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Full text: 10, 1882

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und Vergleichungen mit den Messungen an Miller-Casella'scheu Tiefsee- 
Thermometern angestellt werden, welche bis zu 800 Faden (ca 1450m) Tiefe 
gut übereinstimmende Zahlenwerthe lieferten (s. a. a. 0. pag. 94). 
Die allgomeinon Ergebnisse dieser neuesten Golfstrom-Expedition lassen 
sich folgendermafsen zusammenfassen. 
1. Bodengestaltung. Oestlich von den Bahama Bänken bis zum Kap 
Ilatteras erstreckt sich ein ausgedehntes und fast ebenes Plateau, über welches 
der Golfstrom hinfliefst; in der Höhe von Kap Canaveral ist es nahezu 200 Sm 
breit und verengt sich nach Norden bis Kap IIatteras, wo die Tiefe in einem 
Abstand von 30 Sm von der Küste über 1830 m (1000 Fad.) beträgt. Dieses 
Plateau hat eine durchschnittliche Tiefe von 730 m (400 Fad.) und fällt an 
seiner Ostkante steil bis über 3660 m (2000 Fad.) ab. 
2. Bodenbeschaffenheit. Der Lauf des Golfstroms selbst wird durch die 
Beschaffenheit der Bodenproben gekennzeichnet. An jeder Seite des Golfstroms 
besteht der Boden aus weichem Schlamm, aber in dem Gebiete deä Stromes 
selbst aus kleinen harten Stücken von zertrümmerten Korallen; auf der Höhe 
von Charleston (32° 46' N-Br, 79° 55' W-Lg), wo das obenerwähnte Plateau 
eine geringere Tiefe, 550 m (300 Fad.), hat als weiter südlich, erstreckt sich 
dieser Korallenboden über die ganze Breite des Stromes. 
Der Meeresboden südlich der Breite von Charleston besteht aus hell 
gefärbtem Pteropodenschlamm, ebenso wie in dem Caraibischen Meere und im 
Golf von Mexico (s. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1881, pag. 398), und nördlich des 
Parallels von Charleston aus Globigerinenschlamm von dunkelgrüner Farbo. 
Diese Vorkommnisse zeigen, dafs die Ptcropodenreste durch den Golfstrom 
weiter nordwärts geführt werden, aber nur bis zur Höhe von Charleston, während 
andererseits die allmähliche Abnahme des Globigerinenschlammes von Kap 
Hatteras nach Süden bis zum gänzlichen Aufhören desselben bei Charleston die 
südliche Grenze des arktischen Stromes bezeichnet, welcher südlich von Kap 
Hatteras mit seinem kalten und schwereren Wasser unter den Golfstrom unter 
taucht und an der Aufsenkante des oben erwähnten Plateaus, längs der 1000 Fad.- 
(1830 m-) Linie, in der Tiefe äquatorwärts fliefst. 
3. Die Oberflächentemperaturen wurden im Sommer 1881 im Allgemeinen 
niedriger gefunden, als frühere Angaben gezeigt haben; die durchschnittliche 
Temperatur im Juni und Juli überstieg selten 28,3°, nur in zwei Fällen betrug 
sie 30° (s. Tab. sub J) und in einem einzigen (des Mittags und bei Stille) fast 
32° (s. Tab. sub D). ln 9 m (5 Fad.) Tiefe war die Temperatur durchschnitt 
lich 27,5° oder wenig darüber. An der Innenseite des Golfstroms konnte an 
der Oberfläche keine Spur des sogenannten „kalten Walles“ bemerkt werden; 
von der 200 m- (100 Fad.-) Linie, der wostlichen Kaute des Golfstromes, bis zur 
Küste scheint eine Ueberfluthuug des Wassers durch den Golfstrom stattgefunden 
zu haben, da die Temperaturen in 9, 18 und 27m (5, 10, 15 Fad.) nahezu ebenso 
hoch gefunden wurden, als an der Oberfläche in dem Strome selbst. 
4. Die Bodentemperaturen im Golfstrom waren ebenso hoch wie die in 
der Windward- und Yucatan Passage in entsprechenden Tiefen (s. „Ann. d. 
Hydr. etc.“, 1881, pag. 398). Sie war durchschnittlich 7,2° in 730 m (400 Fad.) 
Tiefe und bei Charleston in ca 550 m (300 Fad.) 10,7°; in derselben Tiefe betrug 
die Bodentemperatur auf der Höhe der George’s Bank dagegen 4,4°, ebenso 
nördlich von Kap Hatteras und von dem Golfstrom. 
Der an der Oberfläche vermifste „kalte Wall“ zeigte sich wieder am 
Boden in einem schmalen Streifen dicht bei der 200 m- (100 Fad.-) Linie längs 
des ganzen Stromes. 
5. Strömungsverhältnisse. Die durchschnittliche Geschwindigkeit des 
Stromes betrug zwischen den Bahama Bänken und Florida 3 Sm p. h; an 
manchen Stellen der Mitte des Stromes war diese gröfser, bis zu 5,4 Sm p. h. 
Nördlich von den Bahama Bänken und östlich von dem Golfstrom setzte eiu 
schwacher Strom nach SE. 
Die Stromrichtungen erwiesen sich überhaupt als sehr beeinflufst von 
dem Winde und verschoben sich bald nach Ost und bald nach West. In der 
letzten Hälfte des Juni fand die „Blake“ während eines Sturmes aus SW, 
50 Sm östlich vom Golfstrom, auf der Höhe von Charleston, einen nach SE 
setzenden Strom von 3 Sm die Stunde,
	        
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