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dort gestorben waren. Am 3. Juli ging „Willem Barents“ wieder in Sec, zu
nächst nach kurzem Verweilen bei der Bären-Insel nach Vardö, um von da
aus seine eigentliche Aufgabe, die Durchkreuzung des Barents-Meeres, zu lösen.
Zunächst richtete das Schiff am 23. Juli den Kurs nordwärts und gelangte
bei zwei Vorstöfsen in das Eis, welches das Ostspitzbergische oder Nowaja-
Semlja-Meer im Norden begrenzt, am 3. August bis 77° 51' N-Br auf 44° O-Lg
und am 8. bis 77° 44' N-Br auf 36° O-Lg. Von hier aus süd- dann ostwärts
kreuzend, bekam die Expedition am 19. August den Eingang von Matotschkin-
Schar in Sicht und segelte alsdann (vom 24. bis 29. August) an der Westküste
der Nord-Insel von Nowaja- Semlja bis Kap Nassau; dort kreuzte das Schiff
bis zum 6. September, ohne landen zu können, so dafs die beabsichtigte Errich
tung eines Gedenksteins für Barents, den Entdecker von Kap Nassau, nicht
ausgeführt werden konnte. Nochmals wurde ein Vorstofs nach Norden, der
dritte, unternommen, wobei am 7. September in 78° 17' N-Br und 55° 14' O-Lg,
im Meridian von Franz-Josef-Land, die Grenze des nördlichen Eises angetroffen
wurde; hier trat die Expedition die Rückreise an, steuerte zunächst der Eis
kante entlang nach Westen und dann nach Süden und erreichte, durch an
haltenden Südwind aufgehalten, erst am 23. September Hammer fest und von
da Ymuiden am 12. Oktober.
Die zweite niederländische Polar-Expedition des „Willem Barents“, eben
falls durch freiwillige Beiträge ausgerüstet, trat die Reise am 3. Juni 1879 unter
der Leitung des Lieut. de Bruijne von Ymuiden aus au, begab sich zunächst
nach Vardö und blieb dort bis zum 13. Juli. Das Schiff erreichte die Grenze
des Treibeises bereits am 20. Juli in 76° 30' N-Br und 41° O-Lg, wendete sich
alsdann wieder südlich bis über den Parallel von 70° Nord hinaus in die Nähe
der Nordseite der Insel Kolgujev (27./2S. Juli) und am 7. August vor Matotschkin-
Schar; diese Strafse konnte unbehindert durchsegelt werden, dagegen wurde in
dem Karischen Meer Treibeis gefunden, welches ein weiteres Vordringen un
möglich machte. Der „ Willem, Barents“ kehrte daher zu der an der Südseite
von Matotschlin-Schar gelegenen G«öi'w-Bucht zurück, ankerte daselbst und segelte
am 18. August durch die Strafse nach Westen, kreuzte alsdann in weitem
Bogen nordwärts und war am 29. bei Kap Nassau; auf der östlichsten der bei
diesem liegenden Barents - Inseln wurde der oben erwähnte Gedenkstein für
Barents aufgerichtet. Anfänglich in freiem Wasser, später im Treibeise,
segelte „Willem Barents“ hierauf bis jenseits 79° N-Br (79° 32' bis 79° 49')
in ca 54Vi° O-Lg. 1 ) Hier wurden auf 16 Sm Entfernung der südlichste Theil
von Franz-Josef-Land, die in hohen Schneebergen aufsteigende Mc Clintock-
Insel, gesichtet, zum ersten Male seit ihrer Entdeckung durch die Expedition
des „Tegethoff“ unter Payer und Weyprecht. 2 ) Das Schiff näherte sich dem
die Insel umgebenden Eisgürtel bis auf ca l /z Sm Abstand, konnte aber nicht
landen und setzte den Kurs wieder südwärts, da die Witterungsaussichten sich
sehr ungünstig gestaltet hatten. Die Rückfahrt nach Norwegen war auch in der
That eine sehr stürmische; am 28. September warf der „ Willem Barents“ bei
Hammerfest Anker und kehrte kurz darauf nach Ymuiden zurück.
Die dritte Expedition des „Willem Barents“ wurde im Sommer 1880
unter der Leitung des Lieut. zur See I. Kl. H. van Broekhuijzen, welcher
schon an der zweiten theilgenommen hatte, ausgesandt, war aber im Verlaufe
der Reise von vielfachen Mifsgeschicken begleitet gewesen. Am 8. Juli verliefs
das Schiff Hammerfest, am 19. Juli wurde die Möller-Bai auf Spitzbergen und
am 24. in 76° N-Br und 42° 30' O-Lg die Eisgrenze erreicht, welche bis 51° O-Lg
verfolgt werden konnte; hier gelaugte das Schiff in offenes Fahrwasser, konnte
bequem in der Kreuz-Bai am 1. August zu Anker gehen und am 3,, ohne durch
Eis gehindert zu sein, die Fahrt nach Norden fortsetzen, in der Absicht, die
Nordspitze von Nowaja-Semlja zu umfahren und Barents’ Winterhafen aufzu
suchen. Leider aber konnte dieser Plan nicht ausgeführt werden, denn am
7. August lief das Schiff bei der Annäherung an die Kreuz-Inseln auf ein
•) S. Petermann’s Geogr. Mitth, 1880, pag. 199.
S) Am 14. August 1880 hat Leigh Smith auf seiner Dampfyacht ,Elm“ in der ‘l'hat da»
I- 'umJosef-La ml erreicht und die Küste nach Westen bis 4i>° O-Lg und 80° 20'N-Br verfolgt; er
sah von dort das Land noch über 60 km weiter nach Nordwesten ziehen.