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es abermals von dem Empfänger ab, wann es diesen Ballast erhalten wird.
Nachdem am Orte herrschenden Gebrauch ist der Kapitän gehalten, den nöthigen
Ballast von seinem Empfänger zu nehmen, oder diesem wenigstens bei der Be
Stellung den Vorzug zu geben. Dahingegen erachtet sich der Empfänger an
eine bestimmte Lieferungsfrist nicht gebunden, und nimmt deshalb das Ballast
nehmen kleiner Barkschiffe gewöhnlich über eine Woche in Anspruch.
Um nun aber nicht einseitig alle Uebelstände hervorzusuchen, sollen auch
die Vorzüge dieses Hafens erwähnt werden. Die Sicherheit dieses gegen alle
Winde geschützten Hafens mit seinem vorzüglichen Ankergrunde und das an
genehme gesunde Klima sind Vorzüge, die nicht zu unterschätzen sind. Die
Empfänger der Ladung haben in der Geschäftswelt einen guten Namen und die
von ihnen ausgestellten Wechsel sind so sicher, als wenn sie schon das Acccpt
der Bank von England trügen. Ferner verdient es anerkannt zu werden, dafs
die Kaufleute Manches zur Verbesserung der Zustände auf diesen entlegenen
Inseln gethan haben. Während z. B. noch vor einigen Jahren die Kohlen- und
Ballastleichter durch Boote bugsirt werden mufsten, geschieht dieses gegen
wärtig durch kloine Schleppdampfer, welche aufserdem auch noch die Schiffe
nach ihren Löschplätzen und nach See bringen. Aufser den Schleppdampfern
sind noch die am Lande neu errichteten Dampfkrähne zu erwähnen, die zum
Entlöschen und Beladen der Kohlenleichter dienen. Durch diese Einrichtungen
ist es möglich geworden, dafs sechs bis acht grofse Dampfer in ein bis zwei
Tagen ihren Kohlonbedarf decken können.
Nachdem bis soweit die Zustände des Hafens von Porto Grande be
sprochen sind, sollen nun noch einige allgemeine Rathschläge folgen, die
vielleicht dem einen oder dem andern meiner Standesgenossen von Nutzen sein
können. Beim Abschieds einer Kohlencharter nach Porto Grande sollten fol
gende Bedingungen gestellt werden: „Die so kurz als möglich bemessene Lösch
zeit sollte am ersten Arbeitstage nach dem Einklariren des Schiffes beginnen;
der Empfänger sollte gebunden sein, dem Schiffe in einer bestimmten Frist den
nöthigen Ballast zu liefern; die Fracht sollte nach dem eingenommenen Quantum
bedungen werden, damit, wenn der Kapitän mit dem ausgeladenen Gewichte
nicht zufrieden sein sollte, er sich an den Ablader in England halten könnte.“
Schliefslich sollte der Verfrachter bestrebt sein, die vielen Abzüge von der
Fracht zu streichen. Nach den jetzt üblichen Bedingungen wird die Fracht
folgendermafsen bezahlt: Vs Frachtvorschufs in Wechseln auf den Ablader,
zahlbar drei Monate, nachdem das Schiff England verlassen hat; der Rest nach
Ablieferung der Ladung in Porto Grande ebenfalls in Wechseln auf den Ab
lader, zahlbar drei Monate nach Sicht. Der Rheder kommt also erst etwa vier
Monate, nachdem das Schiff entlöscht ist, zu seinem Gelde. Dagegen mufs er
den Theil der verdienten Fracht, der in Porto Grande ausbezahlt wird, um die
Schiffsunkosten zu decken, dem Befrachter bis zum Verfalltage der Wechsel
mit 5 pCt. verzinsen.
Bezüglich der Route nach Porto Grande möchte ich jedem Kapitän
empfehlen, behufs Kontrollirung des Standes und Ganges seines Chronometers
entweder Madeira oder eine der Kanarischen Inseln anzulaufen. Von zwei
Schiffen, die während unseres Aufenthalts in Porto Grande einliefen und ver
säumt hatten, sich über die Richtigkeit ihrer Chronometer zu vergewissern,
wäre das eine, ein Norweger, bei der sehr diesigen Luft, die in der Nähe der
Kap Verde'sehen Inseln so häufig ist, fast auf St. Antonio gesegelt und hatte
dann einen ganzen Tag zu kreuzen, um wieder oberhalb dieser Insel zu
kommen. Das zweite, ein russisches Schiff, fand sich drei Längengrade in Lee
der Kap FerdFschen Inseln und mufste dann so lange nach Norden zurück
segeln, bis es aufserhalb des Passatgebiets war und die verlorene Länge
wieder gewinnen konnte. Die Folge war, dafs die Reise eine Dauer von
60 Tagen hatte.
Bei der Ausrüstung des Schiffes in England sollte darauf Bedacht ge
nommen werden, dafs in Porto Grande alle Schiffsartikel theuer sind. Mau
sollte sich mit 60 bis 80 Faden 5 bis 6 Zoll dicken Grastauwerks für die
Leichter, ferner mit Brettern für das Kohlenschütten, zwei Winden und einem
Dutzend Kohlenkörben versehen.