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fügen: „Es waren grofsentbeils längliche, hantige Eisstücko, viele von 3 cm
Länge und 1 bis 2 cm Breite und Dicke.“
Von schwächeren und mehr vereinzelten Hagelfallen sind zunächst jene
zu nennen, welche in der Verlängerung der beiden grofsen Hagelstriche rück
wärts nach SWzS sich finden: es sind solche Bekannt geworden einerseits aus
Sasel, Wandsbeck nebst Hinschenfelde und Marienthal, und andererseits aus Kas
dorf und Siebenbäumen. Oestlick und südlich von Hamburg finden wir ferner eine
Anzahl geringerer Hagelschläge, welche nicht direkt in die Verlängerung jener
beiden Linien fallen; so einen schmalen Hagel strich auf Ochsenwerder, einen
etwas bedeutenderen, der, hei Bergedorf schwach beginnend, nach Reinbeck und
Schönningstedt verlief, ferner solche bei Louisenhof und Melusinenthal, sowie
bei Müssen (nufsgrofse, einzelne kleine Körner fielen auch in Sehwarzenbeek);
noch weiter ostwärts an der Berliner Bahn fiel 6 km östlich von Büchen in
derselben Böe ziemlich dichter, grofsen Erbsen gleicher nagel. Etwas bedeu
tender scheint der Hagelschlag gewesen zu sein, der südlich von Hamburg, an
der Bahn nach Bremen, hei den Stationen Hittfeld und Buchholz fiel; die
Schlossen werden bei diesem als „durchgängig von der Gröfse einer kleinen
Flintenkugel“ geschildert; das Fehlen aller Berichte darüber in den Zeitungeu
und bei den mir bekannten Versicherungsagenten läfst jedoch vermuthen, dafs
der angerichtete Schaden nicht sehr ausgedehnt war. Auch iu Lüneburg und
Bardowiek brachte die Böe Hagel; Genaueres ist nicht bekannt.
Fafst man die Gcsammtheit dieser Hagelschläge in Holstein und Umgebung
als ein Ganzes auf, so fallen sie iu einen breiten Streifen, in dessen Verlänge
rung nach NEzN die Insel Lolland liegt. In der That haben hier, wie schon
früher erwähnt, nicht unbedeutende Hagelfälle stattgefunden, zu deren genauerer
Umgrenzung es jedoch an Daten fehlt.
In erheblicher Entfernung von diesem Gebiete nach Osten haben wir
noch zwei Hagelschläge in Mecklenburg-Schwerin und einen in Mecklenburg-
Strelitz zu verzeichnen, welche bedeutende Intensität, aber nur geringe räum
liche Ausdehnung hatten. Der erste derselben traf die Küstengegend am Hei
ligen Damm, insbesondere die Dörfer Arendsee und Bastorf. Die Schlossen
sollen nach einer Zeitungsnachricht bis zu 4 cm im Durchmesser gehabt und
grofse Verheerungen bewirkt haben; dieselben „waren nicht weifs und rund,
sondern durchsichtig wie Glas und kantig“. Einzelne Hagelkörner sind auch
östlicher in Warnemünde gefallen. Ein fernerer Hagelstrich ist, nach Mit-
theiluug des Herrn Lehrers Tarnke in Marnitz, zwischen letzterem Orte und
Grabow im südlichen Mecklenburg niedergegangen und hat z. B. auf dem Gute
Zierzow dem in Hocken stehenden Weizen die Körner zum Theil ausgeschlagen.
Der dritte Fall aus Mecklenburg wird von Stargard berichtet; die Schlossen
sollen bis zur Gröfse einer Walnufs gehabt haben und soll viel Korn daselbst
ausgeschlagen sein.
Alle die bis jetzt betrachteten Hagelfälle fanden entweder ganz bestimmt
oder doch sehr wahrscheinlich während der grofsen Böe statt; von Segeberg
wird speziell das völlige zeitliche Zusammenfällen des Hagelwetters mit dem
Sturmwind hervorgehoben. Von den Hagelfällen am 9. August im Innern von
Deutschland scheint zur grofsen Böe nur ein solcher zu Uliyst (West von
Bautzen) um 5 h 5™ — 5 h 10“ p. m., und zu Nieder-Bischdorf, ESE von Bautzen,
um 5 ‘/i h p. m., zu gehören.
In demselben Theile von Deutschland brachte dasjenige Gewitter, welches
auf der Vorderseite der Böe etwas vor 2 h p. m. im Erzgebirge entstand (vgl.
Tafel 22), in der Nähe seines Ursprungsortes zu KosteD, NW von Teplitz, um
2 b p. m. „eigrofsen“, jedoch, wie es scheint, lokalen Hagel und auf seinem
Weiterzuge in Rumburg gegen 3 h , in Friedland gegen 4 h p. m. Hagel ohne
nähere Bezeichnung; ferner, wie schon oben pag. 716 erwähnt, in Görlitz um
3 l /* b P- m. und Bunzlau 5 h p. m. ln Görlitz zeigte „der Hagel, der daselbst bei
theilweise sonnigem Himmel und fast ganz ruhiger Luft in dichten Massen fiel,
Körner von 20mm Durchmesser und theilweise noch darüber“. Aus Böhmen
erwähnen die „ombrometrisehen Beobachtungen des böhmisehen Forstvereins“
noch von einer Anzahl anderer Stationen des äufserst dichten Netzes Hagel
oder Graupeln am 9. August, jedoch ohne nähere Angaben weder über die Zeit,
noch die Stärke desselben.