Zeit der ersten Steigung des Barographen
überein; in Magdeburg soll das Steigen 5 Minuten später begonnen und geendet
haben als der Sturm, in Hamburg 7 und 2—6 Minuten früher als dieser. In
Leipzig ist der Sturm selbst uubemorkt vorübergegangen, wenigstens keine Zeit
desselben notirt. In Wustrow endlich kann, nach dem früher Gesagten, der
Anfang des Sturmes nicht später als auf 3 h 30™ und dessen Ende auf 3 h 40™
oder 3 h '45™ angesetzt werden, zu welcher Zeit nach der Barographenkurvo das
Barometer noch in starkem Fallen begriffen war. Wenn wir nun auch der
zwingenden Analogie mit deu übrigen Orten zufolge annehmen müssen, dafs die
Uhr des Barographen in Wustrow (so unwahrscheinlich dieses scheint) um
eine halbe Stunde vorging, so bleibt noch immer die zweite Schwierigkeit,
nämlich den Gegensatz zwischen dem orkanartigen Windstofs von nur etwa
10 Minuten Dauer und dem 5 /k Stunden anhaltenden, relativ mäfsigen Steigen
des Luftdrucks an diesem Orte aufzuklären. Allein cs ist nicht zu vergessen,
dafs der Barograph von Wustrow nur alle Viertelstunden eine Aufzeichnung
macht und eine kontinuirlicbe Registrirung wie jene zu Magdeburg sehr wohl
ein wesentlich anderes Bild darbieten könnte; nehmen wir z. B., wofür nichts
im Wege steht, an, dafs der Gang des Luftdrucks zwischen den Aufzeichnungen
der im Holzschnitt durch eine feine Linie angedeutet war, so haben wir ein
Steigen um 20mm in 10 Minuten oder eine ebensolche Druckdifferenz auf 14 km,
was einen Gradienten = 15,9, also gröfser als irgend eine der anderen Be
stimmungen ergeben würde.
b. Der geringe Ablenkungswinkel. Wie es die Karte Tafel 20 für
2 h p. m. zeigt, und wie alle weiteren Beobachtungen es bestätigen, war der
sogenannte Ablenkungswinkel, d. h. der Winkel zwischen den Richtungen des
Windes und des Gradienten, in der Böe nur sehr klein uud fiel er, mit Aus
nahme einzelner abweichender Fälle, allgemein zwischen 0° und 45°. Dieser
Umstand mufste die Bildung einer grofson Windstärke begünstigen, denn die
Kraft des Gradienten wirkte infolge dessen hier neben Ueberwindung der Rei
hung, fast gänzlich als Beschleunigung der Bewegung, während sie gewöhnlich
(bei gröfserem Ablenkungswinkel) zum gröfsten Theile aufgeht in der Ueber
windung der sogenannten ablenkenden Kraft der Erdrotation, genauer gesagt,
in der Ablenkung der bewegten Luftmassen von der Trägheitskurve (vgl. diese
Annalen 1880, S. 604).
Die geringe Gröfse des Winkels zwischen Gradient und Luftbewegung in
der Böe mag zu einem bedeutenden Theile davon hergerührt haben, dafs die
Luft in der Böe, aus Orten mit geringerem Gradienten hineingezogen, dadurch
im Zustande zunehmender Geschwindigkeit sich befand, für welchen die
Theorie eine Verringerung des Ablenkungswinkels als nothwendig ergiebt; allein
daneben mufs auch der Umstand wirksam gewesen sein, dafs die Krümmung
der Isobaren am hinteren Rande der Rinne niederen Druckes eine starke anti-
cyklonalo war und die aus SW heranströmenden Luftmassen beim Ex-reichen
der Druckstufe eine mit der Richtung des Gradienten in derselben nahezu
zusammenfallende Bew-egung mitbrachten. Da die Form der Barographenkurven
bei dieser Böc der Art nach wesentlich mit dem gewöhnlichen Verhalten der
Barographen bei Böen übereinstimmte, so düi-fen w-ir annehmen, dafs diese Art