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dum Winde abgchaltcn, denn das Schiff befand sicli zweifellos in einem Orkan.
Das Barometer fiel gleichmäßig fort; und das Schiff arbeitete schwer und nahm
zeitweise viel Wasser über, wodurch alles Bewegliche über Bord gewaschen
wurde. Um ll b a. m. befand sich das Schiff nach dem Besteck 15 Sm westlich
der Insel Lette; es wurde nun über St. B.-Bug mit dicht gereeften Schratsegeln
beigedreht. Um IO 1 ’ a. m. war das Walfischfängerboot. welches au B-B. in dcu
Davits hing, fortgeweht, und die Davits wurden durch den Wind verbogen.
Um 8’ 1 p. m. klarte cs auf, auch nahmen Wind und Seegang rasch ab,
infolge dessen wurden die unteren Marssegel und die Fock gesetzt und nach
Süden abgehalteu. Um 2 h a. m. am 26. März passirte das Schiff westwärts
der Insel Ivette; es wurden alsdann alle nur möglichen Segel gesetzt und der
Kurs auf die Ilapai-Gruppe genommen, welche erst am 29. März erreicht
wurde; vou Leite ab hatten leichte SW-Winde geherrscht.
Am 3. April erhielt man auf Ilapai zuerst Nachricht von dem furchtbaren
Orkan, welcher am 25. März auf Vavau geherrscht hatte, mithin in derselben
Zeit, als das Schiff „./o/m Weelcy“ den Orkan bestanden hatte. Am 4. April
verliefe das Schiff Ilapai, um nach Vavau zu segeln und den dortigen Ein
wohnern und den Ucbcrlebcnden von dem daselbst verloren gegangenen
Deutschen Schiff© T Don Guittemio“ Hülfe anzubieten. Am 5. April um 7 h p. m.
erreichte das Schiff Vavau lleud und drehte bei; da der Wind recht aus dem
Halen wehte, konnte kein Ankerplatz erreicht werden; noch an demselben
Abend wurde ein Boot an Land geschickt, mit dem Aufträge, alle nur möglichen
Angaben über den Orkan zu sammeln.
Der erste auf Hapai eiugetroffeue Bericht war, soweit es der Augen
schein lehrte, nicht im Geringsten übertrieben gewesen. Die Verwüstung,
welche in einigen Stunden diese schöne Insel heimgesucht hatte, war in der
That schrecklich. Die Insel ist berühmt wegen ihrer landschaftlichen Schönheit,
ihres ausgezeichneten Hafens, der durch seine schöne Umgebung und seinen
natürlichen Schutz Aehulichkeit mit Port Jackson hat, nur dafs in einigen Thcilen
ilcs Hafens das Wasser für einen sicheren Ankerplatz zu tief ist; die durch
schnittliche Wassortiefe beträgt 55 bis 91m, aber es sind auch mehrere gute
Ankerplätze mit 7,3 bis 14,6m Wasser vorhanden. Die ältesten Einwohner
können sich eines solchen Sturmes zu Vavau nicht erinnern, denn bisher war
Vavau stets von den, die 100 bis 150 Sm entfernt liegenden Inseln Tongatabu,
Ilapai u. s. w. zuweilen berührenden Orkanen verschont geblieben.
Bis jetzt ist keine Nachricht eingegangen, dafs dieser Orkan auch
Tonga-tabu berührt hat, und ist solches auch zu bezweifeln, da diese Insel
ca 100 Sm südlich von Hapai liegt, und auf Hapai selbst, ca 60 Sm von Vavau,
der Orkan nicht im Geringsten bemerkt wurde. 1 ) Zu dieser Zeit war das
Wetter daselbst nur etwas böig und schmutzig aussehend, aber das Barometer
hatte einen ruhigen Stand Es ist unzweifelhaft, (?) dafs das Centrum des Orkans
über Vavau hinweggegangen ist,*) denn die ganze Insel hat das Aussehen einer
Verwüstung, es ist kein Grashalm, kein Blatt an den stehen gebliebenen Bäumen
zu sehen. Die einem Deutschen gehörige Anlegebrücke von Nia/u (Neiafo)
ist gänzlich verschwunden, und die übrigen Anlegebrücken daselbst sind mit
Ausnahme derjenigen der Wesleyanischen Mission zum gröfsten Theile zerstört.
Die letztere hatte durch die Deutsche Brücke einigen Schutz. Das grol'se
Kopra-Haus, der Holzschuppen und das Bootshaus des Deutschen Handlungs
hauses sind umgeweht und zertrümmert; die Wohnhäuser und Speicher sind
theilwoise zerstört. Das Waarenhaus der Missionsgesellschaft ist mit dem Erd
boden gleich gemacht, das Wohnhaus des Rev. M. Oldmeadow ist stark be
schädigt, und alle Nebengebäude, Lehrerwohnung, Schulhaus etc., welche durch
gehend von Holz waren, sind umgeweht. Hecken und Gärten sind dem Erd
boden gleich.
Die schöne Kirche, deren Herstellung grofse Kosten verursacht hat, ist
gänzlich zerstört, die grofsen Pfeiler sind umgestürzt und zerbrochen, und die
l) Auch auf den Inseln der Samoa- und Fidschi-Gruppe ist zu dieser Zeit keine Spur eines
Orkans bemerkt worden; derselbe ist mithin von sehr lokaler Natur gewesen.
s) Nach einer an Bord der „Carola“ auf Grund der Wind- und Barometerbeobachtungen
konstruirten Bahnkurve dieses Orkans scheint derselbe gegen Mittag über llijo hinweg gezogen
zu sein.