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I. Reise der Bremer Bark „Joseph Haydn“, Kapt. H. Rabbe.
Am 17. August 1881 befand sieb die von Cardiff nach Singapore be
stimmte Bark „Joseph Haydn“ in Sicht der Set%-Inseln. Mäfsige veränderliche
Winde führten das Schiff von dort aus südwärts; als 40° N-Br überschritten
worden war, wurde der Westwind beständiger, und indem er gleichzeitig auf
frischte und nördlich lief, ging aus ihm der NE-Passat hervor. Die polare
Grenze desselben schien am 27. August, unweit 35° N-Br in 15° W-Lg zu liegen.
Einen höchsten Barometerstand von 769,3 mm beobachtete man in der
Nähe von 33,5° N-Br. Das Gebiet des Passats, in welchem kein sehr bestän
diger und kräftiger Wind gefunden wurde, dehnte sieh für „ Joseph Haydn“ aus
bis nach 10,2° N-Br in 26,8° W-Lg. Unweit dieses Punktes gerieth die Bark
am 9. September in leichte, einen Tag anhaltende Mallung. Als man nach
10° N-Br in 26,4° W-Lg gekommen war, setzte der von starkem Oststrome
begleitete SW-Monsun ein. Es wurde dann über B. B.-Bug beim Winde gesegelt
und erst gewendet, nachdem man bis zum 15. September nach 3,5° N-Br in
18,5° W-Lg gelangt war. Drei Tage später pasgirte „Joseph Haydn“ den
Aequator in 24° W-Lg. Die Bark hatte die zwischen Scilly und diesem letzteren
Punkte liegende Strecke in 32 Tagen durchsegelt und auf derselben 40° N-Br
in 13° W-Lg am 24. August, 30° N-Br in 19,4° W-Lg am 29. August, 20° N-Br
in 24,7° W-Lg am 4. September und 10° N-Br in 26,4° W-Lg am 10. Sep
tember gekreuzt.
36 Stunden eher als „Joseph Haydn“ hatte das mitsegelnde eiserne, von
Cardiff nach Hongkong bestimmte Vollschiff „Melpomene“ die Linie in 22,7° W-Lg
geschnitten. Dasselbe, welches sich am 16. Anglist in Sicht von Scilly befunden
hatte, traf von dort aus zunächst günstigere Verhältnisse als ,,Joseph Haydn“
und erhielt schon am 23. August in etwa 36,5° N-Br und 14° W-Lg den
NE-Passat. Als das Vollschiff am 4. September in 12,3° N-Br und 26° W-Lg
die äquatoriale Passatgrenze erreichte, befand sich die Bark noch in 18,9° N-Br
und 25,3° W-Lg. Da dann aber „Melpomene“ mehrere Tage verlor, bevor sie
den beständigen SW-Monsun antraf, näherte sich „Joseph Haydn“ wieder, und
als jenes Schiff am 15. September in 2,5° N-Br und 20,1° W-Lg wendete, befand
sich das letztere in geringer Entfernung davon in 3,6° N-Br und 19,7 W-Lg.
Da „Melpomene“, welches Schiff 11 Stunden früher als „Joseph Haydn“ ge
wendet hatte, beim Segeln über St. B.-Bug aber wieder durch verhältnifsmäfsig
raumen Wind begünstigt wurde, konnte von demselben der Aequator schon am
16. September überschritten werden.
An demselben Tage wie „Joseph Haydn“ befand sich die nach dem
gleichen Ziele bestimmte Bark „ Willy Rickmers“ bei Scilly. Sich für die meiste
Zeit etwas westlicher als „Joseph Haydn“ haltend, rückten später beide Schiffe
nahezu gleichmäfsig nach Süden vor, und nachdem sie zur gleichen Zeit den
Passat verloren hatten, befand sich „ Willy Rickmers“ in 9,7° N-Br und
27,2° W-Lg etwa 40 Sm in südwestlicher Lichtung vom ..Joseph Haydn“ entfernt.
Als der einen Tag nach dem Aufhören des Passats augetroffene SW-Monsun
„ Willy Rickmers“ am 16. September nach 3,7° N-Br in 18° W-Lg geführt hatte,
wurde dort gewendet und am 19. September der Aequator in 23,7° W-Lg
überschritten. „ Joseph Haydn“ hatte die zwischen 50° N-Br und Linie liegende
Strecke in 32 Tagen zurückgelegt, „Melpomene“ in 31 und „Willy Rickm&'s“
in 33 Tagen.
Im Südatlantisehen Ocean begleitete der frisch und beständig auftretende
Passat den „Joseph Haydn“ bis nach 27,8° S-Br und 31,6° W-Lg. Unweit
dieses Punktes lief der Wind am 29. September, bei einem Barometerstände
von 769,4 mm — in 25,5° S-Br hatte derselbe 772,3 mm betragen — nordöstlich,
und folgten später für längere Zeit meist mäfsige SW- und SE-Winde. Der
Luftdruck, welcher bei nördlichem Winde unweit 30° S-Br einen niedrigsten
Stand erreicht hatte, nahm bei den südlichen Winden wieder rasch zu und stieg
bis auf 774,2 mm. Man beobachtete diesen höchsten Stand am 7. Oktober in
der Nähe von 33° S-Br und 17° W-Lg. Durchstehende Westwinde traf „Joseph
Haydn“ auf dem Wege zum ersten Meridian kaum an, und als man am 15. Ok
tober in 39,5° S-Br östliche Länge erreichte, geschah dasselbe auch bei nord
östlichem Winde. Es waren damals 27 Tage seit dem Passiren des Aequators