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Full text: 10, 1882

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dum Winde abgchaltcn, denn das Schiff befand sicli zweifellos in einem Orkan. 
Das Barometer fiel gleichmäßig fort; und das Schiff arbeitete schwer und nahm 
zeitweise viel Wasser über, wodurch alles Bewegliche über Bord gewaschen 
wurde. Um ll b a. m. befand sich das Schiff nach dem Besteck 15 Sm westlich 
der Insel Lette; es wurde nun über St. B.-Bug mit dicht gereeften Schratsegeln 
beigedreht. Um IO 1 ’ a. m. war das Walfischfängerboot. welches au B-B. in dcu 
Davits hing, fortgeweht, und die Davits wurden durch den Wind verbogen. 
Um 8’ 1 p. m. klarte cs auf, auch nahmen Wind und Seegang rasch ab, 
infolge dessen wurden die unteren Marssegel und die Fock gesetzt und nach 
Süden abgehalteu. Um 2 h a. m. am 26. März passirte das Schiff westwärts 
der Insel Ivette; es wurden alsdann alle nur möglichen Segel gesetzt und der 
Kurs auf die Ilapai-Gruppe genommen, welche erst am 29. März erreicht 
wurde; vou Leite ab hatten leichte SW-Winde geherrscht. 
Am 3. April erhielt man auf Ilapai zuerst Nachricht von dem furchtbaren 
Orkan, welcher am 25. März auf Vavau geherrscht hatte, mithin in derselben 
Zeit, als das Schiff „./o/m Weelcy“ den Orkan bestanden hatte. Am 4. April 
verliefe das Schiff Ilapai, um nach Vavau zu segeln und den dortigen Ein 
wohnern und den Ucbcrlebcnden von dem daselbst verloren gegangenen 
Deutschen Schiff© T Don Guittemio“ Hülfe anzubieten. Am 5. April um 7 h p. m. 
erreichte das Schiff Vavau lleud und drehte bei; da der Wind recht aus dem 
Halen wehte, konnte kein Ankerplatz erreicht werden; noch an demselben 
Abend wurde ein Boot an Land geschickt, mit dem Aufträge, alle nur möglichen 
Angaben über den Orkan zu sammeln. 
Der erste auf Hapai eiugetroffeue Bericht war, soweit es der Augen 
schein lehrte, nicht im Geringsten übertrieben gewesen. Die Verwüstung, 
welche in einigen Stunden diese schöne Insel heimgesucht hatte, war in der 
That schrecklich. Die Insel ist berühmt wegen ihrer landschaftlichen Schönheit, 
ihres ausgezeichneten Hafens, der durch seine schöne Umgebung und seinen 
natürlichen Schutz Aehulichkeit mit Port Jackson hat, nur dafs in einigen Thcilen 
ilcs Hafens das Wasser für einen sicheren Ankerplatz zu tief ist; die durch 
schnittliche Wassortiefe beträgt 55 bis 91m, aber es sind auch mehrere gute 
Ankerplätze mit 7,3 bis 14,6m Wasser vorhanden. Die ältesten Einwohner 
können sich eines solchen Sturmes zu Vavau nicht erinnern, denn bisher war 
Vavau stets von den, die 100 bis 150 Sm entfernt liegenden Inseln Tongatabu, 
Ilapai u. s. w. zuweilen berührenden Orkanen verschont geblieben. 
Bis jetzt ist keine Nachricht eingegangen, dafs dieser Orkan auch 
Tonga-tabu berührt hat, und ist solches auch zu bezweifeln, da diese Insel 
ca 100 Sm südlich von Hapai liegt, und auf Hapai selbst, ca 60 Sm von Vavau, 
der Orkan nicht im Geringsten bemerkt wurde. 1 ) Zu dieser Zeit war das 
Wetter daselbst nur etwas böig und schmutzig aussehend, aber das Barometer 
hatte einen ruhigen Stand Es ist unzweifelhaft, (?) dafs das Centrum des Orkans 
über Vavau hinweggegangen ist,*) denn die ganze Insel hat das Aussehen einer 
Verwüstung, es ist kein Grashalm, kein Blatt an den stehen gebliebenen Bäumen 
zu sehen. Die einem Deutschen gehörige Anlegebrücke von Nia/u (Neiafo) 
ist gänzlich verschwunden, und die übrigen Anlegebrücken daselbst sind mit 
Ausnahme derjenigen der Wesleyanischen Mission zum gröfsten Theile zerstört. 
Die letztere hatte durch die Deutsche Brücke einigen Schutz. Das grol'se 
Kopra-Haus, der Holzschuppen und das Bootshaus des Deutschen Handlungs 
hauses sind umgeweht und zertrümmert; die Wohnhäuser und Speicher sind 
theilwoise zerstört. Das Waarenhaus der Missionsgesellschaft ist mit dem Erd 
boden gleich gemacht, das Wohnhaus des Rev. M. Oldmeadow ist stark be 
schädigt, und alle Nebengebäude, Lehrerwohnung, Schulhaus etc., welche durch 
gehend von Holz waren, sind umgeweht. Hecken und Gärten sind dem Erd 
boden gleich. 
Die schöne Kirche, deren Herstellung grofse Kosten verursacht hat, ist 
gänzlich zerstört, die grofsen Pfeiler sind umgestürzt und zerbrochen, und die 
l) Auch auf den Inseln der Samoa- und Fidschi-Gruppe ist zu dieser Zeit keine Spur eines 
Orkans bemerkt worden; derselbe ist mithin von sehr lokaler Natur gewesen. 
s) Nach einer an Bord der „Carola“ auf Grund der Wind- und Barometerbeobachtungen 
konstruirten Bahnkurve dieses Orkans scheint derselbe gegen Mittag über llijo hinweg gezogen 
zu sein.
	        
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