<530
und segelten später beide Schiffe längere Zeit in geringer Entfernung von ein
ander. Als „Hedwig“ am 19. Februar die Linie in 23,7° W-Lg erreichte, geschah
dieses etwa eine Wache früher als „Rossini“ es in 22,4° W-Lg that. „Hedwig“
hatte die zwischen 30° S-Br und Aequator liegende Strecke in 22 Tagen zurück
gelegt und auf derselben 20° S-Br in 2,4° W-Lg am 4. Februar und 10° S-Br
in 11,8° W-Lg am 11. Februar gekreuzt.
Den Stillengürtel, welcher zwischen 2° N-Br in 24,1° W-Lg und 4,6° N-Br in
25,4° W-Lg angotroffen wurde, überschritt „Hedwig“ in wenig längerer Zeit als
drei Tagen. Am 23. Februar erreichte man in der Nähe des letzteren Punktes
das Gebiet des später zwischen 6° und 24° N-Br am frischesten auftretenden
NE-Passats. Derselbe endete unweit 30° N-Br, indem der wieder kräftig ge
wordene Wind südöstlich lief, und bei südlichen und südöstlichen Winden
wurde fast auch der ganze letzte Theil der Reise zurückgelegt. Erst am 17. März
stellte sich beständiger Westwind ein, bei welchem drei Tage später der Hafen
von Queenstown erreicht wurde. Die Reisedauer betrug, von 9° S-Br im In
dischen Ocean ab, 102 Tage. In nördlicher Breite waren 29 Tage verbracht
worden, und hatte man dort 10° N-Br in 30,2° W-Lg am 26. Februar, 20° N-Br
in 34,8° W-Lg am 2. März, 30° N-Br iu 34° W-Lg am G. März und 40° N-Br
in 28,6° W-Lg am 11. März geschnitten. Der Mitsegler „ Rossini“, welcher
schon beim Ueberschreiten des Stillengürtels etwas zurückgeblieben war, und
der beim Durchschneiden des Passatgebiets noch mehr verloren hatte — 30° N-Br
war iu 35,6° W-Lg am 9. März geschnitten worden •— erreichte die Mündung
des Kanals am 24. März.
3. Reise des Bremer Vollscliiffes „Maryland“, Kapt. E. Kulilmann.
Am 4. Oktober 1881 befand sich das auf einer Reise von Hamburg
nach Baltimore begriffene Vollschiff „Maryland“ in Sicht von Fair Island.
Nachdem südwestliche und südliche Winde das Schiff von hier aus in zwei Tagen
uach 59,5° N-Br in 12° W-Lg geführt hatten, wurden solch anhaltend stürmische
Winde angetroffen, dafs es fast unmöglich war, ferner Länge gut zu machen.
Die Windrichtung war häufig noch eine ziemlich günstige, aber die übergrofse
Windstärke und der wild aufgeregte Zustand der See verhinderten meistens
deren Ausnutzung. Da während eines heftigen Sturmes auch das Ruder be
schädigt worden war, beschlofs Kapt. Kuhlmann, nach Süden abzuhalten und
wurde infolge dessen jede Gelegenheit benutzt, um nach dieser Richtung hin zu
gelangen. Das Passatgebiet wurde jedoch nicht aufgesucht, vielmehr mit den
südlich von 31,5° N-ßr vorherrschend aus östlicher oder südlicher Richtung
kommenden Winden nach Westen gesegelt und als südlichster Punkt am
24. November 30° N-Br in 50,5° W-Lg berührt. Die Reise nahm hier einen
einigermafsen befriedigenden Verlauf, und ohne dafs nennenswerthe Stürme
wieder zu überstehen waren, erreichte das Schiff am 10. Dezember die Chesa-
peake-BA. Die Dauer der Reise betrug von Fair Island ab 67 Tage. Während
derselben war 60° N-Br in 13° W-Lg am 11. Oktober, 50° N-Br in 23,8° W-Lg
am 25. Oktober und 40° N-Br in 23,7° W-Lg am 4. November; wie 30° W-Lg
in 31,5° N-Br am 13. November, 50° W-Lg iu 30,7° N-Br am 23. November,
60° W-Lg in 30,8° N-Br am 30. November und 70° W-Lg in 33,3° N-Br am
6. Dezember geschnitten worden. Unter den vielen während dieser Reise über
standenen Stürmen war der heftigste derjenige, welchen man am 11. Oktober
in der Nähe von 60,4° N-Br und 13° W-Lg erlebte. Dorselbe, aus SSW be
ginnend und aus NW endend, war von einem niedrigsten Luftdruck von 729,5mm
begleitet und trat in orkanai'tigen Hagelböen am stärksten auf. Zu derselben
Zeit als „Maryland“ diese Reise ausführto, vollendeten andere für die Seewarte
Journal führende Schiffe auf anderen Routen ihre Reisen nach Nordamerikanischen
Häfen. Die Pillauer nach New-York bestimmte Bark „Alpina“, welche die
Elbe am 21. Oktober verlassen hatte, durchsegelte bei stürmischem Ostwinde
Nordsee und Kanal und befand sich am 25. Oktober in Sicht von Lizard. Da
die Winde auch hier noch günstig blieben, wurde bei ihnen, wie es nur gcrathen
war, der nächste Weg zum Ziele eingeschlagen, und gelaugte man auf demselben
bis zum 7. November nach 44,5° N-Br in 40° W-Lg. An demselben Tage be
fand sich „Maryland“ in 37,2° N-Br und 23° W-Lg. „Alpina“ stand also weit