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Full text: 10, 1882

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Vor l k p. m. und nach ö’/V' p. m. scheint an diesem Tage in ganz Deutsch 
land nirgends Hagel gefallen zu sein. 
6. Zur Mechanik der Böe. 
A. Verhältnis des Windes zu den Druckunterschieden, a. Die 
Druckstufe. Das barometrische Phänomen, in dessen Gefolge die Böe auftrat, 
bestand, wio schon pag. 5% beschrieben, in einer langsam nach NNW zu abfallen 
den Rinne niederen Druckes, welche am Südostrando einer Depression entstanden 
war und sich von WSW nach ENE fortbewegte, welche Druckveitheilung jedoch 
nicht viel über 600m Seehöhe hinaus sich erstreckte. Auf der Rückseite dieser 
Rinne trat die Böe ein, gleichzeitig (wie schon für Magdeburg auf S. 603 er 
wähnt ist) mit einem plötzlichen Steigen des Barometers um einen bedeutenden 
Betrag. Da die Tiefe der Rinne sich während ihres Fortschreitens nicht schi- 
rasch änderte und ähre Fortpflanzung wenig von der Richtung des stärksten 
Gradienten auf ihrer Rückseite abwich, so geben die Aufzeichnungen der 
Barographen auf den Stationen, über welche sie hinwegging, ein genähertes Bild 
von der Druckvertheilung in derselben quer zu ihrer Längenaxe; im Holzschnitt 
Fig. 1 (s. umsteh.) sind die Barographenkurven von 6 Stationen der Seewarte, sowie 
von Magdeburg und Leipzig zusamrnengestellt, und darunter ist eine graphische 
Darstellung der Luftdruckvertheilung um ‘2 h p. m. über dem fraglichen Gebiet 
nach der Karte Tafel 20 gegeben in Form zweier Querschnitte, deren oberer 
von Kölu nach Landsberg a. d. Warthe — über Magdeburg und Berlin — geht., 
der untere von Amsterdam nach Memel — über Lübeck und Rostock —, welche 
Richtungen ungefähr mit jener der Fortpflanzung des Phänomens übereiustimmen. 
Von den Barographenkurven ist nur diejenige von Magdeburg durch kontinuir- 
liche, die anderen durch viertelstündliche oder (Hamburg) 8 Mal in der Stunde 
erfolgende Aufzeichnungen gewonnen; die ganz kurzen Druckschwankungen sind 
daher nur in Magdeburg verzeichnet, wodurch der geradere Verlauf der übrigen 
Kurven sich erklärt. 
Der Mafsstab des Barometerstandes ist in allen diesen Kurven derselbo 
(1mm Bar. diff. — 4rom); jener des Raumes in den beiden untersten Kurven 
ist demjenigen der Zeit in den dar über stehenden nach Mafsgabe der mittleren 
Fortpflanzungs-Geschwindigkeit dieser Böe (73 km pro Stunde) angepafst. Um 
sie mit den von links nach rechts laufenden Barographenkurven vergleichbar zu 
machen, sind diese Durchschuitte als aus NNW gesehen gezeichnet. Der 
Mafsstab des Barometerstandes ist in allen diesen Kurven derselbe (1mm Bar. 
diff. = 4mm); jener des Raumes in den beiden untersten Kurven ist demjenigen 
der Zeit in den vorhergehenden nach Mafsgabe der mittleren Fortpflanzungs- 
Geschwindigkeit dieser Böe (73 km pro Stunde) angepafst. An den beiden 
nordwestlichsten Stationen, Borkum und Keitum, zeigt sich der Gang des Baro- 
moters als sehr stetig und die Schwankungen desselben als gering; die Böe 
reichte nicht bis zu diesen Orten. Dagegen stimmen die Barographenkurven 
von Hamburg und Magdeburg nabe mit den entsprechenden beiden Querschnitten 
der barometrischen Rinne überein; nur ist offenbar infolge der noch andauernden 
Austiefung der Rinne, resp. allgemeineren Sinkens des Barometers, der Luft 
druck um 2 b p. m. in Berlin noch etwas tiefer als in Magdeburg, während doch 
an letzterer Station das Barometer bis 2” anhaltend gefallen war, und Aohnliches 
gilt für den nördlichen Querschnitt über Hamburg-Wustrow. 
Der übereinstimmende, höchst bemerkenswerthe Zug an diesen Kurven, 
welcher sich etwas später in den Barogrammeu von Leipzig, Wustrow und 
Swinemünde wiederholt, ist die plötzliche Steigung derselben in Form einer 
Stufe auf der WSW- oder Rückseite des barometrischen Wellenthaies. Die 
Barogramme gehen im Allgemeinen nur einen Theil — die in die Richtung der 
Fortpflanzung fallende Kompoueute — des Gradienten wieder; da indessen die 
Fortpflanzung ungefähr mit der Richtung des Gradienten an dieser Stelle über 
einstimmte, so kann die Steilheit des letzteren in dieser Stufe aus den genannten 
Barogrammen angenähert bestimmt werden, wobei nur im Auge zu behalten ist, 
dass der wirkliche Gradient noch etwas gröfser gewesen sein mufs. Als Ursachen, 
welche ein verschiedenes Verhalten der Barographenkurve zu den wirklichen 
Gradienten an den verschiedenen Orten bewirken inufsten, sind vor Allem zu 
nenneu: 1) Unterschiede des Winkels zwischen dem betreffenden Gradienten 
Am a. etc-, 1882, Heft XII. 3
	        
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